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Deine Story / 26.05.2018

Sascha Kral: Safety First #4 - Wetter

Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen beim Karpfen- und Welsangeln. Für Sascha Kral, der seit über 20 Jahren für seine Angel-Touren durch Europa reist, sind solche Ereignisse, aber auch eigene kritische Erlebnisse, ein Anreiz, die Sicherheit am Wasser zum Thema zu machen. In seiner Serie Safety First wird er euch umfangreiche Einblicke in die wichtigen Sicherheitsvorkehrungen beim spezialisierten Angeln geben…

Nachdem Sascha sich in den ersten drei Teilen mit den Themen Boot, Festmachen und Sicherheit am Angelplatz beschäftigt hat, geht es im vierten Teil um das Wetter, das keinesfalls unterschätzt werden sollte!

Wetterlage

Bereits im 1. Teil habe ich mit unseren verwendeten Booten einen wichtigen Teil der Sicherheit auf dem Wasser angesprochen. hier geht es jetzt um das richtige und sichere Verhalten, wenn wir uns mit unseren Booten auf dem Wasser befinden. Eine gewisse Grundvertrautheit mit seinem jeweiligen Boot setze ich mal voraus.
Das Wetter spielt für unsere Fischerei eine entscheidende Rolle. Leider oder besser zum Glück haben wir auf das Wetter noch keinen Einfluss. Wir müssen es letztendlich nehmen wie es kommt und müssen uns damit arrangieren. Da es das optimale Wetter nicht gibt, sollten wir bei verschiedenen Wetterlagen auch verschiedene Dinge beachten. 

Wenn die Sonne knallt…

Wenn wir im Sommer unterwegs sind, sollten wir darauf achten, dass wir eine Kopfbedeckung tragen, um einen Sonnenstich zu vermeiden. Das regelmäßige nassmachen der Kappe hilft zusätzlich, einen klaren Kopf zu behalten. Des Weiteren sollten wir ausreichend Flüssigkeit - und damit ist kein Alkohol gemeint - zu uns nehmen. Um im Sommer einigermaßen kühle Getränke zu bekommen, hilft es, die Getränke in nasse Handtücher oder ähnliches einzuwickeln und an einem schattigen, leicht windigen Platz zu deponieren. Durch die Verdunstungsenergie werden die Getränke deutlich unter die Umgebungstemperatur gekühlt - nicht eiskalt, aber immerhin kühler. 

Vor allem bei schlechterem Wetter aber müssen wir die Wetterlage zwingend im Auge behalten, um das Angeln so sicher wie möglich zu gestalten. Hierbei geht es hauptsächlich um die Beurteilung des Wetters, wenn wir für längere Zeit, wie z.B. beim Platzwechsel, auf dem Wasser unterwegs sind. Ist die Wetterlage stabil? Ist Regen vorausgesagt? Wie sieht es mit Wind aus? Wind ist unberechenbar und kann uns z.B. nach der nächsten Flussbiegung oder Landspitze viel stärker sein, als er gerade noch ist. Natürlich beeinflusst der Wind auch den Abtrieb des Bootes als auch die Höhe und die Kraft der Wellen.

Verantwortungsvoll bei schlechtem Wetter

Wer sich bei schlechten Wetterbedingungen aufs Wasser begibt, sollte vor allem zwei Dinge zwingend beachten: Erstens sollte zwingend eine Rettungsweste getragen werden und zum zweites sollte bei motorbetriebenen Booten zwingend das Not-Aus-Seil ums Handgelenk gelegt sein. 

Mit einem Faltboot haben wir bei schlechtem Wetter - wie Wind und Sturm - meiner Meinung nach nichts mehr auf dem Wasser verloren. Das ist verantwortungslos, teilweise lebensgefährlich und schlicht und ergreifend nicht vertretbar. Kein Fisch der Welt ist es wert, dass wir unser Leben aufs Spiel setzten. 

Must have: Rettungsweste

Seit geraumer Zeit trage ich die Rettungsweste bei fragwürdige Wetter regelmäßig. Gerade für die Bootseigner unter den Lesern ist es noch wichtig zu wissen, dass für jede Person an Bord eine Rettungsweste vorhanden sein sollte. Ich selbst verwende auf meinem Boot mittlerweile vollautomatische Rettungswesten. Diese ohnmachtssicheren Rettungswesten sind nach ISO 12402-3 hergestellt. Mit Stufe 160 sind diese Rettungswesten ausgelegt, um im Notfall eine durchschnittliche erwachsene und bewusstlose Person in eine sichere Schwimmlage zu drehen. Die Rettungswesten sind je nach Modell sogar in einer für uns passenden Camouflage-Optik gehalten und mit CO2-Patronen ausgestattet, können aber bei Bedarf auch mittels einer Reißschnur manuell ausgelöst werden. Für den schnellen Einsatz auf dem Schlauchboot beim Drill oder Ruten setzen, habe ich zusätzlich noch zwei Feststoff-Schwimmhilfen im Boot.

Unterschätztes Wetter - ein Beispiel

Wie schnell man leichtsinnig die Wetterlage unterschätzten kann, dafür habe ich ein Beispiel, das zwei meiner besten und langjährigsten Freunde, Matthias und Markus, fast das Leben gekostet hätte. Verschiedene unbeachtete Kleinigkeiten haben in Summe zu einer dramatischen und lebensbedrohlichen Situation geführt. Ende Februar am Po: Mit einem Leihboot sind meine Bekannten für ein paar Tage draußen gewesen und wurden plötzlich von sehr kaltem Wetter inklusive Schneefall überrascht. Als sie am nächsten Morgen den Rückweg ins Camp antreten wollten, ist noch mäßiger Wind dazugekommen. Sie entschlossen sich aber den Rückweg trotzdem zu wagen, beluden das Leihboot mit dem kompletten Tackle und waren kurze Zeit später auf dem Fluss unterwegs in Richtung Camp. 

Volle Breitseite

Als Sie das Boot um die nächste Kurve manövrierten, wurden sie plötzlich von extrem starken Wind erfasst und die ersten Wellen schlugen ins Boot. Die Wellen waren so hoch, dass das Boot regelmäßig Wasser abbekam und immer schwerfälliger zu manövrieren war. Kurz vor dem rettenden Ufer hatte das Boot dann so starken Tiefgang, dass die ersten Ausrüstungsgegenstände bereits wegschwammen. Während Markus vom Bug ins eiskalte Uferwasser sprang, versank das Heck und Matthias klammerte sich krampfhaft am Außenborder fest. Markus gelang es gerade noch das kurze Ankerseil an einem kleinen Baum zu befestigen und Matthias, der mit den vollgesaugten Winterklamotten mittlerweile völlig bewegungsunfähig war, auf die rettende Steinpackung zu ziehen. 

Das Ergebnis einer heiklen Situation

Vom Leihboot war nur noch der Bug zu sehen - das komplette Tackle versunken und abgetrieben. Da niemand die Aktion mitbekommen hatte, war keine Hilfe in Sicht. Mit den letzten paar Prozent Akkuleistung konnte Markus im Camp anrufen und mit letzter Kraft einen Hilferuf absetzen. Als kurze Zeit später endlich das rettende Boot ankam, hat sich Matthias durch die Kälte mehrere Zähne „kaputtgeklappert". Beide waren hochgradig unterkühlt und kurz vor Verlust des Bewusstseins. Mehrere Faktoren sind hier ungünstiger Weise zusammengekommen: Unterschätzung der Wetterlage, mangelnde Kenntnis des Leihboots, mangelnde Fahrerfahrung, niemand über das riskante Vorhaben informiert, keine Schwimmwesten, schwacher Akku für einen Hilferuf - Endergebnis war ein versenktes Leihboot, Tackleverlust von mehreren tausend Euro und beinahe zwei Menschenleben! 

Viele Grüße,

Sascha Kral

Im fünften und letzten Teil erwartet euch schon bald ein abschließendes Kapitel zum Thema Safety First in dem Sascha Kral auf das Thema Schutz- und Mindestausstattung eingeht. Zu lesen schon bald hier auf Carpzilla.de.

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Nash Marc and Alan