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Interview / 26.03.2020

Das große Interview: Der Big Fish-Angler Mark Hofman packt aus Teil 2

Mark Hofman ist einer der Macher hinter www.karperwereld.nl – kurz KWO – der Infotainment-Plattform zum Karpfenangeln in den Niederlanden. Als Celebrity und Angler ist Mark aus der internationalen Karpfenszene nicht wegzudenken. Bekannt ist er vor allem für seine Angelei im Ausland – hauptsächlich Frankreich, aber auch in Deutschland, Österreich und im Balkan.

In etlichen Videos auf KWO, genauso aber in seinem Instagram-Feed, stellt er immer wieder unter Beweis, wie erfolgreich er am Wasser ist. Dabei hat er anscheinend ein echtes Händchen für die ganz großen Fische. Mark gehört zu den erfolgreichsten öffentlichen Anglern, die mit dem Ziel auf Tour gehen, besonders kapitale Karpfen zu fangen. Christopher Paschmanns hat den Ausnahmeangler zu seiner Herangehensweise, seinen Taktiken, Mindset und Timing befragt. Teil 1 des großen, zweiteiligen Interviews noch nicht gelesen? Hier entlang:

https://www.carpzilla.de/mag/interview/das-grosse-interview-der-big-fish-angler-mark-hofman-packt-aus-teil-1-13909.html

Christopher: Du angelst und fängst die ganze Saison durch. Lass uns über Timing reden. Wann bist du am liebsten am Wasser?

Mark: Das Frühjahr, 100 Prozent das Frühjahr! Die beste Zeit des Jahres! Das Wetter wird besser, die Fische sind viel einfacher zu lokalisieren als sonst und normalerweise auch nicht so schwer zu fangen! Vor allem den aktiven Angelstil mit geringem Futteraufwand liebe ich sehr. Viel geht jetzt über Single Hookbaits und über kleine Spots – einfach geil!

Christopher: Da bin ich bei dir! Wann ist nach deiner Erfahrung besonders wenig los an den öffentlichen Gewässern?

Mark: Winter! Alle planen ihre Trips in denselben Ferien. Ganz ehrlich, die Logik dahinter verstehe ich nicht. Jedes Jahr ist es zudem im Mai und Oktober ziemlich voll an den Gewässern. Und wenn du eine Woche nach den Massen losfährst, bist du manchmal sogar alleine am Wasser. November und Anfang Dezember sind top in Frankreich, gerade im Süden, denn da ist es viel länger warm. Also perfektes Timing, um alleine am Wasser zu sein – und natürlich auch für die ganz dicken Fische!

Christopher: Da geh mal tiefer rein, wann musst du in Frankreich sein, um die echten Giganten zu fangen?

Mark: Naja, ich habe sie übers ganze Jahr gefangen, das Frühjahr ist aber auch hier meine erste Wahl! Ein brandheißer Tipp ist definitiv die Phase nach der Laichzeit. Die Ufer sind oft leer, keine Bivvys weit und breit. Aber die Fische sind so hungrig wie sonst nie im Jahr! Das macht sie nach dem Liebestaumel wirklich leicht fangbar! Ja, sicher, den Fischen fehlen nach der Laichzeit gut und gerne zwei bis drei Kilo Gewicht, aber wen interessiert das denn, wenn die Fische immer noch 20, 25 oder sogar über 30 Kilo wiegen!

Christopher: Du hast historische Seen wie den Cassien beangelt, genauso aber auch völlig unscheinbare kleine Seen, die sozusagen neben der Straße lagen. Warum suchst du welche Gewässer aus?

Mark: Für den Cassien braucht es keine wirkliche Erklärung, oder? Es ist einfach der History Lake in Europa. Das ist so ein „Muss man mal gemacht haben“ Ding. Dabei wäre so ein Gewässer eigentlich gar nicht meine erste Wahl, wie gesagt, in der Regel viel zu viele Angler. Aber Cassien ist Cassien, da muss man dann eben mal dadurch, dass viele andere am See sind… Die vielen sagen wir unscheinbaren Gewässer, die ich in der Vergangenheit befischte, hatte ich alle von Locals. Es waren eben Tipps, die mich dorthin führten. Wenn mir einer steckt, dass da zum Beispiel dieser eine See ist, nicht so hübsch, an der Autobahn, aber mit so einem dicken Schuppi, dann kann ich einfach nicht anders. So etwas muss ich auskundschaften! 

Christopher: Wenn du dich nach Frankreich aufmachst, beangelst du dann immer mehrere Gewässer? Roadtrips sind – zumindest wenn man mal so deine Videos durchgeht – voll dein Ding, oder?

Mark: Absolut! Um da ganz ehrlich zu sein, ich würde mich wirklich langweilen, wenn ich ein und denselben Platz länger als drei Tage beangeln müsste. Ich würde auch faul werden und meine Angelei wäre dann längst nicht mehr so effektiv wie sonst. Ja, ich brauche Action und muss mich bewegen, neues auskundschaften. Manchmal bedeutet das auch einfach nur, an einem großen Gewässer regelmäßig zu moven und eben dort viel zu entdecken. Es ist mir schon passiert, dass es lief, ich aber dennoch umgezogen bin, weil ich den Platz einfach nicht mehr sehen konnte (lacht). Darum heißt ja meine Video-Serie auch KEEP SEARCHING, das ist mein Motto! Hört sich vielleicht schräg an, aber ich denke nicht, dass Karpfenangeln schwierig ist. Du musst die Fische finden und wenn dir dann das Wetter einigermaßen in die Karten spielt, wirst du sie fangen. Das gesagt: Wenn sie nicht kooperieren, sitze ich es nicht aus und warte auf bessere Tage. Dann move ich eben an ein anderes Gewässer und stelle mein Glück dort auf die Probe.

Christopher: Location ist der Schlüssel, das steht mal fest. Guter Punkt: In deinen Clips ist oft cooles Drohnen-Bildmaterial zu finden. Damit suchst du auch Fische, richtig? Ist die Drohne der größte Technikvorteil am Wasser für dich?

Mark: Nun, sie macht schon einen großen Vorteil aus. Alleine schon die Möglichkeit, sich von oben ein Bild vom Gewässer zu machen. Du findest Flachwasserzonen, Bänke, Ausläufer, Schilffelder, Krautbänke und noch mehr so eben viel effektiver als bei Google Maps. Und wenn du Glück hast, das Wetter passt, das Wasser klar ist, dass findest du auch Karpfen! Am Anfang nutzte ich die Drohne nur, um unsere Filme aufzuhübschen. Doch mittlerweile ist das teil für mich zum Location-Werkzeug geworden. Ich checke vor allem, wie sich das Kraut entwickelt hat, wo freie Stellen sind und so. Sie spart dir einfach eine Menge Zeit. Zeit, in der ich schon angeln und fangen kann!

Christopher: Die meisten Angler, die auf Tour gehen, besetzen eine Platz und sitzen es dort bis zum Ende aus. Vielleicht moven sie zwischendurch auch einmal, wenn es nicht läuft. Bei dir ist das anders, Vorbereitung ist ein großes Puzzlestück deines Erfolges. Location, füttern, moven. Gib uns Beispiel.

Mark: Ja, das stimmt. Ich bin mir ganz sicher: Die meisten Angler im Allgemeinen schleppen viel zu viel „Shit“ mit ans Wasser. Sie werden doch schon alleine bei dem Gedanken an einen Umzug müde und bleiben lieber auf dem Hintern sitzen (lacht). Wie gesagt, ich bin da anders. Für mich macht es nicht mal Sinn, 90% des Tages auszusitzen, um auf die 10% Zeitphase zu warten, die effektiv ist. Klar, wenn du anfängst, musst du die richtigen Bereiche und Zeitphasen erst noch herausfinden. Dann musst du die Zeit investieren. Wenn ich aber das nötige Wissen erstmal habe, reagiere ich sehr schnell, denn das macht den Unterschied! Ein Beispiel: Bei meinem ersten Cassien-Trip – bekanntlich mit Nachtangelverbot am See – angelte ich 14 Tage lang von 5 Uhr morgens bis 20 Uhr abends – und fing genau einen einzigen Karpfen… All der Einsatz, die ganze Zeit für nur einen Fisch?! Nicht ganz, denn ich lerne viel über die beangelten Spots, beobachtete die Aktivität und mit dem dazu gewonnen Wissen gestaltete ich die dritte Woche: Die Fische zeigten sich nur in der Abenddämmerung – und wahrscheinlich die ganze Nacht. Tagsüber war nichts los. Also fischte ich in Woche drei nur noch von 18 Uhr nachmittags bis 20 Uhr abends. Um 17 Uhr war ich dann bereits am See, um alles perfekt in Position zu bringen. In dieser Woche konnte ich täglich einen bis zwei schöne Fische fangen! Und den Rest des Tages an anderen Gewässern fischen oder mit schönem Blick in einem Restaurant sitzen und am Rechner arbeiten.

Besonders, wenn es dein erstes Mal an einem neuen Gewässer ist, musst du Zeit investieren, die Plätze kennenlernen. Du wirst viel mehr lernen, wenn du immer wieder umziehst, als wenn du es auf einem Spot aussitzt. Anfangs magst du vielleicht weniger fangen und es fühlt sich so an, als wären die Ruten nicht lang genug im Wasser. Aber am Ende wird sich das doppelt und dreifach auszahlen!

Ich fokussiere mich in den ersten Tagen gar nicht zu sehr darauf, Karpfen zu fangen. Lieber investiere ich meine Zeit in gute Location und ins Vorfüttern einzelner Spots. Wir sagen immer: es wird in den letzten 48 Stunden geschehen! Du brauchst letztlich nur eine gute Nacht, um die Woche zum Knaller zu machen! Stelle sicher, dass du alle Informationen hast, um das beste aus den letzten Tagen herauszuholen!

Christopher: Gut gesagt! OK, talking tackle, dein 100-Prozent-Vertrauen-Set Up für das Abenteuer in Frankreich, Ruten, Rollen und Schnurwahl?

Mark: Ich habe ein Set Up, das ich für all mein Angeln nutze – nur über unterschiedliche Schnüre auf vielen Ersatzspulen variiere ich. Und das sieht so aus:

  • Ruten: Nash Scopes 9ft 3.5lbs
  • Rollen: Shimano Ultegra Ci4+ XTD
  • Schnüre: 0,55mm Mono furs Hindernisangeln auf kurze Distanz und 0,28er Fox Submerge Geflochtene (Anmerkung der Redaktion: Die Submerge haben wir im Einsatz, hier geht’s zum Beitrag) für den Rest. Gerade habe ich eine echt extreme Sache in Planung und da wird eine geflochtene Power Pro in 0,56mm zum Einsatz kommen. 

Wenn ich Geflecht nutze, dann immer mit mindestens 15 bis 20 Metern Mono als Schlagschnur – meistens 0,55mm. Damit habe ich auch Dehnung für den Drill und am Grund ist Mono weniger sichtbar. 

Ansonsten halte ich alles so kompakt wie nur möglich. Kein Luxus für Herrn Hofman. Ich will so schnell wie möglich umziehen können. Für die meisten Angelsituationen nutze ich ein 1,6 Meter Schlauchboot, wenn ich mit all meinem Tackle umziehen muss, kommt auch nur ein 2 Meter Boot zum Einsatz. Ja, ich meine das sehr ernst mit wenig Tackle!

Christopher: Und dein 100-Prozent-Vertrauens-Rig? Inklusive Bleisytem!

Mark: Auch da ist mein Motto: Halte es so einfach wie möglich! Die Haken müssen sich gut eindrehen und wenn sie einen Fisch haken, dann ist ihre einzige Aufgabe zu halten! Nur bei der Schärfe meiner Haken bin ich wirklich pedantisch – ja, regelrecht paranoid. Mein klassisches Standard Rig sieht wie folgt aus:

  • 17cm 20lb Kombi-Link Material (ESP Tungsten)
  • Nash Fang X Haken in Größe 5 oder 4 in 70 Prozent der Fälle
  • Gamakatsu Super Strong Haken in 4 oder 2 für die anderen 30 Prozent – eben extremere Angelsituationen. 
  • Fertige Line Aligner von ESP oder Strategy.

Ich bevorzuge Inline-Bleie, da ich glaube, dass diese besser haken und fische die Inlines semi-fixiert. Nur wenn ich auf große Distanz angel und schwerere Bleie brauche und in dichtem Kraut nutze ich Lead Clips. In beiden Fällen nehme ich meistens 1 bis 1,5 Meter lange Leadcore Leader mit einem Absenkblei am oberen Ende. Meine Schnüre will ich immer aus der Wahrnehmung der Fische wissen. Backleads nutze ich sehr oft. 

Christopher: Immer mehr Angler fühlen sich zu Paylakes hingezogen. Ist ja auch logisch, das nachtangeln wird immer mehr eingeschränkt in Frankreich, Kriminalität und Regeln schrecken viele ab. Aber wir hier bei Carpzilla nehmen wahr, dass viele eigentlich lieber auf ein großes Abenteuer gehen wollen, sich jedoch nicht so richtig daran trauen. Was rätst du den Jungs, die Bock auf Abenteuer haben, sich aber unsicher sind?

Mark: Just go! Es ist das Beste, was du in deinem Leben machen kannst! Teile ein echtes Abenteuer mit einem guten Freund. Du wirst nicht über die perfekte Session am Paylake sprechen, wenn du 80 Jahre alt bist. Nein, dann erzählst du davon, wie damals in Frankreich dein Auto festgefahren war, wie du viermal moven musstest, wie du vom Steilufer am Stausee gefallen bist und am Ende, nach all den Strapazen, dann doch noch diesen perfekten 22-Kilo-Spiegler gefangen hast. Kein 30-Kilo-Paylake-Fisch kann dir das geben. Denn es geht hier um Erlebnisse, die zählen, nicht um Zahlen! 

Was ist denn das schlimmste, das dir passieren könnte? Nichts! Das Leben an sich ist nicht vorhersehbar. Also umarme es! Trau dich und mach dich auf in ein echtes Abenteur, dann wirst du dich lebendig fühlen, das verspreche ich dir!

Christopher: Vielen Dank Mark, für dieses Statement und die interessanten Einblicke in deine spannende Angelei. Ich bin mir sicher, wir werden - auch hier - noch viel mehr von dir hören! Und hier noch ein kleiner Heißmacher für die Saison.

#CarpzillaCare

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