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Deine Story / 17.06.2018

Thomas van Gestel: Abräumen trotz Nachtangelverbot? Teil 3 - der Endgegner

Im dritten und letzten Teil von Thomas van Gestels Dreiteiler „Abräumen trotz Nachtangelverbot“ beschäftigt der Niederländer mit der Auswirkung von Luftdruck und Mondphasen beim gezielt angeln auf die ganz dicken Karpfen. Beim Finale ihrer Frankreich-Tour kommt Tiefdruck und Vollmond zusammen – die ideale Bedingungen für den Showdown?

Wer die ersten beiden Teile des Dreiteilers „Abräumen trotz Nachtangelverbot“ noch nicht gelesen hat, findet sie hier:

Teil 1 - ein guter Plan

Teil 2 - eine Frage der Disziplin

Freie Platzwahl

Dadurch, dass wir einen so ereignisreichen Tag erlebt hatten (siehe Teil 2) , waren wir umso motivierter am Abend erneut die 100km zum anderen See mit Nachtangelerlaubnis zu fahren. Diesmal stand das Glück auf unserer Seite: Keiner war am Wasser und wir hatten somit freie Platzwahl.

Wir entschieden uns genau vor den Hindernissen zu Fischen. Das Holz bietet den Karpfen ein natürliches Dach über dem Kopf und wir mussten versuchen sie dort rauszuholen. Schon nach gut anderthalb Stunde hatten wir den ersten Fisch des Sees am Ende der Leine. Es war ein schwerer und nicht sehr einfacher Drill, aber am Ende konnten wir den Fisch sicher landen.

Wir waren erstaunt beim ersten Blick in den Kescher, denn auch dieser Fisch ging über die magische Grenze von 20kg. Voller Adrenalin wurde die Rute wieder an ihren Platz gebracht. Am Morgen wurden wir wieder vom Fischwecker geweckt - dem Bissanzeiger.

Zurück zum Stausee

Rik fing zwar nicht den größten Karpfen des Sees, aber mit Sicherheit den Schönsten. Ein prächtiger Zeiler war das Resultat. Beide Fische wurden mit einer guten Tasse Kaffee gefeiert. So gegen halb zehn saßen wir wieder im Auto Richtung Tagesgewässer.

Als wir am Stausee ankamen, saß leider ein anderer Angler auf unserer Stelle. Zu Beginn der Session hatten wir mit so etwas natürlich gerechnet und deshalb eine große Fläche gefüttert. Da dieses Gewässer sehr bekannt ist, gibt es natürlich auch viele Kollegen, die hier fischen. Wir setzten uns diesmal näher an die Staumauer, um uns nicht in die Quere zu kommen. Schon gut eine halbe Stunde später waren die Ruten wieder im Wasser - endlich Zeit zum Verschnaufen.

Doppelrun

Doch es dauerte nicht lange bis unsere Verschnaufpause abrupt beendet wurde. Denn wir hatten den nächsten Doppelrun. Die beiden Fische brachten 18,4 und 17,8kg auf die Waage. Und es sollte so weitergehen, wir erlebten einen weiteren fabelhaften Tag mit weiteren Fischen. Die Zeit verging weiter im Flug, schnell wurde es Abend und somit packten wir wieder unsere Sachen, um das Gewässer zu wechseln…

Weniger ist mehr

Am See angekommen entschieden wir uns nicht die gleiche Stelle wie in der Nacht zuvor zu befischen. Der Grund: Wir wollten den Angeldruck auf das Gewässer so gering wie möglich halten.

Wir beangelten zwar wieder das Hindernissen, aber aus einem anderen Winkel, zudem fischten wir dieses Mal nur mit Ruten.

Die richtige Entscheidung, denn wir fingen erneut drei Fische und verloren einen. Unsere Kräfte zehrende Strategie schien von Tag zu Tag immer besser zu funktionieren. Und es schien zu stimmen, dass in diesem kleinen Gewässer eine kleine, aber feine Population an tollen Fischen vorhanden ist. Schließlich waren bisher alle Fische über 15 Kilo schwer!

Die Begegnung

Durch die guten Fänge, beschlossen wir einen Tag Pause einzulegen und am Nachtgewässer in den Morgen hinein zu fischen. Leider keine gute Idee, denn unsere Piepser blieben still. Dafür hatten wir endlich Zeit runterzukommen und durchzuatmen.

Ich erzählte Rik von meiner Bekanntschaft mit einem der wohl am anerkanntesten Personen in der belgisch-niederländischen Karpfenszene: Mark Pansar. Bei einem Infoabend der Karpfengruppe Tilburg machte ich Bekanntschaft mit ihm. Nach einem sehr spannenden Vortrag, kam ich ins Gespräch mit ihm. Sehr schnell stellten wir fest, dass wir etwas Gemeinsam hatten: das Analysieren von Fangdaten.

Vom perfekten Luftdruck und der besten Mondphase

Denn in seinem Vortrag behandelte er interessante Daten über den perfekten Luftdruck und die beste Mondphase. Ich hatte in den letzten Jahren ebenfalls viele Erkenntnisse zu diesen Phänomenen gesammelt, was lag also näher als unsere Erkenntnisse auszutauschen. Wir beide stellten bei unserer Datenerhebung fest, dass tiefer Luftdruck vor allem gut für gute Fänge, also viele Fische ist. Der richtige Stand des Mondes aber entscheidender scheint, um die ganz dicken an den Haken zu bekommen. Besonders erfolgreich scheinen nach unseren Beobachtungen die Vollmondphase zu sein.

Wir waren gespannt auf die folgende Nacht, denn die den herrschenden Bedingungen (Mond und Luftdruck) nach zu urteilen, würde uns die beste Nacht der Tour unmittelbar bevorstehen!

In aller Frühe waren wir wieder unterwegs zur letzten Tagessession. Leider waren dieses Mal beiden Stellen besetzt, die wir befischen wollten. Somit mussten wir von der anderen Uferseite aus unser Glück versuchen. Dies nahm natürlich viel Zeit in anspruch, somit waren unsere Ruten erst gegen Mittag im Wasser.

Wenn persönliche Bestmarken purzeln…

Dennoch konnten wir bis zum Nachmittag einige Fische fangen. Gegen 17 Uhr bekam Rik dann einen richtig guten Fisch drauf. Im Drill stand der Karpfen wie eine Dampflok in der Rute. Rik rief etwas zynisch rüber: „Ich hoffe, dass deine Theorie stimmt“. Nach einem langen Drill war der Fisch endlich im Kescher. Der Blick ins Netz verriet sofort: neuer PB!

Es sollte der letzte Fisch an diesem Gewässer bleiben, im strömenden Regen packten wir ein und fuhren ein letztes Mal an den kleinen Big-Fish-Pool. Voller Zuversicht gingen wir in die letzte Nacht - denn unsere Theorie schien sich zu bestätigen.

Der Endgegner

Geplant war am nächsten Morgen gegen 9 Uhr die Session zu beenden und wieder nach Hause Richtung Holland zu fahren. Die gesamte Nacht blieb es ruhig. Doch gegen halb sieben wurden wir von einem knallharten Run geweckt.

Mit aller Kraft hielt ich den Fisch von den zahlreichen Hindernissen fern. Zum Glück schwamm der Fisch durch den stetigen Druck von den Hindernissen weg, aber dafür in eines der Seerosenfelder.

Dass es sich bei diesem um einen der ganz großen Fische aus dem See handelte, stand jetzt schon fest. Seine Kampfkraft war einfach unglaublich. Jetzt hieß es ruhig bleiben und den Fisch Stück für Stück auszudrillen.

Nach einem unendlich langen und harten Drill gelang es mir dann endlich, einen riesigen Spiegelkarpfen über den Kescher zu ziehen. Das Format des Fisches schien im ersten Moment überproportional zu sein.

Einen Karpfen von dieser Größe hatten wir beide vorher noch nie gesehen. Unser französischer Freund Ben, hatte mit diesem Gewässertipp den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Wiegen ergab unglaubliche 32kg.

Alle Akkus leer!

Innerhalb von nur 24 Stunden brachen wir bei unseren Personal Best und das quasi auf Ansage – unfassbar! An all unseren Kameras waren die Akkus leer und ich war gezwungen, ins nächste Dorf zu fahren, um die Akkus zu laden. Nach gut anderthalb Stunden war ich wieder bei Rik, der schon wieder am Drillen war und kurz darauf einen schönen 17kg Schuppi landete.

Mit äußerster Sorgfalt wurde alles vorbereitet, um den riesigen Fisch schonend uns schnell fotografieren zu können. Leider musste das alles im Regen gemacht werden, denn dieser wollte und wollte einfach nicht aufhören. Doch dieser Wehrmutstropfen war uns jetzt völlig egal.

Nach dem Zurücksetzen des grandiosen Fisches, begannen wir den Bus zu beladen und den Heimweg anzutreten. Schlussendlich hatten wir in wenigen Tagen 59 Fische gefangen, wovon fünf über Vierzigpfund waren und einer die 30-Kilo-Marke knackte!

Unser Plan war voll aufgegangen, doch hatten wir auch enorme Ausdauer beweisen und uns trotz allen Widrigkeiten immer wieder durchgebissen. All die Mühen haben sich mehr als gelohnt, für uns steht fest: das Nachtangelverbot stellt für uns jedenfalls kein Hindernis mehr dar.

Thomas van Gestel

Teil 1 - ein guter Plan

Teil 2 - eine Frage der Disziplin

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Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.