Suche
Interview / 17.08.2014

DSAV im Interview Teil 2: "Wir sind für Catch and Release..."

Erst kürzlich berichteten wir über den neuen deutschen Anglerverband DSAV (Deutscher Süßwasserangler Verband). Ein Angelverband, der nicht nur frischen Wind in die festgefahrenen Verbandsstrukturen bringen will, sondern sich insbesondere für die Belange der Angler einsetzen möchte. 

Egal ob Fliegenfischer, Friedfisch, Karpfen oder Raubfischangler, die Ziele und Leitsätze des DSAV sprechen tausenden ambitionierten Anglern in Deutschland aus der Seele. Natürlich wollte wir von Carpzilla mehr über den neuen Verband in Deutschland und die Möglichkeiten, die sich aus einer Mitgliedschaft ergeben, erfahren. Also haben wir Kontakt zu Steffen Quinger, dem ersten Vorsitzenden des DSAV aufgenommen und ihm um ein Interview für die Carpzilla-User gebeten.

Hier geht es nochmal zum Carpzilla-Beitrag vom 18.07.2014 und hier geht es zum ersten Teil des großen Interviews mit DSAV-Präsident Quinger. Heute befragen wir Herrn Quinger Fragen zu brisanten Themen. Wir sprechen über die Umsetzbarkeit des DSAV-Ziel "Catch an Realease" zu etablieren, woher das Misstrauen vieler Angler gegenüber dem Bundesverband DAFV rührt und über die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund durch das Anglen.
Los geht's:

4. Cz: Als ich mir interessiert die Ziele und Leitsätze durchlas, habe ich persönlich nicht schlecht gestaunt. Denn die Liste spricht einem modernen Angler, ganz gleich aus welchem Lager er auch stammen mag, aus der Seele. Besonders die Umsetzung des Ziels „ Anglern die Freiheit zu geben, selbst zu entscheiden, welchen Fisch er verwerten kann und will“ würde einen Meilenstein für alle deutschen Angler darstellen. Wie realistisch ist ein solches Ziel und wie könnte es erreicht werden? Und nach welcher Regelung oder Form könnte sich der DSAV vorstellen, eine selbstbestimmte Verwertung des Fangs (auch gesetzlich) zu etablieren? 
Was hält ihr Verband von der sogenannten „Küchenfensterregelung“, bei der neben Schonmaßen auch Entnahmemaße für den Schutz von kapitalen Laichfischen zur Geltung kommen?

Quinger: Das  eine sogenannte Küchenfensterregeln für bestimmte Fischarten sinnvoll sein kann, ist nicht  neu und nicht unbekannt. Fachliche Grundlagen für die Sinnhaftigkeit einer solchen Reglung liegen schon seit vielen Jahren vor. Erst 2013 wurde das noch mal über die Publizierung einer Studie von Prof. Dr. Arlinghaus unterstrichen. Auch ist die selbstbestimmte  Verwertung des Fanges  rechtlich in einigen Bundesländern möglich. Am Ende kann man das auf die Aussage reduzieren, dass Fische, die ich gefangen habe und die ich auf Grund ihrer Größe oder Art nicht verwerten kann oder möchte, auch zurücksetzen sollte.
Wir sind für Catch and Release und für die selbstbestimmte Verwertung des Fanges. Die Einführung von sogenannten Küchenfensterregeln halten wir fachlich für sehr sinnvoll.

5. Cz: Innerhalb der Redaktion haben wir über den Leitsatz „Über das Angeln die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstützen“ diskutiert. Grundsätzlich ein toller und lobenswerter Vorsatz. Die Praxis am Wasser hat uns in den letzten Jahren aber auch gezeigt, dass das Angeln aber  auch als Methode zur günstigen Nahrungsbeschaffung regelrecht missbraucht wurde. 
Was stellt sich der DASV die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund konkret in der Praxis vor?

Es liegt in der Natur der Dinge, dass der Großteil unserer Angler weniger durch den Appetit auf Fisch ans Wasser getrieben wird, sondern hier der Freizeitgedanke mit im Vordergrund steht. Für Angler die gerade aus den östlichen Ländern bei uns ein neues zu Hause finden, ist das manchmal schwieriger vermittelbar, mancherorts gehörte der gefangene Fisch als normales Lebensmittel in allen Größen und in allen Formen auf den Tisch.

Das aber Fangbegrenzungen, Mindestmaße und auch der völlige Schutz bestimmter Fischgruppen sinnvoll sein kann, muss vermittelt werden. Hier muss im Verband angesetzt werden z.B. über Gemeinschaftsfischen mit genau diesen Gruppen. Hier können beide Gruppen voneinander lernen, auf der einen Seite, dass Besatz und Hege des Fischbestände teuer und aufwändig ist, aber auch dass man durchaus aus Plötze und Brassen leckere Gerichte zaubern kann. Diese Angler nicht ausgrenzen und stigmatisieren, sondern diese Angler in das Verbandsleben aktiv einbeziehen und so versuchen das entsprechende Hegeziel in einem Gewässer besser zu vermitteln.  

6. Cz: Für viele Angler in Deutschland wirken die deutschen Verbandsstrukturen recht undurchsichtig und starr. Die zwei großen Verbände DAV (Deutscher Angler Verband) und der VDSF sind zum DAFV (Deutschen Angelfischer Verband) zusammengewachsen. Als Sprachrohr für uns Angler wird der Verband aber kaum wahrgenommen. Oft fühlt man sich als Angler durch die Landes- und Regional-Verbände sogar eher eingeschränkt als unterstützt. 
Herr Quinger, was glauben sie, woher dieser Eindruck rührt und was dafür die Ursachen sind?

Eigentlich ist die Verbandsstruktur in Deutschland recht einfach. Aber ich glaube, viele, auch ich, haben einige Probleme nach der Fusion der Verbände unterschätzt. Das eine ist die über Jahre gewachsene Befindlichkeit zwischen dem DAV und dem VDSF. Da wurden Feindbilder lange und ausgiebig gepflegt und es fällt jetzt doch schwerer als angenommen aufeinander zuzugehen. In beiden Verbänden  gibt es jahrzehntelang gepflegte Richtlinien, Handlungsweisen und Strukturen. Jeder ging davon aus, es werde sich nicht viel ändern. Jetzt nach einem Jahr werden die Defizite deutlich, die man doch im Vorfeld hätte besser ausräumen sollen. Allein das Thema Hegefischen und die Art und Weise des nationalen und internationalen Umganges im Verband verursacht viele Meinungsverschiedenheiten.  Das bleibt natürlich auch der Öffentlichkeit nicht verborgen und führt dazu, dass die Außendarstellung  zurzeit sich auf die Probleme im Verband beschränkt und Erfolge oder positive Effekte der Fusion in dem Hintergrund rücken. Ich komme nicht darum herum auch darauf hinzuweisen, dass  gerade in den Funktionärskreisen seit langer Zeit sehr festgefahrene Ansichten vorherrschen. Viele dieser Delegierten gehen selbst nicht mehr angeln. Ich möchte gleichzeitig nicht abstreiten, dass gute Erfahrungen vorhanden sind, die auch genutzt werden sollten.
Aber es mangelt nach meiner Ansicht an Flexibilität, Offenheit und Liberalismus. Das aber brauchen wir, um in der Sache in unserem Sinne voran zu kommen. Ob das vielleicht an dem Alter dieser besagten Personen liegt oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Da soll sich jeder seine Meinung bilden.

Schon am Mittwoch erwartet euch der dritte und letzte Teil des großen Carpzilla-Interviews mit Steffen Quinger, dem Präsidenten des Deutschen Süßwasser Angler Verbandes (DSAV). Im dritten Teil geht es dann schließlich darum, ob der DSAV mit seinen modernen Zielen im großen Bundesverband DAFV bei Entscheidungen mitsprechen darf. Wieviele Mitglieder dafür notwendig sind und natürlich auch, welche Vorteile ein Angler von einer Mitgliedschaft im DSAV hat!

Das Interview mit Herrn Quinger führte Volker Seuß Ende Juli 2014.

Hier geht es zur Homepage des Deutschen Süßwasser Angler Verbandes (DSAV): 
http://dsav.eu/

 


 

 

Tags:
Partner
Banner Deeper Quest Futterboot.