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Deine Story / 11.07.2019

Michael Nürenberg: über den Tellerrand hinaus - Teil 2

Michael Nürenberg, aus dem deutschen Dreambaits Team, ist zu Gast am Niederrhein bei Nico Brocher. Sein Ziel: den anglerischen Horizont erweitern und den Karpfen aktiv nachstellen lernen. Ein Angelstil, den Nico mittlerweile seit vielen Jahren erfolgreich betreibt. Welche Eindrücke Michael aus der Session mitnimmt und was er auf seine eigentliche Baggersee-Angelei ummünzen kann, berichtet er uns ausführlich im zweiten Teil seiner Story…

Nachdem wir am ersten Morgen des Wochenendes einige Fische fangen konnten, entschieden wir uns den Platz zu wechseln. Die Fischaktivität an der Wasseroberfläche ging in Richtung Null. Für Nico ein klares Zeichen abzuhauen! Natürlich ist es nicht ausgeschlossen hier noch einen Karpfen abzufangen, richtig effektiv ist es jedoch nicht. So wurden die wenigen großen Ausrüstungsgegenstände auf die Trollys geladen, die Polbrille auf die Nase gesetzt und losmarschiert. 

Faktor „WHY“

Genau das war der Grund meines Besuchs, der Faktor „why“. Ich wollte von Nico lernen wie er Situationen einschätzt und woran er sich orientiert. Wir hatten frühen Vormittag, am Vortag war das gesamte langgezogene Nordufer fast vollkommen von anderen Anglern besetzt. Aus der Ferne konnten wir gut beobachten, das einige Stellen bereits frei wurden und andere mit dem Einpacken begonnen hatten. Immer wieder hielten wir an, entweder um einen ruhigen Blick auf das Gewässer zu werfen oder aber um mit anderen Anglern zu sprechen. Für mich als Gastangler keine ungewohnte Situation, auch an meinen Hausgewässern tauschen sich die Angler untereinander aus. Nicht immer konnte man Ihnen Glauben schenken, Informationen gaben sie aber dennoch preis. Laut Aussage der anderen Angler habe niemand was auf diesem Seeufer gefangen, alle gingen mit leeren Händen nach Hause. In diesem Augenblick sprang ein Karpfen, nicht in direkter Ufernähe, doch wo einer ist, da sind häufig auch mehrere. Nico schaute mich kurz an und auch ich hatte den sich zeigenden Fisch registriert. Wir verabschiedeten uns und schoben stillschweigend die Karren weiter.

Gefunden

An der nächsten Angelstelle angekommen zog Nico das Kaffeeequipment hervor, setzte sich ans Ufer und begann damit ein Heissgetränk zu brühen. In dieser kurzen Zeit zeigten sich weitere Indizien an der Wasseroberfläche. Da das Gewässer unter einem enormen Angeldruck leidet, sind die Fische im Laufe der Zeit sehr scheu gegenüber Schnüren, einschlagenden Bleien und sämtlichen anderen Unruhen auf der Wasseroberfläche geworden. Das war der Startschuss, wir montierten leichte Heli Leads in 56gr mit scharfen Kamakura Haken und in Dip eingelegten Vitella Pop Ups. Da Nico sich an seinem Hausgewässer gut auskennt, war das treffen der Hot Spots kein Problem. Er nannte mir die Rutenlängen und die entsprechenden Merkmale am gegenüberliegenden Ufer und so brachten wir unsere Montagen mit nur einem Wurf perfekt in Position. Nach dem Auswerfen verteilten wir wieder mittels Wurfrohr wenige Hände Vitella und Umami Boilies. Ich musste zugeben, es ist ein tolles Gefühl seine Ruten so schnell, so leise und vor allem so präzise in eine verdammt heiße Zone auszulegen. An meinen großen Baggerseen ist durch das manövrieren mit dem Boot eine Menge Unruhe vorprogrammiert. 

18,3Kg Halbzeile in unter 10 Minuten

Die Montagen lagen noch keine Zehn Minuten im Wasser, da sauste bereits die nächste Rute ab, unfassbar! Erneut war es Nicos Rute, erneut der vermeintlich schlechteste Platz. Ich war sprachlos, ich stellte mir vor wie ich Zuhause am Baggersee sitzen würde, nach einer erfolgreichen Nacht mit drei Fischen am Morgen und den Tag vorbeiziehen ließ. Das verrückte dabei, ich wär rundum zufrieden gewesen, schließlich hätte man ja drei schöne Fische gefangen. Und hier? Hier packt man zügig zusammen, zieht weiter, sucht und findet! Man angelt direkt am Fisch und es funktionierte sogar. Natürlich kann man eine Angelart nicht auf jedes Gewässer übertragen aber die Kunst besteht darin, Teilsegmente aufzusaugen und für sich selbst umzubauen. Sozusagen einen Transfer herzustellen, nur wer sich und sein Handeln stets objektiv hinterfragt ist in der Lage zu wachsen.

Ruhe auf den billigen Plätzen!

Nach dem Versorgen des überaus mächtigen 18 Kilogramm schweren Halbzeilers standen wir wieder am Ufer. Das schöne an diesem Gewässer ist, der See ist sehr langgezogen. Man erhält einen guten Überblick über verschiedene Areale. So standen wir wieder am Ufer, ein geschärfter und konzentrierter Blick durch die polarisierten Gläser zeigte uns nichts. Keine springenden Fische, keine Blasenbildung, keine Anzeichen. 60 Minuten später wurden die Ruten wieder in den Futteralen verstaut und wir fanden uns mit durchgestreckten Armen auf dem Spaziergängerweg wieder.

Auspacken, Einpacken, Auspacken, Einpacken - ALTER!

Mit Ruhe und Entspannung hat das nicht viel zu tun, es ist eher wie auf einer Jagd. Als wir einige hundert Meter weiter Halt machten, um uns ein paar Minuten „Seeblick“ zu gönnen, verlor ich mich immer wieder in Gedanken über das, was hier eigentlich gerade passiert. Nico hingegen war komplett fokussiert. So machte er auch bereits zwei Fischaktivitäten aus, die ich völlig übersehen hatte. 

Nächster Halt, großer Wasserkörper!

Da standen wir wieder, eine Stelle am großen Wasserkörper,  belagert von jungen Leuten die ein nettes Plätzchen zum Baden gefunden hatten. Hinter Ihnen, zwei Fachidioten mit überdimensionierter Schubkarre und verstörendem Blick auf die Wasseroberfläche. Es war verrückt, es zeigten sich wirklich Fische. Ich begann damit die Distanz zu den Fischen in Rutenlängen zu schätzen und im selben Augenblick wurde mir klar, dass ich voll in der Thematik war. Ich lerne! In Wurfweite waren die Karpfen zwar nicht, jedoch schien hier ein recht großer Trupp von Karpfen zu sein. Die Kids die zum Baden hier waren war es anscheinend ziemlich unheimlich. Sie verzogen sich recht schnell und überließen uns den Platz. Uns konnte es nur recht sein. Mittlerweile hatten wir später Nachmittag und uns schien der Platz Ideal um hier unser Glück zu versuchen. Wer weiß wie lange?

Ruhe eingekehrt

Wir steckten die Banksticks mit den Bissanzeigern in den Boden, längten die Ruten auf 19,5 Wicklungen ab und warfen unsere Montagen mit Pop Ups bestückt auf ein 70m entferntes Plateau. Stets mit dem Blick auf dem Wasser saßen wir am Ufer, hinter unseren Ruten und hielten nach Fischaktivität Ausschau. Doch viel konnten wir nicht mehr sehen, so beschlossen wir die Nacht hier zu verbringen und hofften darauf das die Fische aus dem großen Wasserkörper näher Richtung Ufer kommen würden. Wir bauten unsere Camps auf und verbrachten den Abend bei gutem Essen und tollen Gesprächen.

Guten Morgen Sonnenschein

Nach einer ruhigen Nacht, wurde ich von einem langsamen aber stetigen Fullrun geweckt. Endlich! Endlich bekam ich Fischkontakt. Der Drill des Störenfrieds war mehr als unspektakulär, verdutzt und mit noch schläfrigen Augen hakte ich den mutigen Aland sanft im Uferbereich ab. Beköderte einen frischen in Dip vollgesogenen Vitella Pop Up und schmiss die Rute auf das 70m entfernte Plateau. Führte das leichte Blei sauber zu Boden und spürte ein klares „Tock!“. Die liegt gut! Nur knapp 30 Minuten später kreischte die Rolle erneut, diesmal deutlich energischer - Karpfen! Geht doch! Der Fisch blieb konstant im tiefen Wasser, keine wilden Kopfschläge, keine hektischen Fluchten. In Ufernähe herangekämpft setzte sich der Fisch in einem, für mich nicht sichtbarem Krautfeld fest. Ausgestiegen! Mein Karmakonto schien nicht gut gefüllt, nicht nur das ich von Nico förmlich abgeangelt wurde, nein, ich war sicher, dass ich soeben den schwersten Fisch des Wochenende verloren hatte.

Schnauze Voll!

Mittelschwer angefrustet starteten wir in den Morgen. Nach keinerlei sichtbaren Fischaktivitäten auf der Oberfläche nuschelte Nico zu mir: „Wenn ich alleine wäre, würde ich jetzt Feierabend machen!“ Damit konnte ich mich nur schwer abfinden, wir packten ein letztes Mal unsere Trollys voll und zogen in Richtung Parkplatz.

Zeigt euch!

Auf dem Rückweg war es schon völlig normal, immer mal wieder anzuhalten und für wenige Minuten die glatte Wasseroberfläche zu beobachten. Immerhin hatten wir es noch recht früh, eine Zeit wo wohl ziemlich an jedem Gewässer in Deutschland die Fische am aktivsten sind. Doch diesmal nicht. Auf dem knapp einen Kilometer langen Stück in Richtung Parkplatz konnten wir nichts sehen, mit jedem Schritt sank meine Laune ein wenig weiter. 

Lichtblick!

Kurz vor dem Parkplatz, an derselben Stelle wo Meister Brocher am Tag der Anreise den „Stupsnasenschuppi“ in kürzester Zeit überlisten konnte, schwammen sie ihre Bahnen. Das war meine Chance, im großen Finale doch noch einen auf die Matte zulegen. Schnell wurde eine Rute aus dem Futteral gezogen und mit Fluo gelben Pineapple Pop Up auf dem freigefressenen Sandfleck mit einem Unterhandwurf positioniert. Ein paar zerbrochene Umami Baits hinterhergeworfen und die Spannung begann.

Lerneffekt Level 10.000

Aus dem umliegenden Kraut kamen sie immer wieder auf den Spod. Sie schwammen umher, waren sichtlich nervös, nahmen aber dennoch immer mal wieder einen der Bruchstücke auf. Es war zum Mäuse melken, ich spürte richtig wie sie irgendwas zu stören schien! Nico beruhigte mich und flüsterte, „Ruhig Junge, die brauchen ein wenig, manchmal dauert es eben bis die Falle zuschlägt“.

Mir war aber recht schnell klar, dass die Karpfen in dem extrem flachen und klaren Wasser bereits Lunte gerochen hatten. Immer wieder kamen sie auf dem Spod, nahmen die gefütterten Boilies auf und schwammen wieder davon. Meinen Pop Up, den ließen sie achtlos stehen. Es reicht! Schnell wurde ein simples No-Knot Rig aus einem weichen Material gebunden und mit einem angebissenem Umami Boilie beködert. Die Rute in einem ruhigen Moment abgelegt und erneut gehofft.

Wenige Minuten später traf der Trupp Karpfen erneut ein, diesmal schlug die Falle zu! Ein Spiegelkarpfen der 13 Kilo Kategorie stieg ein, es war nicht der größte Fisch aber in diesem Augenblick sehr willkommen! Ein brachialer Drill, direkt unter der Rutenspitze begann und wurde ebenso schnell beendet. Strike! Den hab ich!

Fazit

Mit diesem Fisch ging ein anstrengendes, aber sehr cooles Wochenende zu Ende. Ich kann jedem nur empfehlen das Internet, die gewonnenen Bekanntschaften oder auch daraus resultierenden Freundschaften zu nutzen. Ein Blick über den Tellerrand hinaus, kann einen nur weiterbringen. Nutzt die Chance besser zu werden, niemals in den letzten 2019 Jahren war es so leicht wie heute. Filtert euch das spannendste raus und hört auf, ausschließlich zu konsumieren - probiert es aus!

Michael Nürenberg

Zum ersten Teil von "Über den Tellerrand hinaus" geht es hier entlang:
https://www.carpzilla.de/mag/deine-story/michael-nuerenberg-ueber-den-tellerrand-hinaus-12826.html

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Wenn Kai und ich zusammen losziehen, suchen wir immer nach einem besonderen Erlebnis und natürlich nach einem neuen Abenteuer. Ganz nach der Devise: Je größer die Wasserfläche, umso größer das Freiheitsgefühl, begaben wir uns auch dieses Mal wieder auf einen Trip ins Ungewisse. Es sollte uns endlich wieder in Richtung Norden ziehen, wo die großen Binnenmeere mit ihrer Weite, Schönheit, ihrer ganz speziellen Atmosphäre und das große Unbekannte auf einen warten.Auf der Suche nach Freiheit und dem UnbekanntenNach einigen stressigen Arbeitstagen über den ersten Mai und Himmelfahrt sollten wir uns ein paar freie Tage so richtig gut tun. Spät nach der Arbeit machten wir uns noch auf den Weg. 280 Kilometer mussten runter geschruppt werden. Wir hatten die besten Voraussetzungen, denn das Wetter war für Anfang Mai endlich frühsommerlich. Stabiler Luftdruck und konstant starker Wind aus Nord-Ost peitschte über das riesige Wasser. Solche Bedingungen sind gerade an den großen Naturseen optimal, denn Wind bedeutet oft Fisch!Da wir erst recht spät aufbrechen konnten und erst bei Dunkelheit am Wasser ankamen, lagen unsere Ruten auch erst tief in der Nacht auf ihren Plätzen. In der ersten Nacht sollte es zunächst ruhig bleiben, was den Vorteil hatte, dass wir uns zunächst einmal richtig ausschlafen konnten. Da sind sieNach einem Kaffee am nächsten Morgen, ging es erst einmal auf die Suche nach den Karpfen. Die flachen Seebereiche waren dabei natürlich unsere Anlaufstellen. So hielten wir zunächst nach frischen Fraßlöchern im Kraut Ausschau, schließlich wurde Mathias in einer großen flachen Bucht fündig. Er entdeckte einige Karpfen im Schilf. Wir fuhren langsam an sie heran und ehe wir es merkten, waren sie plötzlich überall. Was war denn hier los?Die Fische boten uns ein absolutes Spektakel. Von Scheu war nichts zu merken. 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Die Dreier-Story: Brocke, Zander und Lühnen am Ebro
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Brocke hatte gerade erst die Guidingtour mit den Carp Killers hinter sich als wir zu dritt wieder auf den Weg ins spanische Gebirge machten. Nach rund 2000 Kilometern standen wir vor einer gigantischen Wasserfläche. Im Camp von „Urlaub nach Mass“ erwartete uns Olli. Der Mann für alle Fälle in Mequinenza übergab uns unsere Papiere. Wir brachen wieder auf. Brocke lenkte den Wagen zielstrebig durch die engen Bergpässe. Irgendwann hielt der Wagen und er murmelt irgendetwas durch seinen Bart. Das macht Brocke immer, wenn er nervös ist.  Ein verlassenes Grundstück stellte unsere erste Stelle für die ersten paar Tage dar.TraumstartNach zwei Tagen waren wir schon ein bisschen verwundert, dass wir bereits 20 Fische auf der Habenseite hatten. Die Angler um uns herum erzählten uns bei der Ankunft nämlich von sehr schlechten Fängen. So ist das halt, wenn man sich Mark's Film Mequinenza Gold Rush gibt, sich eine Palette San Miguel genehmigt und auf den Dicken hofft, aber nichts dafür zu tun bereit ist. Wir fingen nicht nur in allen Tiefen, nein, wir fingen uns sprichwörtlich den Arsch wund. Die vielen Hindernisse zwangen uns die Fische zu zweit vom Boot aus zu drillen.Da ich direkt neben Björn saß, hatte ich das Glück ihn jedes Mal zum Fisch rudern zu dürfen. Dabei gab er mir grundsätzlich Kommandos im Befehlston. „Rechts! Links! Junge bist du blind?“ Irgendwie schaffte ich es aber immer wieder ihn glücklich zu machen.Unser morgendlicher Wecker war Titus, indem er uns gründlich übers Gesicht schleckte. Toller Wecker! Daraufhin ging er wie jeden Morgen stundenlang Vögel jagen. Brocke stieg hingegen ins Auto und checkte die Lage. Währenddessen konnte ich endlich das Privatgrundstück inspizieren. Das wurde mir vom Oberst (Brocke) ausdrücklich verboten.Durch die Scheibe im ersten Stock konnte ich ein Schlafzimmer ausmachen. Im Vorgarten fand ich sowohl Wasser- als auch Elektroanschluss. Zu gerne hätte ich in die Hütte reingeschaut, aber ich wollte Brocke nicht schon wieder auf die Palme bringen.Drillend ins neue JahrUm etwas Ruhe zu haben, verzog ich mich gerne hoch auf die Berge. Dort setzte ich mich auf eine alte Ruine, die Dennis den „Kummerfelsen“ taufte. Er hatte doch keine Ahnung wie fett der Ausblick hier oben war! Nach dieser Aktion taufte uns Brocke liebevoll A- und B-Hörnchen. Der Silvestertag stand an. Mit den Jungs von Poseidon und ein paar netten Österreichern saßen wir bis spät in die Nacht gemütlich zusammen. Für Dennis und mich war es die Premiere den Jahreswechsel am Wasser zu feiern. Ich fing sogar den letzten Fisch des Jahres um exakt 23.50Uhr.Einen fetten Dank nochmal an die Jungs aus dem Osten. Ohne euch wären wir unser Bier wohl nie losgeworden. Nach 6 Tagen und etwa 70 Fischen brauchten wir eine Auszeit. Björn und ich machten uns es eher gemütlich und fuhren nach Mitternacht die Ruten nicht mehr heraus. Nur Dennis war immer am Fisch! Aber in der letzten Nacht an diesem Platz hat auch er einen Biss verschlafen…Ich bekam das nur mit, weil wir dieselbe Frequenz in unseren Microns haben. Ich nahm seine Rute auf, lief zu seinem Brolly, drückte ihm die Rute in die Hand, während er noch im Schlafsack lag und legte mich einfach wieder schlafen: ein netter Zug oder nicht?In der Hoffnung ein paar größere Fische heraus zu selektieren, machten wir uns auf in eine tiefe Außenkurve. (Philipp Zander alias das A-Hörnchen)Treibgut und strapazierte NervenNaja, tiefe Außenkurve ist relativ. Wir bauten an einer Verengung des großen Seeteils auf. Um auf Tiefe zu kommen mussten wir die Ruten mindestens 150 Meter ziehen. Ich brachte es auf sogar über 300m an diesem hindernissreichen Gewässer, was mir schon nach kurzer Zeit den letzten Nerv raubte. Das sich an dieser Verengung strömungsbedingt sämtliches Treibgut sammelt wurde uns erst beim Dunkelwerden bewusst. Nach etlichen Versuchen die Schnüre von Treibgut zu befreien und wortlauten Auseinandersetzungen zwischen uns Dreien legten wir uns pennen. Ich hätte nie gedacht, dass nach dem ganzen Theater und Ziehen an den Schnüren auch nur eine Rute ablaufen würde. Doch es liefen einfach alle ab. Unfassbar! Die Fische waren voll in Fresslaune.Am nächsten Tag gingen Philipp und ich erst einmal Frustshoppen. 100€ und im Wagen war gerade einmal der Boden bedeckt. Okay, die Palette San Miguel und den Kanister Wasser hatten wir noch in unseren Händen. Geht doch oder!? Als wir den Einkauf in den Kofferraum luden wurde uns schon bewusst, dass Brocke uns den Kopf abreißen würde. Egal! Zum Glück lässt er immer alles an Philipp aus.Brocke und das FreudenfeuerNach unserem Fressrausch legten wir die Ruten neu aus und sammelten Holz für ein Lagerfeuer. Und wie bekommen wir das jetzt an? Kocherbenzin! Das mit der Dosierung hatte Brocke nicht ganz verstanden und kippte etwa eine halbe Flasche auf das Holz. Was dann geschah brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen. Ein riesiger Feuerball schoss in die Luft und Brocke landete nach einem doppelten Backflip auf meinem Brolly. Reissverschluss im Arsch! Na super! Und ich dachte das Zelt schafft ein Jahr schadenfrei.Schnell wurde der Schaden „profisorisch“ behoben und wir ließen den Abend mit ein paar Dosen Bier am Feuer ausklingen. In der folgenden Nacht stellte Philipp, bedingt des Funkboxkonzertes durch Treibgut, auf Taub und hätte beinahe nur noch mit einer Rute weiterfischen können, wenn ich nicht seine Rute nach einem Biss aus dem Wasser gefischt hätte.Beim Keschern des Fisches hörte ich meine weite Rute ablaufen und wie sollte es auch anders sein, niemand bewegte sich aus dem Zelt. Das gibt Saures! Nach einem gehörigen Arschtritt ruderte Philipp mich zum Fisch. Stress pur! Aber deshalb waren wir hier. Wir fingen weiterhin Fische, viele Fische! Nach drei Tagen Kampf mit dem Treibgut beschlossen wir erneut den Platz zu wechsln. (Dennis das B-Hörnchen)"Moven bringt immer neue Motivation"Am Morgen der Abreise vom Treibgutplatz war es mein Part erst einmal Einkaufen zu fahren. Dennis verdonnerten wir zum Packen und Aufräumen, während ich mich mit Philipp auf ins nächste Dorf machte. Nachhilfeunterricht im Supermarkt war angesagt! Resultat der Unterrichtsstunde: 50€ für eine Woche a drei Leute im Gegensatz zu den beiden Hörnchen, die es schafften 100€ für zwei Tage zu verprassen. Hochzufrieden fuhren wir zurück zu Dennis.Mit all unseren Sachen fuhren wir anschließend weiter flussabwärts. Nach guten 30 Kilometern Berg- und Talfahrt durch Schluchten und engen Bergpässen fanden wir irgendwie den Weg nach Materana. Nach kurzer Diskussion beschlossen wir erst einmal Location zu machen. Nach einer wilden Irrfahrt fanden wir zwei verzweifelte Deutsche auf einer „Pelletmeile“ (Anmerkung der Redaktion: Eine sogenannte Pelletmeile ist ein Uferabschnitt, an dem das ganze Jahr über von Angelcamps für ihre Gäste mit Pellets angefüttert wird.) Nach kurzem Smalltalk erhielten wir die Info, dass die beiden auf diesem Abschnitt drei Fische in der letzten Woche gefangen haben.Flach oder tief?B-Hörnchen (Dennis) wollte wieder im Tieferen fischen, während ich lieber im Flachen fischen wollte. A-Hörnchen (Philipp) war mal wieder alles scheißegal. Ein kleiner Bergpass führte uns ans Wasser. Beim ersten Blick über die engen Felsen fielen A-Hörnchen und B-Hörnchen die Kinnlade herunter. Das Wasser brodelte hier nur so vor Fisch! Wir legten uns an einem kleinen Platz im Steilhang nieder. Hier konnten wir einen großen Bereich abspannen. Die Ruten lagen schnell auf ihren Plätzen. Gerade machten wir uns es am Abendessen gemütlich als eine große schwarze Wolkenwand über die Berge hervorzog. Auf einmal war totenstille zwischen A- und B-Hörnchen und ein Mistral peitschte durch die Felsspalten. Wir verkrochen uns lieber. Der Sturm hielt die ganze Nacht an. In der Nacht pfiffen alle Ruten nacheinander ab, wie sollte es auch anders sein... Weil A- und B-Hörnchen die gleiche Frequenz in ihren Piepern hatten, habe ich die Bisse so gut wie nie mitbekommen.Mitten in der Nacht lief meine linke Rute ab. A-Hörnchen ruderte mich zum Fisch, während meine rechte Rute los lief. B-Hörnchen nahm die Rute auf. Völlig orientierungslos paddelte A-Hörnchen zurück zum Ufer. Als wir uns etwa vier Mal drehten, war Bambule angesagt. B-Hörnchen lachte sich tot, während ich A-Hörnchen Ruderbefehle gab. Als wir am Ufer ankamen, beschloss A-Hörnchen nicht mehr mit mir Boot zu fahren. Ich nahm die andere Rute auf, aber der Fisch hing bereits fest. Am Ende konnten wir jedoch beide Fische landen.Flacher, flacher, am flachsten…Der Sturm hinderte uns daran, die Ruten noch einmal neu zu legen. Die letzten Tage auf diesem Platz verliefen fast harmonisch. Vor Ende des Trips wollten wir noch ein letztes Mal moven. A- und B-Hörnchen wollten natürlich zusammenbleiben und klebten aneinander wie siamesische Zwillinge. Die beiden waren einfach zu süß, um sie zu trennen. Kurzerhand packte ich alles in meine Falte und suchte mir einen Platz im Steilhang, um noch weiter ins Flache fischen zu können. Nachdem ich meinen neuen Platz bezogen hatte, dauerte es nur wenige Stunden bis die beiden Hörnchen an mir vorbei paddelten. „Was du kannst, können wir auch und zwar noch flacher!“Die beiden verschwanden hinter einer großen Schilfbucht und verschanzten sich auf einer Kiesbank. Dort war das Wasser so klar wie in einer Lagune. Der Abend brach herein. Die Platzwahl meinerseits erwies sich als Volltreffer. Ich konnte viele Fische fangen und das in Wurfweite. Im flachen Flussbett biss es wie verrückt.Nach zwei Tagen und etlichen Fischen trafen wir uns am Auto wieder. Mit breitem Grinsen im Gesicht fingen wir an das Auto zu beladen und die 2000 Kilometer nach Hause anzutreten. Auch beim Einpacken schaffte es A-Hörnchen den Vogel abzuschießen. Als B-Hörnchen und ich damit beschäftigt waren, alle Sachen auf das Auto zu laden, musste sich A-Hörnchen erst einmal waschen.Diese Zeilen entstanden kurz vor der Heimreise im Januar 2014, die uns noch bis heute zum Halse raushängt… (Björn der Obermacker-Guide)Fazit der Geschichte: Wir hatten Spaß wie Sau. Wir würden es jederzeit wieder machen und der Ebro ist eine echte Alternative zu Südfrankreich!Peace!Brocke, Phil, Lühn und Titus(Björn Brockmann, Philipp Zander, Dennis Lühnen und Titus - Björns Hund)

David Rosemeier: Lockdown-Blog #4 - Auf die Fresse am Montbel
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Deine Story 04.05.2021

Unser Chefredakteur David Rosemeier ist gemeinsam mit Videographer Kai Thiry trotz verschärften Maßnahmen nach Frankreich aufgebrochen, um das Frühjahr im Süden einzuleiten. Doch wie sind die Regelungen vor Ort? Wie reagieren die Menschen auf ausländische Angler? Und wie schaffen die Zwei es, sich trotzdem an die Regeln zu halten? David berichtet in seinem Lockdown-Blog:Nach einer kräftezehrenden Fahrt liegt er im schönsten Abendlicht vor uns: Der See mit den Tausend Bäumen. Eingebettet in ein Tal, dessen Hänge von blühenden Rapsfeldern überzogen sind. Wir sind vom ersten Anblick des Sees so angetan, dass wir einen kurzen Zwischenstopp auf einem der Hügel einlegen, um diese wunderschöne Kulisse auf uns wirken zu lassen. Als wir langsam über einen Feldweg ans Wasser rollen, holt uns die Realität wieder ein: noch eine Stunde bis Lockdown!Wir beschließen, noch eine kurze Runde mit der Falte zu drehen, um uns einen Überblick zu verschaffen und damit wir in den frühen Morgenstunden keine kostbare Zeit vergeuden. Während ich das Boot startklar mache und das viele Totholz im Wasser ansteuere, sucht Kai eine flache Bucht mit seiner Drohne ab. Schon kurze Zeit später läuft er mir aufgeregt am Ufer entgegen, schließlich hat er zwei Fische ausfindig machen können. Ein gutes Zeichen für den folgenden Tag.Viel Schlaf? Nix da!Wir legen uns ab und hoffen auf eine ruhige Nacht. Hätten wir lieber zuvor noch einen Blick auf die Wetterapp geworfen, denn wie aus dem Nichts kommt Wind auf – und wie! Am nächsten Morgen ist alles voller Staub und Sand, doch wir wollen uns die Chance nicht nehmen lassen, in diesem See einen Karpfen zu fangen. Kai steuert die flache Bucht an, in welcher er am Vortag die Karpfen gesehen hat. Ich platziere meine Ruten rund um das zahlreiche Totholz, dass sich überall aus dem Wasser erstreckt, eine wirklich skurrile Angelei und bei dem Wind auf der Falte auch irgendwie beängstigend.Wir erholen uns mit einem starken Kaffee von der windigen Nacht, als Kais linke Rutenspitze anfängt zu Wippen. Vielleicht ist etwas in die Schnur getrieben? Als das Wippen jedoch nicht aufhört, schwingt sich Kai in die Falte und fährt dem Etwas am Ende der Schnur entgegen. Kurze Zeit später sehe ich ihn jubelnd zurückkommen. Er hatte tatsächlich einen Karpfen im Schlepptau. Zwar kein Riese, doch in Anbetracht der wenigen Zeit und dem starken Wind, zählt jeder Fisch!Das Ziel vor AugenMit zittrigen Fingern gebe ich das nächste Ziel in das Navi ein, auf welches ich mich persönlich am meisten gefreut habe: Wir fahren an den Montbel! Ein riesiger See, verzweigt, unterteilt, glasklar und die Heimat von einigen wunderschönen Fischen. Wir treffen auf zwei Karpfenangler, die am Vortag von der Polizei hochgenommen worden. Auch im Süden von Frankreich ist die Ausgangssperre ein heikles Thema.Nach kurzer Location steuern Kai und ich mit den Booten eine flache, verkrautete Bucht an, die mit Fraßlöchern übersäht ist und förmlich nach Karpfen schreit. Sehen tun wir zwar keine, aber wir haben zwei Tag Zeit im Gepäck und Bock uns auf dieses Abenteuer einzulassen.Ein Unglück kommt selten alleinDer Wind hat nachgelassen und während Kai die Bucht nach Spots absucht, heißt es für mich erneut: Strategisch Angeln! Eine Rute kommt an die gegenüberliegende Uferkante, eine vor ein unscheinbares Krautfeld, dass sich bis in tieferes Wasser zieht und eine Rute auf weite Distanz in einen Übergangsbereich. Ich kürze hier ab: Am ersten Tag passiert rein gar nichts. Irgendwie auch kein Wunder, bei diesem klaren Wasser. Als wir am zweiten Tag in der Morgendämmerung sechs Ruten im Rennen haben, passiert alles ganz schnell. Kai bekommt einen Lauf in der Bucht. Während wir dem Fisch entgegenfahren, läuft meine Rute am gegenüberliegenden Ufer ab. Shit, was nun?Zu allem Übel, steigt Kais Fisch kurze Zeit später im dichten Kraut aus. Als ich meine Rute aufnehme, ist der Fisch bereits die Kante hoch geschwommen und hat zwei Bäume erreicht, die in einer unscheinbaren Ecke ins Wasser ragen. Ich merke die Reibung jedoch zu spät und nach einer kräftigen, kurzen Flucht, verabschiedet sich auch dieser Fisch in die türkisenen Fluten. Zwei Fisch in fünf Minuten verloren, wir wissen gar nicht wie uns geschieht und setzen uns erstmal verdattert neben die Ruten.Macht euch gefasstIn den nächsten Stunden passiert natürlich nichts mehr und stehen vor einem großen Fragezeichen: Hier bleiben oder weiterziehen? Vermutlich würde hier in den nächsten Tagen noch etwas beißen, aber einen Eindruck vom See haben wir bereits bekommen. Also nichts wie zusammenpacken und weiterfahren. Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, was wir während unseres Roadtrips eigentlich alles auf uns genommen haben, aber so ist das eben, wenn man viele Gewässer sehen möchte! Und eines kann ich euch versprechen: Die Entscheidung weiterzuziehen war goldrichtig!Zu den anderen Lockdown-Blog-Parts von David gelangt ihr hier:https://www.carpzilla.de/stichworte/lockdown

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Unser Chefredakteur David Rosemeier ist gemeinsam mit Videographer Kai Thiry trotz verschärften Maßnahmen nach Frankreich aufgebrochen, um das Frühjahr im Süden einzuleiten. Doch wie sind die Regelungen vor Ort? Wie reagieren die Menschen auf ausländische Angler? Und wie schaffen die Zwei es, sich trotzdem an die Regeln zu halten? David berichtet in seinem Lockdown-Blog:Wir schalten einen Gang zurück, zumindest, was die Gewässergröße anbelangt. Ein weiterer Stausee steht auf dem Plan, jedoch mit weniger Steinen und schroffen Ufern. Idyllisch eingebettet in ein kleines Tal, scheint dieser See genau das zu sein, was wir nach dem Montbel brauchen: eine Art Motivationsgewässer, mit gutem Bestand. Der Frühling ist hier schon mit großen Schritten vorangeschritten, die umliegenden Felder erstrahlen im saftigen Grün und auch die Wassertemperatur ist mit 16 Grad schon wirklich ansehnlich. Nach den vielen Gewässern, Kilometern auf der Autobahn und Nächten in der Karre, schwindet langsam meine Kraft. Kai jedoch strotzt nur so vor Energie und Motivation und treibt mich an. Also alles wieder ausladen, die Boote aufbauen, beladen und ab aufs Wasser. Klingt für Karpfenangler im Lockdown mit Entzugserscheinungen nach der schönsten Prozedur der Welt, aber macht das mal jeden Tag! Wir steuern eine flache Bucht an, welche wir auf Maps ausgemacht haben und werden schnell fündig: Überall huschen Schatten umher. Bingo!Schnell im RennenWährend ich mein Geraffel zu einer strategischen Stelle paddle und alles nach und nach aufbaue, versucht Kai sein Glück beim Stalking. Er hat seine Maiskörner gerade ins Wasser geschnickt, als seine Rute bereits läuft. Ein kleiner, hübscher Schuppi ist das Ergebnis und bildet den Einstand an diesem Gewässer. Tagsüber passiert wieder mal nichts. Also heißt es erneut: Plätze füttern und ab zum Auto. Ach, wie schön es doch ohne Ausgangssperre und Corona sein könnte. Hilft alles nichts und wir versuchen bei ein paar kühlen Bier und Filets in der Pfanne, etwas Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen.Trübe AussichtenAm nächsten Morgen sind wir wieder bereit, anzugreifen und paddeln über den See, der in eine dicke Nebelsuppe gehüllt ist. Zwei Ruten kommen in die flache Bucht, in welcher wir Tags zuvor die Karpfen gesehen hatten, die anderen verteilen wir rund um unsere Landspitze. Kai scheint für diesen See irgendwie ein Händchen zu haben und drillt nach kurzer Zeit den ersten Schuppenkarpfen in einer winzigen Bucht, während ich versuche, den fehlenden Schlaf nachzuholen. Immer wieder wache ich auf und höre irgendwo Kais Bissanzeiger piepen. Gerne hätte ich ihm geholfen, aber ich war nach all den Strapazen einfach platt. Als ich gegen Mittag aufwache, grinst mich ein übermüdeter, aber auch überglücklicher Kai an: drei Karpfen hat er über den Vormittag verteilt fangen können. Darunter ein dicker Schuppi und ein bildhübscher Spiegler. Wir freuen uns über die Fische und ich knipse sie ihm der Reihe nach ab. Wir fühlen uns angekommen und wohl an diesem See. Als am Nachmittag der nächste Schuppi beißt, den ich vom Boot in feinster südfranzösischer Frühlingssonne drille, scheint unser Glück perfekt.Zuschauer in UniformDoch auch hier, im tiefsten Süden, ist die Polizei präsent. Zwei Beamte beobachten den Drill aufmerksam vom gegenüberliegenden Ufer. Aber uns bleiben noch zwei Stunden, bis wir wieder zum Auto müssen, also alles im grünen Bereich. In den Abendstunden folgt der Schock: Es ist Freitag und ab Montag soll ganz Frankreich zum Risikogebiet erklärt werden, mit flächendeckenden Ausgangssperren: Rien ne va plus! Wie gerne hätten wir an diesem See noch ein paar Stündchen geangelt, aber vor uns liegen viele Kilometer, die wir nicht am Stück abreißen wollen. Wir entscheiden uns einen Zwischenstopp an der Rhone einzulegen und erreichen den Fluss nach einer kurzen Polizeikontrolle ohne weitere Zwischenfälle. Langsam fließt sie vor uns dahin, doch dieser Anblick ist nichts im Vergleich zu dem, was uns gegen Abend erwarten würde: Mistral! Von vorbeifahrenden Franzosen vorgewarnt, erleben wir schon die zweite Sturm-Nacht auf diesem Tripp. Am nächsten Morgen ist gefühlt alles sandgestrahlt. Zwar hatten wir in den Abendstunden noch probiert, unsere Ruten mit dicken Steinmontagen abzulegen, doch bei Mistral auf dem Faltboot, noch dazu auf einem so großen Fluss, wäre lebensmüde und keinen Fisch wert – so unsere Meinung.Alles auf eine KarteEin Zwischenstopp bleibt uns noch und wir setzen an einem Flachlandsee in Zentralfrankreich alles auf eine Karte, um doch noch den Abschlussfisch unserer Tour zu fangen. Doch der Kälteeinbruch, gepaart mit eiskaltem Nord-/Ostwind vernagelt allen Fischen wohl die Mäuler. Kai macht sich am nächsten Morgen auf den Heimweg nach Luxemburg, aber ich habe noch ein Ass im Ärmel! Eine kurze Sprachnachricht später, verabrede ich mich mit Kumpel Guido an einem kleinen Fluss, der sich durch die Grenzregion schlängelt. Hier sollen Karpfen schwimmen? Zweifel kommt kurz auf, aber Guido zeigt mir ein paar Fangbilder und ich bin wieder Feuer und Flamme. Nach einem entspannten Plausch und leckerem Abendessen versuche ich, etwas Kraft zu tanken und platziere in den Morgenstunden zwei Ruten unmittelbar vor meinen Füßen. Innerhalb kürzester Zeit gelingt es uns, gleich drei Flusskarpfen zu fangen. Davon zwei wunderschöne, alte Spiegler, die den Fluss bestimmt seit vielen, vielen Jahren ihr Zuhause nennen – der perfekte Abschluss der Frankreich-Tour! Mit etwas Wehmut verlasse ich Frankreich und passiere die Grenze, ohne auch nur einen einzigen Beamten dort zu sehen.Zwei Wochen mit unglaublich vielen Eindrücken, Rückschlägen und Glücksmomenten liegen hinter uns. Kai, es war mir ein Fest! Drücken wir die Daumen, dass der Lockdown bald endlich ein Ende hat!Zu den anderen Lockdown-Blog Parts von David geht es hier entlang:https://www.carpzilla.de/stichworte/lockdownSchon in Kürze machen sich die beiden wieder auf, um in ein neues Abenteuer zu starten, seid gespannt!

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Nash Marc and Alan