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Interview / 12.07.2017

Was lernt man eigentlich beim Keen Carp Workshop? István Orbán im Interview!

Keen Carp, der Köderhersteller aus Holland, bietet seit geraumer Zeit Workshops an und wirbt mit Teilnehmern, die anschließend über 400 Vierzigpfünder gefangen haben. Wir berichteten. Natürlich interessiert uns und sicher auch viele Carpzilla-Leser, worum es bei den Keen Carp Workshops eigentlich geht und natürlich: Was lernt man dort und für wen sind sie geeignet? István Orbán, Workshop Mentor von Keen Carp, stellte sich unseren Fragen:

Carpzilla: Hallo István, schön, dass Du Dir Zeit für unser Interview nimmst und mehr über den Keen Carp Workshop erzählen willst. Viele Karpfenangler fragen sich, was bei einem Keen Carp Workshop passiert und was die Mentoren den Teilnehmern beibringen. Bevor wir anfangen detailliertere Fragen zu stellen, kannst du uns erst einmal im Allgemeinen erklären, was das Hauptziel dieser Workshops ist?

István Orbán:

Auf Karpfenmessen wurde ich immer wieder damit konfrontiert, wie unvorbereitet die meisten Karpfenangler an ihr Hobby herangehen. Man kann den Mangel an Wissen jedoch nicht ganz auf sie schieben, denn ich habe schnell realisiert, dass denjenigen, die offen für Neues sind und lernen möchten, nicht wirklich die Möglichkeit geboten wird sich weiterzubilden. Deshalb kam mir bereits damals der Gedanke, dass ich meine Köder am liebsten nicht an jedem verkaufen würde. So müsste ich mir hinterher wenigstens nicht von planlosen Anglern anhören, dass der Köder der Grund für ihre Erfolglosigkeit ist.

Ich habe schon damals damit angefangen, die ersten interessierten Angler zu beratschlagen, allerdings noch nicht in organisierter Form wie heute. Ich habe viele Informationen mit ihnen geteilt, wie sie in einer bestimmten Situation reagieren müssen und wir haben natürlich auch erklärt, warum das so ist.

Als wir gesehen haben, was für tolle Erfolge unsere Kunden mit unserer Hilfe erzielen konnten, wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir begannen mit Hub Genders eine komplexe, aber für jeden verständliche Lehrmethode auszuarbeiten, die zudem einfach in die Praxis umzusetzen ist.

Hub Genders Wissen ist sehr wertvoll, denn er hat nicht nur das Angeln zu einem komplexen System, sondern auch die Anzahl der Fänge kalkulierbar gemacht. Ich fühle mich sehr geehrt, dass er mir die Verbreitung dieser Methode anvertraut hat. Dieses Wissen geben wir in unseren Workshops an die Teilnehmer weiter.

Carpzilla: Also versprichst Du aus Deinen Teilnehmern bessere Karpfenangler zu machen?

István Orbán:

Ich würde es etwas vorsichtiger formulieren und sagen, dass ich daran arbeite, die Karpfenangler erfolgreicher zu machen. Aus dieser Sicht ist es völlig egal, auf welchem Level man ist, wie viele Jahre man schon angelt oder wie gut man sich einstuft, denn seine Ergebnisse kann man immer verbessern.

Das Karpfenangelgeschäft ist voller Unwahrheiten, so dass die Angler gar nicht wissen, wem sie noch glauben sollen. Ihre Ratlosigkeit ist auf den Messen gut erkennbar oder wenn man z.B. in Foren ihre Fragen und Berichte liest.

Deshalb schaffen wir zuallererst Ordnung in den Köpfen und klären einige Missverständnisse. Die Teilnehmer schaffen sich diese Ordnung selbst, denn nachdem sie alles verstanden haben, sprechen sie selbst aus, was sie alles falsch gemacht haben. Danach können die falschen, festgefahrenen Theorien einfacher loslassen und wir können den Weg des Fortschritts und des Erfolgs einschlagen.

Carpzilla: Was macht deiner Meinung nach einen guten Karpfenangler aus?

István Orbán:

Na, dafür werden eure Leser mich mögen. Für mich ist jemand, der viele Karpfen fängt noch lange kein guter Karpfenangler. Damit man ein guter Karpfenangler wird, muss man sich auch in anderen Angelstilen gut auskennen. Und das geht nicht von einen Tag auf den anderen. Man muss viele Fehlschläge ertragen und daraus lernen, um immer besser zu werden. 

Damit man versteht, wie wichtig es ist Gewässergrundstrukturen zu erkennen und richtig deuten, muss man zuvor schon mal mühsam mit der Posenrute oder Gummifisch Seen und Flüsse abgesucht haben. Friedfisch- und Spinangler wissen genau, dass Kleinigkeiten – egal ob es sich dabei nun um den Angel-Spot oder die Angelmethode handelt - zwischen Erfolg und Misserfolg entscheiden können. Was ich damit sagen will: Nur wenn man weiß, worauf es ankommt, kann man Taktiken und Köder richtig anwenden.

Für mich ist ein guter Karpfenangler jemand, der nicht im Nachhinein eine Erfolgstheorie aufstellt, sondern sein Angeln aufgrund einer vorher ausgearbeiteten Taktik gut gelingt. Das ist ein großer Unterschied.

Carpzilla: Was glaubst Du, machen die meisten falsch, die losziehen und versuchen einen Karpfen zu fangen?

István Orbán:

Ganz klar:  Sie angeln nicht nach einer ausgearbeiteten Taktik. Natürlich haben sie gewisse Ideen und Vorstellungen, doch diese zeugen meist von mangelndem Fachwissen und man kann sie nicht als Taktik bezeichnen.

Es wird Dich wahrscheinlich auch nicht überraschen, dass die meisten Karpfenangler über das Paarungsverhalten, die Alterseigenschaften und Kommunikation der Karpfen nicht viel wissen. Ohne diese Informationen loszugehen und die alten, raffinierten Karpfen austricksen zu wollen, kann ich nicht als bewusstes Angeln bezeichnen.

Karpfenangeln fängt nicht damit an, dass man ein Rod Pod und ein Zelt aufbaut. Man muss sich schon Tage vielleicht Wochen vorher mit den Gegebenheiten vor Ort auseinander setzen und seine Herangehensweise darauf abstimmen. Ich wage sogar die Behauptung: Ist das Angeln bewusst geplant kann man den Faktor Glück gänzlich ausschließen, um zum Erfolg zu kommen.

Carpzilla: Kannst Du den Lesern von Carpzilla einen kleinen Einblick gewähren, was bei euren Workshops passiert? Du nennst deine Methode “Architected Carp Fishing”. Gibt es Hauptthemen oder Module, die aufeinander aufbauen?

István Orbán:

Viele Teilnehmer bekommen nach der ersten Stunde einen Schock, wenn sie damit konfrontiert werden, wie wenig sie über ihr Hobby wissen oder von völlig falschen Grundkenntnissen ausgehen. Im Verlauf des Workshops wird dann alles klarer und eine neue Epoche ihres Angelns beginnt. Sie werden das Karpfenangeln mit anderen Augen sehen. Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse, können wir anfangen für jeden Teilnehmer eine neue Herangehensweise auszuarbeiten, die dann am Wasser, in einer erfolgreichen Taktik mündet. Daher der Begriff Architected Carp Fishing.

Das beliebteste Thema ist das selektive Karpfenangeln, das bereitet den meisten Anglern Probleme. Das Verständnis und die Aneignung des „Architected Carp Fishing“ sind einfach und die Methode ist durchaus effektiv. Wenn man unsere Methode anwendet, kann man bisherige Probleme vergessen und das Durchschnittsgewicht der Fänge wird deutlich in die Höhe schießen.

Carpzilla: In der Werbung für den Workshop sagt ihr, dass eure Workshop-Teilnehmer 400 Karpfen über 40 Pfund fangen konnten, nachdem sie sich die neue Methode angeeignet hatten. Uns interessiert natürlich: In welchem Zeitraum wurden so viele große Fische gefangen und wie viele Teilnehmer zählen zu dieser Statistik?

István Orbán:

Wenn man etwas anfängt, was den bisher gewohnten Dingen entgegengeht, hat man es nicht leicht in dieser Szene. Um Deine Frage aber konkret zu beantworten: Dieses Ergebnis wurde von etwa 25 Menschen in den letzten fünf Jahren erreicht. Das sind diejenigen, die als erstes positiv und offen auf unsere neue Methode reagiert haben.

Wir haben ein Video aus den Fotos gemacht, dort kann man alles sehen. Ich denke, das erhöht den Wert der Fangergebnisse nochmals um einiges. (Anmerkung der Redaktion: Ihr findet das Video hier.)

Wichtig ist bei dieser Statistik auf noch folgende Sache: Diese Jungs haben nicht plötzlich angefangen in anderen, fischreicheren Gewässern zu angeln und verbrachten auch nicht mehr Zeit am Ufer als vorher.

Der Schlüssel zu ihrem Erfolg war, dass sie anfingen, anders über das Karpfenangeln zu denken. Es waren also nicht zahlreiche Angler, die dieses Ergebnis erzielten, sondern nur eine überschaubare Zahl. Das beweist, dass die Methode an der Hub Genders 40 Jahre gearbeitet hat, einem Wunder gleicht.

Carpzilla: Ok, das sind im Schnitt drei Vierzigpfünder pro Angler und Jahr. Ich würde mich selbst als recht erfahrenen Angler einschätzen, wäre der Workshop trotzdem was für mich? Um die Frage noch etwas konkreter zu stellen: Woher weiß ich, dass der Workshop auch meine Angelei weiterbringt?

István Orbán:

Es gibt keinen Karpfenangler, der sich nicht weiterentwickeln kann. Ich habe europaweit zahlreichen Angler, die sich teilweise auch zurecht als erfolgreich einschätzten, dazu verholfen, noch viel erfolgreicher zu werden. Der älteste war über 60. Ich habe ein Konzept in ihr Angeln gebracht, so hatten sie noch mehr Freude daran.

Wenn man denkt, dass man bereits alles weiß, verbarrikadiert man sich vor dem Fortschritt. Dass jemand nicht regelmäßig und kalkulierbarer größere Karpfen fangen möchte, kann ich nicht glauben. Ob man unsere Methode, das Architected Carp Fishing, anwendet oder nicht, liegt allein an einem selbst. Für mich und für viele Teilnehmer unseres Workshops bedeutet es aber ganz klar eine neue Dimension des Karpfenangelns.

Die teilnahmegebühr richtet sich nach der Teilnehmerzahl. Bei den Terminen im letzten Winter lag sie bei 50 Euro - wir berichteten. Mehr Informationen zum Keen Carp Workshop und zur Anmeldung findet ihr hier:

http://keencarp.de/workshop

Das Interview führte Carpzilla Redakteur Volker Seuß mit István Orbán im Frühjahr 2017.

 

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Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.