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Deine Story / 22.01.2017

Svens Saison 2016: zwischen Alltag und Sehnsucht

In drei spannenden Storys blickt HZ Baits Teamangler Sven Ihne auf seine Saison 2016 zurück. Nachdem Sven in Teil 1 sein neues Revier in Deutschland erkundete und einiges an Ausdauer mitbringen musste, bis die ersten Fische im Kescher waren, ging es im zweiten Teil mit Kumpel Tobi auf Frankreichtour. Dort lief es zunächst wie am Schnürchen, doch die Waller-Seuche bereite dem Fangsegen ein jähes Ende... Im finalen dritten Teil erfahrt ihr welches Ende die Frankreich-Tour nahm und was Sven Ihne im Herbst erlebte:

Nachdem wir den Wels verseuchten Bereich verlassen hatten und die folgende Nacht an einer neuen Stelle blankten zogen wir erneut weiter. Wir wollten die Fische suchen, so war der Plan von Anfang an gewesen. Unnützes Tackle haben wir gleich daheim gelassen und auch auf Komfort wie Stühlchen und Täschchen verzichteten wir konsequent.

Neuer Spot neues Glück?

So waren die Faltboote immer schnell beladen und wir zügig unterwegs. Der Wind hatte etwas nachgelassen, jedoch hielt der Regen an. Bis zum Nachmittag suchten wir nach einem passenden Spot. Ein Favoritenplatz, welcher uns eine lange Ruderstrecke kostete, erwies sich leider als besetzt. Pech gehabt, das gehört dazu.

Der Platz für den wir uns dann entschieden, gefiel uns beiden nicht so recht, aber er passte strategisch ganz gut in unser Gesamtkonzept. Auch hier blankten wir und packten am nächsten Morgen erneut die Boote, diesmal allerdings bei strahlendem Sonnenschein, welcher unsere gute Laune neu mobilisierte.

Endlich runterkommen

Mittlerweile wurde es, trotz der drei Topfische, die wir an Anfang fangen konnten, wirklich anstrengend. Die Zeit rannte plötzlich und auch wenn alles optimiert war, ging für jeden Platzwechsel immer ein kompletter Tag drauf. Meist war es später Abend bis alle Ruten wieder lagen und wir etwas gegessen hatten. Somit entschieden wir uns die letzten 48h Stunden an einem Platz zu bleiben, um die letzten Momente zu genießen und etwas herunterzukommen.

Nun befanden wir uns in einem riesigen Flachwasserbereich und es galt mal wieder den richtigen Riecher zu haben. Der erste Platz im Schilf welchen wir ansteuerten, sah ziemlich durchgerockt aus. Ganz deutlich konnte man erkennen das hier kürzlich 2 Bivvys gestanden hatten und das nicht nur für eine Nacht. Richtige Trampelpfade im Morast des Schilfs ließen klar erkennen, wie die beiden Angler hier über einen längeren Zeitraum gelebt haben müssen.

Wie eine gute Party...

Wir waren uns schnell einig, da hatten wir null Bock drauf. Wer weiß, was hier an Futter im Wasser versenkt wurde und was die Jungs sonst noch so getrieben haben. Bei der Überfahrt zur nächsten Stelle unterhielten wir uns darüber, was es bedeutet, jemandem hinterher zu Angeln. Also auf Grund von Infos, Fotos oder Recherche sich dort niederzulassen wo Angler XY schon erfolgreich war.

Weder für Tobi noch für mich, hatte diese Sache irgendeinen Reiz. Eine gute Party kann selten genauso wiederholt werden, soviel haben wir in all den Jahren Angeln doch gelernt...

Der nächste Spot sah da schon besser aus. Zwei große Plätze im Schilf ließen uns viel Spielraum. Wir konnten im Freiwasser angeln und hatten trotz allem genug Fläche um an einem riesigen Schilfgürtel einige Ruten zu platzieren. Wie immer starteten wir sofort mit den wichtigen Dingen wie Plätze auswählen, neue Rigs binden und die Ruten ausbringen.

Freunde angeln fair

Meist fischten wir unsere acht Ruten im Wechsel, um es gerechter zu gestalten. Das klappt allerdings meist nicht mit den hübschen Aufbauten, welche wir Karpfenangler so lieben. Hier stand alles kreuz und quer und bei einem Biss musste man sich immer neu orientieren, um nicht die falsche Rute zu erwischen. Aber, die Fische stört das wenig, soviel ist sicher.

Als wir am Abend zusammen saßen, viel uns im Gespräch auf, dass wir beide wahrgenommen hatten, das die Natur hier im Gegensatz zu den anderen Bereichen im See etwas hinterherhinkt. Das Frische Schilf war noch lange nicht so ausgeprägt, es sah eher aus wie im April. Und tatsächlich, die Wassertemperatur hatte hier lediglich 18 Grad. Mist, da hatten wir nicht aufgepasst.

Lag es wieder am Wind? Oder am Regen der letzten drei Tage? Wir wollten uns überraschen lassen, was die letzten beiden Tage brachten. Am nächsten Mittag bekam Tobi einen Biss und verlor ihn leider. Zwei Stunden später meldete sich meine Schilfrute und ich konnte einen wunderschönen Milchner fangen.

Abgesehen von zwei kleinen Welsen, sollte dies mein letzter Fisch der Session werden. Am nächsten Morgen lief bei Tobi plötzlich noch eine Rute ab und so fing er, wie vor einigen Tagen den ersten, nun den letzten Fisch in unserem gemeinsamen Trip.

Einfach mal den Gang raus nehmen

Auf der Rückfahrt wurde uns beiden bewusst, dass die intensive Angelzeit in diesem Frühjahr und Sommer bis auf kleinere Ausnahmen beendet war. Jeder von uns hatte nun eine Menge private Verpflichtungen vor sich, die sich mit der intensiven Angelei der letzten Wochen nicht kombinieren ließen.

Und tatsächlich, es war bereits Mitte September als ich mir eine Angelkarte für ein neues Gewässer kaufte. Ich wusste so gut wie nichts von diesem Baggersee, hatte jedoch fest vor, meine wenigen Sessions in diesem Herbst hier zu verbringen.

Kein Herbst ohne Plan

Ich suchte mir zwei Gewässerbereiche, welche ich regelmäßig beobachtete und konstant gutes Futter in Form von Tigernüssen und Fischboilies einbrachte. In kurzen Session wollte ich herausfinden, welche Spods sich als produktiver herausstellten und diese, wenn möglich, bis in den Dezember hinein befischen.

Um verschiedene Gewässer zu beangeln, reichte mir in diesem Jahr die Zeit keinesfalls, soviel war sicher. Also deckte ich mich mit genug Futter ein, nahm meinen Kalender zur Hand und plante die nächsten drei Monate grob durch.

Es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass die Angelzeit knapp war, knapper als sonst. Mein Lichtblick: Dem regelmäßigen Füttern stand im Herbst 2016 ausnahmsweise mal nichts im Wege.

Versuch macht klug

Meine Hoffnung bestand darin, mit dieser Konstante den Fischen auch mit wenigen Sessions auf die Schliche zu kommen. Und siehe da, zwei magere Angeltage an der einen und zwei erfolgreiche an der anderen Stelle zeigten mir sofort den Weg.

Ab nun hatte ich die Gewissheit welcher Spot der bessere war. Das Füttern der Partikel auf weite Distanz war aufwendig, bedingt dadurch, dass ich in den folgenden Wochen immer erst in der Dunkelheit den Weg ans Wasser fand. Aber der Einsatz zahlte sich aus.

Selbst in kurzen Session am Vormittag konnte ich meist mit mindestens einem Biss rechnen. Der Bestand schien mir besser als erwartet. Jedoch zeigte sich auch, dass hier vermehrt Fische unter 10 kg ihre Bahnen zogen.

Doch eine Niete?

Ich hatte mir etwas anderes erhofft, aber das ist das Risiko, das man eingeht, wenn man sich ohne weitere Infos auf ein Gewässer einlässt. Der Oktober mit seinem relativ konstanten Wetter verlief gut. Ein so richtiger Herbststurm mit tagelangem Tiefdruck und Regen blieb jedoch aus. Ich erinnere mich gut an einen Morgen in der ersten Novemberwoche.

Es war plötzlich saukalt und ein Sturm aus Ost sorgte dafür, dass ich meine Jacke bis oben zuziehen musste. Ich war morgens gegen sechs Uhr am Wasser, um ca. zehn Uhr hatte ich genug von der Kälte und fing an zu packen. Plötzlich Biss!

Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich fing bei diesem untypischen Fangwetter meinen bisher größten Fisch mit 19,5kg an diesem See. Die Hoffnung bestand nun darin mit den sinkenden Wassertemperaturen an die größeren Fische heranzukommen. Also machte ich weiter wie gehabt.

Soll es das gewesen sein?

Die nächste Session ging über zwei Tage und ich blieb blank. Uff, ein herber Rückschlag. Auch weitere Sessions verliefen plötzlich ohne Aktion. Was war geschehen? Im angeblichen Top-Monat November herrschte hier Funkstille. Das Messen der Wassertemperatur ergab 7,5 Grad - eigentlich voll ok für einen 13 Meter tiefen See.

Mit jeder Session wurde ich unsicherer. Mache ich etwas falsch oder habe ich eindeutige Signale übersehen? Fakt ist, bis heute weiß ich nicht, woran es lag. Der Spot war einhundert Prozent. Da gab es nichts zu rütteln! Und dann wurde meine Serie plötzlich wie abgeschnitten. Noch acht weitere, ratlose Sessions verbrachte ich an der Stelle, ohne auch nur noch einen Biss zu bekommen.

Was zählt ist die Perspektive

Damals traf mich das plötzliche Ende schwer. Ich ärgerte mich, dass ich es zur Topzeit nicht öfter an den See geschafft habe, verfluchte meine Verpflichtungen, welche mein Angeln beeinflussten und erwischte mich selbst dabei wie der Drang nach Erfolg Wesentliches vergessen ließ.

Heute weiß ich, dass ich mich verkalkuliert habe und mir meiner Sache zu sicher war. Heute weiß ich auch, es hätte mich nicht besser treffen können. Fische sind nicht das wichtigste im Leben. Alles ergibt einen Sinn, man muss es nur aus der richtigen Perspektive betrachten. Das ist Karpfenangeln.

Ich hoffe der Dreiteiler hat euch gefallen und ich konnte einen kleinen Einblick in die Höhen und Tiefen meiner Angelsaison zeigen. Ich selbst ziehe wieder verschiedene Rückschlüsse aus der Saison 2016: Angeln ist und bleibt oft unberechenbar, das macht es für mich so interessant und spannend.

Die vielen verschiedenen Facetten erfüllen mich mit unendlicher Zufriedenheit, auch wenn es mal nicht so läuft, wie wir es gerne hätten.

Viele Grüße, Sven Ihne

 

Wir bedanken uns bei Sven für seine tollen, authentischen Storys. Wer die beiden ersten Teile noch nicht gelesen hat, findet sie hier:

Teil 1 - das neue Revier

Teil 2 – zurück im Flow

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.