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Deine Story / 28.08.2017

Nico Brocher: Fang den Leder!

Es gibt Fische, die lassen einen nicht mehr los. Nico Brocher, ging es so mit einem Leder, einem richtig großen Leder. Drei Jahre versuchte er ihn zu fangen - erfolglos. Als er los ließ und sich neuen Aufgaben widmete, spürte er schnell, dass der Leder ihm trotzdem nicht aus dem Kopf gehen wollte. Er musste es einfach nochmal versuchen... Wie er bei seinem Comeback vorging und was dabei herumkam, lest ihr in Nicos Story auf Carpzilla:

Fast jeder von uns kennt es doch, oder? Da gibt es diesen einen Fisch im See, den man selber einfach nicht fängt. Bei mir handelte es sich bei diesem einen, ganz besonderen Fisch, um einen großen Lederkarpfen. Eigentlich war meine intensive Zeit an diesem Gewässer schon vorbei, drei Jahre hatte ich dort viel Zeit verbracht. Doch ich raffte mich noch mal auf, um dieses eine fehlende Puzzle-Teil zu jagen. Wie es ausging, lest ihr hier:

Mein Plan

Zum ersten Mal sah ich diesen Fisch im Sommer 2013 auf der Matte von einem Kollegen. Damals wog er knapp über 20 Kilo. In den folgenden Jahren verbrachte ich extrem viel Zeit an diesem Gewässer und lernte den Bestand sehr gut kennen. Ich fing viele Topfische des Gewässers, aber den “Leder“ sollte ich nicht fangen. Ich sah ihn eben nur bei anderen am Ufer oder auf Bildern. Nach drei Jahren angeln an diesem See, endete meine aktive Zeit und ich stellte mich neuen Gewässern und Herausforderungen. Zum mobilen Angeln und Stalken unter der Woche fuhr ich aber weiterhin regelmäßig abends nach der Arbeit zum See. Im Juli fasste ich dann den Entschluss, es nochmal zu probieren. Vier volle Wochenenden wollte ich dem Vorhaben „Fang den Leder“ noch Zeit geben.

Ich wusste, dass der Fisch dieses Jahr bereits gefangen worden war, doch die Zeit war perfekt, da der letzte Fang schon eine gute Weile zurück lag. Um möglichst wenig dem Zufall zu überlassen, versuchte ich viel Zeit am Wasser zu verbringen. Den Luftdruck immer Fest im Blick und mit der Polbrille bewaffnet, fuhr ich abends oft zum See, um noch eine Runde Location zu machen. Den Luftdruck erwähne ich hier deshalb, da dieses Gewässer besonders anfällig für Druckschwankungen ist. Unter 1015hpA sollte er schon haben, um eine gute Chance zu ermöglichen.

Durch meine abendlichen Besuche wusste ich schon genau wo die Fische sind und wo ich angeln muss, wenn ich freitags ankomme. Mein Plan bestand darin, mit kleinen Futtermengen, gezielt Fallen an Kraut und Uferkanten zu stellen. Als Hakenköder verwendete ich auch eher unauffällige Köder. 15mm Banoffee Wafter und ein halber 15mm Boilie mit einer kleinen halben Tigernuss on Top. Eine Rute legte ich mit einem auffälligen weißen Essential Cell 14mm Pop-up als Single Hook rechts oder links neben die anderen beiden Ruten, um Fische zu fangen, die weiter abseits fressen.

Rig Talk

Als Montagen verwendete ich Helicopter-Rigs, die ich eigentlich zu 95 Prozent in meiner Angelei einsetze, da sie sich nicht verwickeln und immer sauber präsentiert sind. Wafter fischte ich an meinem geliebten D-Rig aus 20lbs N-trap semi-Stiff Material und einem Kurv-Shank-Haken in Größe 2, für große Fische die perfekte Wahl. Ja, 2er Haken sind schon ziemliche Anker. Doch der Kurv hat eine sehr lange Spitze und in Kombi mit Waftern funktionieren die großen Eisen einfach klasse. Durch das Semi-Stiff Material in Verbindung mit den Helicopter-Rigs ist die Präsentation jedenfalls immer zu 100 Prozent  sicher vor Verhedderungen und durch die Steifheit in Kombination mit dem Wafter, drück sich der Haken immer gerade von der Montage weg.

Der 2er Haken hat genau die richtige Größe, um im Maul des Fisches viel Fleisch zu greifen, sich sicher in der Unterlippe einzuhaken und dort nicht zu wandern – so meine Erfahrung damit. Meine Pop-Ups fische an einem Multirig, gebunden aus 30lbs Kamo Material und 4er oder 6er Haken, abhängig von der Größe des Pop Ups. In diesem Fall fischte ich einen 4er Choddy mit 14 mm Pop-up. Auch diese Geschichte ist absolut sicher!!! Ich wollte eben nichts dem Zufall überlassen. Für meine letzte Präsentation setzte ich auf ein Blowback Rig mit einem Longshank Haken in Größe 4, gebunden aus 20 lbs semi-stiff Material und mit einem Kicker.

Früher habe ich immer Shrink Tube benutzt, aber die Kickers haben schon alles sehr vereinfacht, kein Schrumpfen mehr, super genial! Meine Ruten längte ich mit Distance Stick auf die perfekte Distanz ab und fütterte mit der Spomb sehr gezielt nur zwei Raketen darüber. Eine Hand 15 mm Boilies sticke ich noch hinterher, um den Radius des Futters zu vergrößern, es aber noch immer klein genug zu halten, dass es eine Falle ist – also eher Einzelfische anspricht als eine große Gruppe Karpfen.

Mobil bleiben

Zudem war ich noch sehr mobil unterwegs. Wenn also nach einer Nacht nichts ging oder die Fische sich in einem anderen Teil des Sees zeigten, hieß es moven. Das erste Wochenende ging so schnell vorbei wie es kam. Dreimal bin ich umgezogen und fing insgesamt 5 Fische. Zum Glück verging die darauffolgende Woche wie im Flug und das zweite Wochenende stand vor der Tür. Der Luftdruck stieg in der Nacht von Freitag auf Samstag um wenige Punkte, was den Fischen in diesem See immer auf den Magen schlägt und so war es auch nicht verwunderlich, dass meine Bissanzeiger in dieser Nacht still blieben. Trotzdem entschied ich mich dort sitzen zu bleiben, da ich in der Nacht ein paar Fische über meinen Ruten springen hörte und mein Barometer gegen Mittag stabilere Luftdruckaussichten meldete.

Tatsächlich lief um ca. 13:00 Uhr meine Rute mit dem Wafter an der Krautkante ab. Der Fisch machte von Anfang Druck und fühlte sich schwer an, schwamm sich dann auch prompt im Kraut fest, wo ich ihn aber zum Glück mit viel Geduld und Mühe wieder befreien konnte. Als der Fisch sich das erste Mal an der Oberfläche zeigte, wusste ich, dass ich den größten Fisch im See gehakt hatte. Nach langem, anstrengendem Drill war er endlich im Kescher. Ich hatte ihn bereits zuvor gefangen, war aber natürlich trotzdem glücklich mit dem Fisch und warf meine Rute wieder aus, zwei Spombs habe ich auch noch gefüttert.

Lange musste ich nicht auf den nächsten Biss warten. Keine drei Stunden später lief dieselbe Rute wieder ab. Auch dieser Fisch kämpfte hart, schwamm tief seine Bahnen, mit sehr starken Fluchten und wie sollte es auch anders sein, setzte auch er sich im Kraut fest. Ein zweites Mal gelang es mir, mit viel Geduld, den Fisch zu befreien.

Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich, ich hätte einen Spiegler so um die 15 Kilo gehakt. Als ich ihn im Kescher allerdings von oben sah, stellte ich fest, dass es sich um einen deutlich schwereren Fisch handeln müsse. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass sich da in meinem Kescher ein Lederkarpfen mit breitem Kreuz ausruhte. Mir rutschte das Herz in die Hose...

Denn mir wurde schlagartig bewusst, dass ich da gerade meinen Zielfisch gefangen hatte! Er lag tatsächlich in meinem Kescher und meine Freude war so riesig, dass ich einen Freudenschrei nicht zurückhalten konnte. Die Spaziergänger auf dem Weg hinter mir hielten mich wahrscheinlich für einen Spinner. Ich legte den Fisch in meine Retention Sling und hob ihn aus dem Wasser, immer noch total durch den Wind. Ich konnte es nicht glauben!

Bei der anschließenden Fotosession hatte ich ein dickes Dauergrinsen im Gesicht. Einfach unglaublich, nach der 3. Nacht meiner Kampagne, hatte ich ihn auf der Matte...

Fazit

Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ich viele meiner großen Ffische auf eher kleine Futtermengen fangen konnte. In meiner aktiven Zeit an diesem See habe ich immer versucht, viele Fische zu fangen und brachte in der Regel mehr Futter auf ein großes Areal aus, um möglichst viele Fische zum Fressen zu bringen. Vielleicht war das der Grund dafür, dass ich immer an meinem persönlichen Zielfisch vorbei geangelt habe.

Wie auch immer, eine kleine Änderung meiner Taktik und viel Zeit, die ich unter Woche mit offenen Augen am Wasser verbrachte, haben mir geholfen, diesen Fisch zu fangen, da bin ich mir sicher!

Gruß,

Nico Brocher

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.