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Interview / 07.05.2013

Interview: Johannes Hafners Bootstrip

Dicke Fische fangen heutzutage viele Leute. Und wir von der Carpzilla-Redaktion können uns auch nicht davon lossprechen, dass wir besonders gerne die größeren Exemplare am Haken haben. Doch Angeln ist mehr als das. Wir fühlen uns inspiriert von Leuten die abseits des Mainstreams ihren eigenen Weg finden und damit glücklich sind. So jemand ist Johannes Hafner aus Österreich – ein ruhiger Typ und sehr entspannter Mensch. Kein Wunder also, dass er keine Lust auf viel Trubel am Wasser hat – er geht lieber eigene Wege, als anderen hinterherzujagen. Im zeitigen Frühjahr, als viele von uns noch fleißig blankten, hatte Johannes schon eine tolle Session an einem unbekannten und unscheinbaren ungarischen Gewässer. Das fanden wir interessant und haben mal nachgehakt:

 

Mark: Hey Johannes, im Winter hast Du mir von einem tollen Frühjahrsgewässer in Ungarn erzählt: wenig befischt und sehr hindernisreich. Dabei waren es weniger besonders große Fische, als die Herausforderung an diesem Gewässer effektiv zu Angeln, die dich bewegten, schon bald dort anzugreifen. Schließlich hast du schon bei der ersten Session dort in diesem Jahr super gefangen - unbekannte Fische an die Du in diesem verträumten Gewässer nie geglaubt hättest: Gleich zwei Fische über 20 Kilo waren dabei und ein paar nah dran. Erzähle uns bitte mehr über dieses Gewässer und den Verlauf der Tour!

 

Johannes: Ich befische dieses Gewässer zusammen mit einer Handvoll Freunden bereits seit 2008 und weiß somit über das Potential in diesem See bestens bescheid. In der Tat war es sogar so, dass wir bei diesem Trip ausnahmsweise mal einige Wiederfänge dabei hatten. Viele Leute lassen sich dort von den Gegebenheiten abschrecken und es ist mittlerweile auch nicht mehr ganz so einfach geworden, die Fische an den spärlich vorhandenen, üblichen Uferangelplätzen an die Angel zu bekommen. Da müssen dann schon mehrere Faktoren zusammentreffen. Nicht nur aus diesem Grund haben mein Kumpel Mike und ich die Angelei vom verankerten Schlauchboot aus versucht und über die letzte Saison perfektioniert. Jetzt können wir mitten in den "heißen" Bereichen angeln, umgeben von heftigsten Hindernissen, ohne unverantwortliche Fischverluste zu riskieren. Was soll ich sagen, wir haben es bislang nicht bereut! Diese Tour war trotzdem etwas speziell, vor allem aufgrund des hohen Wasserstandes aber auch weil wir dieses Mal den perfekten Zeitpunkt getroffen haben. Die erste Nacht verbrachte ich noch alleine auf einem der überschwemmten, engen Uferstellen und nutzte den Tag, um die Bootsplätze vorzufüttern.

 

Mark: OK, es wird an diesem See also doch schon mehr geangelt als ich dachte. Oder seid ihr Freunde da unter euch?

 

Johannes: Sagen wir mal so, bis auf die üblichen ungarischen Einheimischen und einem tschechischen Team haben wir nie Karpfenangler getroffen, ich weiß aber dass wir nicht die ersten waren, die dort Boilies reingeschmissen haben. Andere Leute würden das Gewässer aber trotzdem als "absolut jungfräulich" bezeichnen. Kommt halt auch immer auf die Betrachtungsweise an und was derjenige sonst so beangelt. Naturgemäß ist es aber so, dass sich diese eigentlich wenigen Angler auch eine doch recht begrenzte Fläche konzentrieren, da eben nur wenige Bereiche vom Ufer aus vernünftig beangelt werden können und wenn die Fische im Vergleich dazu so viele Rückzugsgebiet haben (ich spreche hier von 2/3 der gesamten Fläche!) dann reagieren sie umso heftiger auf Angeldruck.

 

Mark: Die Fische reagieren auf den Angeldruck vom Ufer also so, dass sie sich ins Holz zurückziehen? Vom Boot aus konntet ihr sie besser beangeln. Aber das habt ihr auch schon zuvor probiert oder? Welche Faktoren machten diesen Trip so besonders?

 

Johannes: Ja, mit der Bootsangelei haben wir das gesamte Jahr 2012 dort angefangen. Wie gesagt war bei diesem Trip das Timing einfach perfekt, wenn auch eigentlich eher zufällig. Der lange Winter ist auch hier nicht spurlos vorübergegangen und der Wasserstand war so hoch, dass wir den Trip ein wenig hinauszögerten. Dadurch erwischten wir genau die erste wirklich warme Woche, anfangs gepaart mit leichtem Südwind der die Wassertemperatur über die magische 14-Grad-Marke steigen ließ. Optimale Bedingungen also, um die Fische vor dem Ablaichen nochmal in einer richtigen Fressphase zu erwischen. Das einzige was mir etwas Sorgen bereitete war ein massiver Insektenschlupf, das Wasser war absolut voll mit den Larven und damit habe ich eigentlich bisher sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

 

Mark: Du sprichst schon bei der ersten warmen Woche von laichen? Ist das Wasser denn dort sehr flach? In was für Tiefen habt ihr denn geangelt? Und warum bereitete Dir der Insektenschlupf solche Sorgen?

 

Johannes: Ja, es ist dort flach, eigentlich sogar sehr flach! Bei normalen Wasserstand hätten wir in gerade mal einem Meter Wassertiefe geangelt und der Durchschnitt im See dürfte auch in etwa bei 1,5 Metern Wassertiefe liegen. Jetzt war jedoch nochmal fast ein Meter mehr Wasser dazugekommen, also angelten wir schliesslich in einer Tiefe um 1,80. Den ersten Fisch der Tour fing ich sogar in fast drei Meter tiefem Wasser, mit der tiefste Bereich vom See. Manchmal muss man auch unlogisch angeln, um zum Erfolg zu kommen. Der Insektenschlupf war insofern eine kleine Katastrophe, da wir das Jahr zuvor bei fast identischen Bedingungen und unserem ersten Bootstrip anfangs ganz gut gefangen hatten und sobald der Schlupf begann, waren die Mäuler wie zugenagelt. Auch dieses Mal sind einige Fische gleich auf die Larven eingestiegen, gerade die ersten zwei Nächte brachten viele Schnurschwimmer auf kürzeste Distanz und Fische die direkt unter der Oberfläche drehten, mit Sicherheit bei der Jagd nach den schlüpfenden Larven. Allerdings setzten wir darauf, dass die wirklich großen Fische damit nicht genug haben konnten, schon gar nicht nach so einem harten Winter und da unten am Grund lag schließlich auch leicht erreichbare, wohlschmeckende Nahrung.

 

Mark: Fischmehl-Boilies, richtig? Hattest Du extra auf proteinreiche Kost gesetzt? Ich hatte in diesem Frühjahr auch mehr Erfolg mit proteinreichen Ködern, wobei gerade in kaltem Wasser ja auch hochlösliche, milchbasierte Boilies sehr gut fangen. Steckte hinter der Köderwahl System oder bevorzugst Du generell Fischköder?

 

Johannes: In diesem und ähnlichen Gewässern haben wir schon immer ganz gut mit unserer Fischmehlmischung gefangen, auch oder gerade im Frühjahr, deswegen sah ich da jetzt keinen Grund, einen anderen Mix zu verwenden. Trübes, verschlammtes Wasser machen die üblichen "Farbspielereien" zu dieser Jahreszeit auch überflüssig und so haben wir die meisten Fische auf einfache Sinker gefangen. Es ist aber nicht so, dass ich generell bestimmte Köder bevorzuge. Am Liebsten verwende ich die Sachen, die an den jeweiligen Gewässer am Besten funktionieren und das kann auch mal eine Tigernuss sein.

 

Mark: Setzt Du auf einen bestimmten Hersteller bei der Köderwahl?

 

Johannes: Auf bestimmte Hersteller setze ich da nicht, hier wird noch selbst gerollt!

 

Mark: In Sachen Kleinteilen setzt Du auf die Firma Taska, ein sehr junges Unternehmen. Wie kam es dazu?

 

Johannes: Ich hatte mit Maurice Willms schon etwas länger davor einen lockeren, freundschaftlichen Kontakt und als er in der Entstehungsphase der Firma Taska an mich herantrat und mich da an Bord holen wollte war ich gleichzeitig verwundert aber auch geehrt. Nachdem ich mir das ganze Konzept angehört hatte fiel die Entscheidung nicht wirklich schwer und ich freue mich, da wirklich von Anfang an dabei sein zu dürfen. Vor allem, da man hier tatsächlich noch in die Entwicklung eingebunden wird, was ja beileibe nicht überall der Fall ist und für mich der ausschlaggebende Grund war, darauf einzusteigen.

 

Mark: Zurück zum eigentlichen Thema. Das Du an solch einem Gewässer eine Woche verbringst, zeigt das Du gerne eigene Wege gehst, statt an "Szenegewässern" abzuhängen, sehe ich das richtig? Was macht dein Angeln aus?

 

Johannes: Absolut, ich bin kein Freund von dieser Angelei, wo Du mehr auf die Angler als auf die Fische achten musst, wenn Du weißt was ich meine. Ich mag Abenteuer und jungfräuliche Fische, allerdings wird es immer schwieriger, diese Kombination vorzufinden und in letzter Zeit zieht es mich auch mal an richtig kleine Gewässer, die mehr oder weniger "vergessen" wurden. Rekordfische kann man da zwar nicht fangen, aber das ist bei meiner Angelei zweitrangig. Grundsätzlich basiert meine Angelei aber auch auf Freundschaften, ohne die vieles gar nicht möglich wäre. An dieser Stelle ein großer Dank an die Jungs, you know who you are! Eigentlich sehe ich keinen Widerspruch darin, als gesponserter Angler eigene Wege zu gehen und nicht unbedingt auf die 40-Kilo-Fische zu angeln, weiß aber was Du meinst. Ich denke, es ist ganz gut wenn eine Firma auf verschiedene Anglertypen als Ideenpool zurückgreifen kann und da kann es nur ein Vorteil sein, wenn eben nicht jeder am ultraheiklen Paylake sitzt wo die Fische mehr Rigs kennen als ich selbst. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, dann bleibt eben mehr Platz an den anderen Gewässern und ich möchte auch keineswegs anderen Anglern die Freude daran nehmen oder mich selbst über diese stellen, absolut nicht! Nur ist es halt nicht meine Angelei und ich bin froh, dass ich weiterhin so angeln kann wie es mir am Besten gefällt.

 

Mark: Danke für das Interview und die interessanten Perspektiven. Wir hoffen bald wieder von Dir zu hören!

 

Das Interview führte Mark Dörner am 6. Mai 2013.

 

Hier findet Ihr die Vorstellung von Johannes im Taska Team:

http://www.taskacarp.com/team-taska/johannes-hafner/

 

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Nash Marc and Alan