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Interview / 25.03.2020

Das große Interview: Der Big Fish-Angler Mark Hofman packt aus Teil 1

Mark Hofman ist einer der Macher hinter www.karperwereld.nl – kurz KWO – der Infotainment-Plattform zum Karpfenangeln in den Niederlanden. Als Celebrity und Angler ist Mark aus der internationalen Karpfenszene nicht wegzudenken. Bekannt ist er vor allem für seine Angelei im Ausland – hauptsächlich Frankreich, aber auch in Deutschland, Österreich und im Balkan.

In etlichen Videos auf KWO, genauso aber in seinem Instagram-Feed, stellt er immer wieder unter Beweis, wie erfolgreich er am Wasser ist. Dabei hat er anscheinend ein echtes Händchen für die ganz großen Fische. Mark gehört zu den erfolgreichsten öffentlichen Anglern, die mit dem Ziel auf Tour gehen, besonders kapitale Karpfen zu fangen. Christopher Paschmanns hat den Ausnahmeangler zu seiner Herangehensweise, seinen Taktiken, Mindset und Timing befragt.

Christopher: Hey Mark, danke für deine Zeit! Gib uns doch ein paar Fakten zu deiner Person. Wann hast du Frankreich für dich entdeckt?

Mark: Hi Christopher, danke für die Möglichkeit, meine Stories mit der Carpzilla Community zu teilen! Ich bin 32 Jahre jung und lebe in Scheveningen, Niederlande. Also da, wo so ziemlich jedes Wochenende die Deutschen einfallen, um Zeit am Meer zu genießen. Ich habe schon sehr jung mit dem Karpfenangeln begonnen, da war ich gerade 7 Jahre jung. Schon mit 16 Jahren fuhr ich zum ersten Mal nach Frankreich. Das ist tatsächlich eine witzige Geschichte: Ich wollte nach Frankreich und fragte auf dem größten Online-Forum in Holland, KWO, wer mit mir kommen wolle. Naja, so traf ich Michiel Pilaar, der heute einer meiner besten Freunde ist und einer meiner Partner bei KWO. Denn wir kauften das Forum vor sieben Jahren und bauten es um – heute ist das unser Job.

Die erste Session in Frankreich war auch besonders. Denn in der allerersten Nacht fing ich doch wirklich den größten Fisch des Sees mit 22,5 Kilo. Mein PB damals und in diesen Tagen 2004 eine kleine Sensation, da war es ein wirklich großer Fisch. Seitdem ist das so eine Sache bei Michiel und mir, wenn wir zusammen angeln gehen – ich fange wirklich jedes Mal den größten Fisch (lacht).

Christopher: Warum war Frankreich für dich schon damals so reizvoll und wonach suchst du auf deinen Trips?

Mark: Damals war einfach alles neu in Frankreich und es gab so viel zu entdecken! Es war ein großes Abenteuer! Und natürlich waren auch die Fische dort viel größer als bei uns in den Niederlanden. Ja, wir haben irre viel Wasser, aber sehr wenige große Karpfen. Bei uns machen die wilden Schuppis der 5-10 Kilo Klasse den Großteil der Bestände aus – nach wie vor. Fische über 15 oder sogar über 20 Kilo sind selten. Demnach war es wohl damals der Reiz des Abenteuers und die Chance auf Kapitale.

Und ganz ehrlich, daran hat sich für mich auch heute nichts geändert. Für mich geht es einfach immer ums Abenteuer! Darum, neue Gewässer auszukundschaften und den Schlüssel zum Erfolg dort zu finden. Ich angel am liebsten an Gewässern, wo ich wirklich mein Ding machen kann. An den bekanntesten Mainstream-Seen wirst du mich selten finden. Und wenn dann am ehesten dann, wenn es dort gerade ruhig ist. Die großen, klaren Seen des Südens Frankreichs haben es mir besonders angetan. Auch natürlich wegen dem großartigen Wetter und der Umgebung – das fühlt sich dort einfach mehr nach Urlaub an! Dazu noch die Chance auf große Karpfen, was willst du mehr!

Christopher: Beangelst du ausschließlich öffentliche Gewässer? Wie stehst du zu Paylakes?

Mark: Nun, in meiner privaten Angelei kommen nur Public Lakes in Frage, ich möchte mich eben frei bewegen können, moven. Aber ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Paylakes. Wenn sie gut gemanaged werden, die Bestände ehrlicher Herkunft sind… Beruflich habe ich bereits an Paylakes gefischt und konnte es genießen. Ich kann auch total gut verstehen, dass du dich für einen Paylake entscheidest, Wenn du im Jahr nur eine oder zwei Wochen Urlaub zum Angeln nehmen kannst, dann willst du dir sicher sein, dass du eine gute Stelle bekommst und eine gute Chance auf einen dicken Fisch hast. Dazu noch etwas Luxus wie Duschen und WC, vielleicht ein Essensservice – das Angeln an öffentlichen Gewässern, wie ich es betreibe, ist dem gegenüber jedenfalls alles andere als Urlaub! Meistens bin ich völlig ausgelaugt und fertig, wenn ich von so einer Tour zurückkomme – bereit für echten Urlaub…

Christopher: Wir beide haben Kontakt und ich kenne manche deiner spektakulären Fänge. Du hast Serien gefangen, die andere kaum verarbeiten könnten. Wenn wir über große Karpfen sprechen, wie viele hast du gefangen in den vergangenen Jahren?

Mark: Haha, schon sehr viele… 2018 und 2019 waren bei weitem meine besten Jahre jemals. Wenn ich so durch meine Aufzeichnungen blättere, sehe ich, dass ich mehr als 100 Fische über 40 Pfunde hatte. Von denen wogen 21 über 50 Pfund und 9 Fische knackten sogar die magische 30-Kilo-Marke.

Aber dabei musst du das natürlich in Perspektive rücken. Vergleichen ist leicht, aber hier nicht angebracht. Ich lebe das Angeln und investiere Monate. Wenn du das mit cleveren Herangehensweisen an passenden Gewässern und gutem Timing kombinierst – das weißt du selbst am besten – dann führt es unweigerlich zu einem mächtig prallen Big Fish-Fangbuch!

Und um ehrlich zu sein: Nur große Karpfen alleine motivieren mich nicht. Wie gesagt, der Weg ist das Ziel, es geht um die Erfahrung, das Abenteuer, das große Ganze! Ich setze mir gerne Ziele, das spornt mich an. In der zweiten Hälfte des Jahres 2019 zum Beispiel habe ich kaum noch geangelt. Mir fehlte die Motivation. Ich hatte im Frühjahr so viele große Karpfen gefangen, dass mir völlig die Ziele fehlten. Zum Glück spüre ich, dass die Motivation wieder zurück ist.

Christopher: Du beangelt häufig weniger bekannte Gewässer. Wie gehst du bei der Suche nach solchen Gewässer-Schätzchen vor?

Mark: Eine Frage, die mir wohl täglich gestellt wird ist: „Ich will in Frankreich angeln, wo soll ich hin?“ Klar, das Land ist groß und hat viele Gewässer. Die guten Nachrichten: Überall in Frankreich findest du Karpfen! Und 20-Kilo-Fische schwimmen in endlos vielen Gewässern. Frankreich ist eine absolute Angelnation, die Seen sind gut besetzt. 

Was ich also im Normalfall mache ist: Ich gehe an ein Gewässer, zu dem ich ein paar Gerüchte gehört habe und mache mir selbst ein Bild davon. Ich fahre eben einfach dorthin und schaue, was mich erwartet. Das beste Investment in deine Angelei in Frankreich ist: Lerne die Sprache! Du sitzt doch eh am Wasser hinter deinen Ruten, oder? Lade dir eine App herunter und lerne französisch. Sobald du ein paar Wörter auf drauf hast, eröffnet sich dir eine neue Welt. Die Locals sind nach meiner Erfahrung oft sehr cool drauf. Und sie teilen gerne ihre Infos mit gleichgesinnten. Vor allem dann, wenn du Infos zurückgeben kannst und ihre Gewässer respektierst. An den Mainstream-Gewässern ist das schwieriger, doch sobald du die ausgetretenen Pfade verlässt, bekommst du Infos. 

Aber ich bin nicht der Typ für zu viele Infos. Ich möchte es einfach selbst herausfinden! Mir reichen Gerüchte! Wenn ich weiß, dass es ein paar gute Fische gibt, reicht mir das und ich gehe einfach angeln. So kann ich echt auf Hochtouren laufen und Gewässer in kurzer Zeit völlig auf Links drehen. Das ist eben voll mein Ding!

Noch eine Anmerkung hier, die dir nicht fremd ist Christopher: Wenn du in der Szene bekannter bist, bekommst du auch mehr Informationen. So ist es eben, so baust du ein Netzwerk auf und wirst informiert, ob du willst oder nicht. Das wichtigste ist und bleibt dabei aber, flexibel zu bleiben! Du solltest nicht zu viel wissen! Denn je mehr du weißt, desto verschlossener bist du in deiner Herangehensweise. Ich will open minded bleiben!

Christopher: Sehr cool, hast du nie Probleme mit Locals gehabt? Ich meine, du bist ein öffentlicher Angler und machst ja schließlich auch öffentlich mit deinen Videos?

Mark: Ich persönlich? Nicht wirklich! In den letzten 15 Jahren Frankreichangelei wurde mir mein Auto einmal aufgebrochen und einmal wurde mir eine Scheibe eingeworfen. Das kann dir aber überall passieren und – mit Blick auf die Gegenden und Gewässer, an denen ich mich rumgetrieben habe – ist es eine ziemlich gute Quote. 

Ganz ehrlich, es sind seltener die Locals, meistens sind es ein paar wenige Jungs aus Holland oder Deutschland, die sich darüber beschweren, wo wir filmen. Klar, die wollen an denselben Seen in Ruhe angeln. Ich finde: es gibt noch so viel zu entdecken und ist wirklich einfach, die Massen zu meiden. Da kann jeder seinen Weg finden!

Christopher: Statement. Was braucht ein Gewässer also, um dich zu kitzeln? Reichen große Karpfen?

Mark: Ha, dicke Fische helfen schonmal, sicher! Doch es braucht schon etwas mehr. Die meisten Seen, die ich beangel, erfordern eine Menge Einsatz und Arbeit: schwer zu erreichende Spots, große Wasserflächen, herausfordernde Tiefen… Es ist also gut zu wissen, dass da große Karpfen lauern, die dir die Mühen belohnen. Wenn ich mir sicher bin, dass es Kapitale gibt, hilft mir das, dranzubleiben. 

Doch es geht vielmehr um die Herausforderung, vor die mich das Gewässer stellt! Letztes Jahr zum Beispiel wollte ich unbedingt einen Karpfen aus einem der härtesten Seen Frankreichs fangen: dem Lac de St‘ Croix. Ein wunderschöner, aber gigantischer, kristallklarer See mit sehr, sehr wenigen Karpfen. Da interessiert mich die Größe des Fisches dann wirklich nicht. Es geht um die Sache! 

Für dieses Jahr habe ich mir etwas für mich ganz neues vorgenommen und mich hauptsächlich auf Flüsse konzentrieren. Die Durchschnittsgröße der Fische wird sicher viel kleiner sein, aber diese Herausforderung ist neu für mich. Sie lässt mich wachsen und lernen – das kitzelt mich!

Christopher: Lieber Mark, vielen Dank für diese Einblicke, morgen geht es weiter mit Teil zwei des großen Hofman-Interviews. Dann gehen wir tiefer in seine Taktiken, sprechen über Timing, Set Up, Rigs, den Einsatz von Drohnen und mehr. Es wird mega spannend, auch für mich! 

Anbei noch zwei kleine Motivations-Booster für diese schweren Tage.

Und hier geht es weiter zu Teil 2, nicht verpassen!

https://www.carpzilla.de/mag/interview/das-grosse-interview-der-big-fish-angler-mark-hofman-packt-aus-teil-2-13911.html

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