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Deine Story / 20.10.2014

Unglück im Glück: Mit Christopher Krause an der Rhone

Wir schreiben den 26.03.2014 als ich mich mit meinem Angelpartner auf den Weg ins gelobte Land mache. 

Das sechste Mal nehme ich diese Höllentour auf mich, um unserem Zielfisch schon etwas früher im Jahr auf die Schuppen rücken zu können. Auch in den Jahren zuvor begann meine Angelsoison mit einem Trip an den gewaltigsten Fluss im Süden Frankreichs. Ähnlich wie in den Jahren zuvor, sah der Plan vor, sich zu Saisonbeginn an der Rhône erstmal richtig „satt“ zu fangen, bevor man dann in der Heimat die Herausforderung an neuen Gewässern annimmt.

Bei dieser Session sollte ich endlich für all die Mühen belohnt werden, die ich mir in den Vorjahren bei der Recherch, der Location und vielen gefahrenen Kilometern gemacht hatte. Doch zunächst sah unser Plan vor, an einem Gewässer zu starten, das noch ein Stück weiter entfernt lag. Dieses Gewässer als erstes aufzusuchen hatte den Vorteil, dass wir die Rückreise am Ende des Trips nicht unnötig verlängern mussten.

1600 Kilometer bis zum ersten Ziel

Es ging also direkt 1600 Kilometer durch ganz Frankreich zum auserwählten Gewässer.

14 Stunden dauerte die Fahrt, bis wir die Ufer des geilsten Gebirgssees, den ich jemals gesehen habe, zum zweiten Mal betraten. Schon im letzten Frühjahr waren wir für eine Woche dort und hatte eine erfolgreiche Zeit mit Freunden, gutem Wetter und hervorragenden Fischen. Doch schon auf dem ersten Blick war zu erkennen, dass es in diesem Jahr nicht so einfach werden wird.

Der Wasserstand war weit unter Vorjahresniveau und das Wetter eher stürmisch/kalt als frühlingshaft/warm einzustufen.

Ich mache es kurz: Wir blankten drei Nächte und verließen diesen Ort der Ruhe und Entspannung. Es war einfach noch zu früh.

Entäuschung am Altarm

Das nächste Ziel war dann direkt ein kleiner Nebenarm der Rhône welcher laut Navi und Google Earth von allen Himmelsrichtungen zugänglich sein sollte. Die Praxis lehrte uns eines Besseren. Drei Stunden vergingen bis wir an geschlossen Brücken, überfluteten Straßen bis hin zu Wegen, die ins Nichts führten, endlich am ersehnten Arm ankamen. Auch hier machte sich schnelle Ernüchterung breit. Der Wasserstand war weit unter normal, das Wasser roch stark und der Angelplatz hätte den ganzen Tag keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommen. Nichts für mich, denn die Erholung und das Urlaubsfeeling gehören mit zu meiner Session.

Unsere beiden auserkorenen Ziele wurden von der Liste gestrichen und somit war improvisieren angesagt. Wir waren glücklicherweise an einem Abschnitt der Rhône, welchen ich in der Vergangenheit schon erfolgreich beangelt habe. Schnellstmöglich ging es die wenigen Kilometer zum besagten Abschnitt. Die Stelle, welche ich mir schon in meinem Kopf als erfolgsversprechend vorstellte, war glücklicherweise frei und wir konnten unser Camp bei strahlender Sonne und einer leichten Brise aufbauen. Da wir zu zweit waren, wurde Links oder Rechts per Münzwurf entschieden und der rechte Bereich gehörte somit mir.

Die Stellenwahl war denkbar einfach, da ich die Hotspot´s ja schon kannte. Die gegenüberliegende Steinkante, das Flussbett und eine Sandbank in 300m Entfernung wurden ordentlich unter Futter gesetzt und die Ruten darauf platziert. Kleckern ist hier fehl am Platz. Kurzum: Futter ist an der Rhone Macht! Besonders wenn man sich vor Augen hält, wer hier alles Interesse an unseren Leckereien findet.

Wegen einer Autopanne eines befreundeten Teams bin ich gegen 19 Uhr noch einmal auf die Autoahn, um die Beiden samt Ihrer „Notausrüstung“ an Tackle von der Werkstatt abzuholen und zu unserem Flussabschnitt mitzunehmen. Hier wollten sie mit uns zusammen fischen, bis ihr Auto repariert ist.

Gegen 21 Uhr waren wir mit vollgepacktem Auto zurück an unserer Stelle. Flo und Jeni bauten ihr Camp bei uns auf, ohne in dieser Nacht zu fischen. Es war ja auch erst Sonntag die Beiden hatten noch eine Woche Zeit, wir sogar noch zwei. Ein wenig Smalltalk und ein paar Bier später waren wir alle auch schnell in unseren Behausungen verschwunden, denn kaputt waren wir alle von diesem Tag.

4 Runs für eine Karausche

Der nächste Morgen begann mit einem leckeren Frühstück für uns vier und wir besprachen das weitere Vorgehen. Flo und Jeni machten sich Flussabwärts auf die Suche nach einem geeigneten Spot und wurden schnell fündig. Wir beluden also mein Auto und ich brachte die Beiden zu Ihrer Stelle. Einen Fisch konnten wir in der ersten Nacht noch nicht überlisten aber die Mütze Schlaf tat uns wirklich gut. Schon beim Frühstück war viel Aktivität auf dem Wasser zu sehen und einige Fische machten sich auch durch rollen an der Oberfläche bemerkbar.

Der Montag verging relativ unspektakulär bis zum späten Nachmittag als die französische Armee mit einigen Fahrzeugen direkt auf unseren Stelle zusteuerte. Nur 5 Meter neben uns hielten sie an und wir bekamen die Info, dass am Wochenende eine Großübung stattfinden würde und wir dafür die Stelle am Samstagmorgen verlassen müssten.

Wir hatten also noch 5 Nächte an diesem Flussabschnitt. Was aber keiner erwähnte war, dass jeden Morgen pünktlich um 9 Uhr ein LKW voller Soldaten kommen würde, um den Bereich für die Übung vorzubereiten. Doch zuerst kam noch die zweite Nacht und hier sollte es schon sehr zur Sache gehen.

Die Soldaten verließen uns und wir präparierten die Spots nochmals mit Futter, bevor wir uns selbst um unser Wohl kümmerten. Um genau 23 Uhr bekam ich den ersten Biss, welcher direkt nach dem Anhieb durch eine durchgeschnittene Schlagschnur verloren ging. Um es kurz zu machen. Die anderen drei Ruten liefen auch noch ab. Eine hing in einem Hindernis am Grund fest und der Fisch schlitzte aus. Die Nächste in 300m Entfernung auf der Sandbank lief 10 Sekunden ab und hörte dann auf. Der Fisch hatte sich leider nicht gehakt. Mit der 4. Rute konnte ich eine „schöne“ Karausche an Land kurbeln. Ich hatte genug nach dieser Nacht: Vier Runs und als Ergebnis steht eine Karausche im Fangbuch.

Als ich mich gegen 8 Uhr endlich schlafen legen wollte, kamen wie angekündigt, die Soldaten um Sandsäcke auf die Steinpackung zu verteilen und den Flussabschnitt abzutauchen. Man kann sich nicht vorstellen, was dort los war. Gehakte Taucher, die meine Bissanzeiger aufschreien ließen, eingesammelte Schnüre durch ein Militärschlauchboot und, und, und… Ich habe sie gehasst, konnte aber auch einen Vorteil daraus ziehen, denn bei einem Biss musste ich nicht die Steinpackung herunter balancieren sondern konnte auf den Säcken herunter rennen.

Vollruns vor der Truppenübung

Ich nutzte die Zeit, um meine Taktik umzustellen damit die Folgenacht erfolgreicher werden würde. Die Bleie sollten durch Steine an einer Abrissleine ersetzt werden und zusätzlich kamen Subfloats auf die Schlagschnur. Meine Ruten wurden also der neuen Taktik angepasst und neu ausgelegt als die Soldaten weg waren und Ruhe einkehrte. Schon gegen 17 Uhr kam ein Biss auf der gegenüberliegenden Uferseite. Anschlagen, Schnur auf Spannung halten und mit dem Schlauchboot bis zur Flussmitte fahren bevor der Drill beginnen konnte. Schon nach kurzer Zeit ging dieser Prozess ins Blut über und ich verlor keine weiteren Fische mehr bei dieser Session. Lediglich einen Aussteiger hatte ich noch kurz vor dem Kescher, da der Fisch sich in einer alten Schnur verhangen hatte.

Der Tanz hatte begonnen. Es lief. Über den Tag verteilt, liefen meist zwei Fische ab und in der Nacht bekam ich durchschnittlich vier Bisse. An Schlaf war bei dieser Session nicht zu denken, das störte mich aber wenig, denn jeder dritte Fisch wog mehr als 15 Kilo.

Auch bei unseren Freunden lief es von Anfang an. Sie hatten am Ende der Woche viele Karpfen und zwei Welse auf ihrem Konto. Leider lief die Tour für meinen Angelpartner überhaupt nicht rund. Einige Aussteiger, Mistral, wechselnde Wetterbedingungen und den meist extremen Angelbedingungen war er leider nicht gewachsen. Schon nach der 2. Nacht merkte ich, dass die Tour wohl eher enden wird als geplant.

Er ist mit der Flussangelei nicht warm geworden und fand, auch nachdem er einen Fisch auf meinem abgegebenen Spot fing, keine Motivation mehr. Somit teilte er mir schon am Mittwoch mit, dass er am Samstag die Tour abbrechen wolle. Ich war bedient. Nun lief es endlich Biss auf Biss und ich musste sieben Tage früher nach Hause fahren. Shit Happens.

Unglück im Glück

Er hatte mit diesem Trip abgeschlossen doch ich versuchte noch so viel wie möglich aus der Situation zu machen. Es ist aber ein Scheißgefühl, wenn man ein schlechtes Gewissen haben muss, nachdem man schon wieder einen Fisch gefangen hat.

Dennoch lud ich noch einmal richtig Futter auf den Spots ab und konnte somit noch einige schöne Fische landen. Es war ja auch mein Trip.

Die Karpfen wurden immer Größer und es war nur noch eine Frage der Zeit bis ein richtig Dicker den Köder einsaugen würde, doch die Zeit holte mich irgendwann ein.

Der Samstag war schneller gekommen als gedacht. Mein Tagesablauf war durch die Angelei total versaut. Die ganze Nacht rudern, denn die Batterie war schon am Dienstag leer, anschließend warten bis die Soldaten weg sind und am Tage ausschlafen.

Es war ganz kurz nach der Tour als ich mir mit diesen Zeilen auch ein Stück weit den Frust von der Seele schrieb. Zu sehr sehnte ich mich zurück an das „Männerwasser“.  Aber die Tour ist vorbei, die Erkenntnisse gespeichert und die Idee für‘s nächste Jahr schon geboren.

Denn ich war nicht das letzte Mal dort.

Euch allen viel Spaß am Wasser, in guten wie in schlechten Zeiten!!!

Christopher Krause

 

 

 

 

 

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.