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Deine Story / 06.11.2016

Thomas van Gestel: neue Freiheit an französischen Kanälen

Durch die wachsende Beliebtheit unseres Hobbys, sind die niederländischen Gewässer in den letzten Jahren immer voller geworden. Die Freiheit, die wir noch vor 5 bis 10 Jahren an unseren heimischen Gewässern hatten, findet man kaum noch. Als Ergebnis davon sind wir bei der Gewässerauswahl und in unserem Angelstil immer kreativer geworden.

Meine Freund und ich versuchen nur noch selten in schnellen Overnightern zum Erfolg zu kommen, sondern drehen den Spieß um und fahren immer häufiger gleich für zwei oder mehr Nächte ans Wasser. Das bringt den Vorteil auch weiter entfernt liegende, fast unberührte Gewässer effektiv beangeln zu können.

Unberührte Kanäle

Bei einem unserer letzten Abenteuer richteten wir unseren Blick auf die französischen Kanäle. Diese Kanäle verfügen oft über viel natürliche Nahrung und einem guten Karpfenbestand – zudem werden sie auch von Einheimischen viel zu oft links liegen gelassen. Mehr als genug Gründe für uns, es dort einfach mal zu versuchen.

Ein neues Abenteuer beginnt

Wir planten zunächst einige Session von zwei Nächten in einem der schönen Kanäle im Norden Frankreichs. Google Earth bietet sich perfekt dafür an, um schon von zu Hause perfekte Stellen an Kanälen zu finden. Hotspots wie Brücken, Durchläufe und sogar überhängende Büsche sind auf den Satellitenbildern klar erkennbar.

Ziel war es an drei verschiedenen Stellen zu angeln. Die erste Nacht instant und die zweite an einem Spot, den wir mit leicht verdaulichen Boilies bei unserer Ankunft anfütterten.

Echte Hotspots am Kanal

Meiner Meinung nach findet man die „echten Hotspots“ an Kanälen bei überhängenden Bäumen, Brücken, Schleusen und anderen Hindernissen. Das sind oft die Plätze, an denen Karpfen sowohl Schutz und natürliche Nahrung finden. Im Anbetracht dieser Kriterien wählten wir schon im Vorfeld drei Plätze auf der digitalen Landkarte aus.

Köder für den schnellen Erfolg

Die Köderwahl für solche Sessions ist sehr wichtig, denn der Boilie muss attraktiv und zugleich leicht verdaulich sein. Das ist die optimale Kombination, damit die Fische einerseits nicht zu sehr gesättigt werden und andererseits nicht schnell gesättigt werden und dadurch schnell zurück an den Platz kommen.

Bei den Hakenködern fiel unsere Wahl auf Schneemann-Präsentationen bestehend aus einem 20mm Boilie und einem 15mm Pop-Up. Die Kombination aus auffälligen Ködern und den von uns angefütterten, sollte ein weiteres wichtiges Puzzlestück darstellen, um schneller Bisse zu bekommen.

Bei Ankunft Observation

Nach der Ankunft in Frankreich, war es wichtig die ausgewählten Stellen zunächst mit eigenen Augen zu begutachten. Vielleicht sind ja andere Angler schon zu Gange. Unsere lange Fahrt wurde belohnt. Anders als in der Heimat fanden wir auf dem ausgewählten Abschnitt keinen einzigen Angler vor - Freiheit pur!

Also wurden die Boilie-Tüten geöffnet und gefüttert. Mit unserer guten Laune machten wir uns anschließend wieder auf den Weg zur letzten der Stelle, wo wir die erste Nacht verbringen wollten. Schnell wurden zwei Ruten zusammengebaut und es konnte losgehen. Die vielen überhängenden Büsche und Hindernisse machten es schwerer als es bei Google Earth zunächst aussah.

Start mit Hindernissen

Die erste Nacht verlief ruhig - bis zum Morgen, als plötzlich der Bissanzeiger wie aus dem Nichts begann sein schönstes Lied zu singen. Nachdem der Kontrahent zwischendurch in einem Wasserhindernis festhing, konnten wir wenig später mit etwas Glück den ersten Karpfen landen. Es ist immer ein besonderes Gefühl, wenn die vielen zurückgelegten Kilometer mit dem ersten Fisch belohnt werden.

Glück gehört dazu

Wenn es gut läuft, kommt oft auch noch das nötige Glück dazu. So war der erste Fisch gleich ein richtig guter. Wir schienen alles richtig geplant zu haben, unser Plan ging auf: Wir waren natürlich überglücklich!

Wir hälterten den Fisch kurz, um alles für die Fotos vorzubereiten. Als wir ihn dann auf die Matte legten sahen wir augenscheinlich, über wie viel natürliche Nahrung die Fische hier verfügen. Der ganze Sling war voller ausgeschiedener Überreste natürlicher Nahrung.

Und der zweite Brecher folgt zugleich

Noch während wir die Fotos machten meldete sich schon der zweite Fisch. Da wurde natürlich alles etwas hektisch. Nachdem wir es wieder geschafft haben den Fisch von den Hindernissen fern zu halten, landeten wir auch diesen sicher. 

Wieder war es ein richtiger Brecher und die Nadel der Waage bewegte sich zielstrebig in Richtung 20 Kg. Wir waren echt überwältigt, welches Format gleich die ersten zwei Fische hatten.

Endgame und Rigs

Für das Hindernisfischen wählten wir dickes, abriebfestes Fluorocarbon, das sich den Bodenkonturen anpasst und quasi unsichtbar ist. 

Als Rigs haben wir mit dem Ziel, die Haken direkt sicher in der Unterlippe zu bekommen, sehr aggressiv greifende Haken verwendet. Denn der schwierigste Teil beim Hook-and-Hold-Angeln vor Hindernissen ist es den Haken so zu positionieren, dass er auch bei erhöhtem Druck und keinerlei Schnurfreigabe, nicht schlitzt. 

Trotzdem bleibt diese Art des Drillens ein hohes Risiko, doch die schnelle Bisse und dicke Fische als Resultat waren es allemal wert.

Auf zum 2. Platz

Am Nachmittag packten wir alles zusammen und machten uns auf den Weg zum zweiten Spot, der stromauf lag. Der Plan war es hier bis Mitternacht zu angeln. Die hoch attraktiven Köder sollten ihre Wirkung in kurzer Zeit entfalten.

Schon am frühen Abend ertönte wieder ein durchgängiges Piiiiiiiep. Das Resultat war eine große, alte Spiegler-Dame. Die Vielfalt der Fische in diesem Kanal ist von außerirdischem Ausmaß! Beim Wiegen stoppte die Nadel kurz unter der 20 Kilo Marke. Kurz darauf erging es uns wie an Platz 1. Ohne Vorankündigung lief eine weitere Rute ab.

Timing und Intuition

Es schien als würden die Karpfen in Schulen die Spots frequentieren. Die Herausforderung schien es zu sein, einfach zur richtigen Zeit am richtigen Spot zu sitzen. Schafft man das, wäre es möglich innerhalb eines Tages an mehreren Plätzen sehr schnell zum Erfolg zu kommen. Das richtige Timing und Intuition für Plätze und Zugroute sind dafür natürlich die zwingende Voraussetzung.

Um Mitternacht zu Platz 3

Wir entscheiden uns in der Nacht schon auf die dritte Stelle zu moven. Denn an Platz 2 waren die Fische bereits vorbeigekommen, wie unsere feuchten Abhakematten deutlich bewiesen. Uns blieb noch bis zum Vormittag Zeit, um auch an der dritten Stelle Erfolg zu haben. Von dort aus sollte es dann schnurstracks zurück nach Holland gehen.

Und tatsächlich sollten wir in den frühen Morgenstunden auch auf diesem Platz zum Erfolg kommen. Zum Schluss wurden wir bei Sonnenaufgang noch von einem schönen Schuppi geweckt, der das Tüpfelchen auf dem I darstellen sollte.

Ungläubig schauten wir beim Einpacken abwechselnd auf den geheimnisvollen Kanal, der in aller Stille unscheinbar vor uns lag.

Wir kommen wieder!

Kaum zu glauben, was wir hier in so kurzer Zeit erlebt hatten, doch die die schönen Fische auf der Speicherkarte unserer Kamera bewiesen, was wir erlebt hatten, war kein Traum sondern Wirklichkeit.

Auf dem Heimweg waren wir uns einig: eine bessere Flucht aus Holland, kann man wohl kaum erleben. So stand eine Sache schon vor unserer Ankuft zu Haus fest: Es war sicher nicht der letzte Wochenendausflug an diesem Kanal in irgendwo in Nord-Frankreich.

Thomas van Gestel

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