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Interview / 19.11.2016

WATERCRAFT 2: Thomas Talaga im großen Interview (Teil 1)

Diesen Herbst erscheint pünktlich (26.11.16) zur Carp + Cat Expo Messe in Wallau Thomas Talagas lang erwartetes neues Buch „Watercraft – Erfolgreich Karpfenangeln – Teil 2. Wir berichteten ausführlich und veröffentlichten bereits die ersten Leseproben. Kurz vor der Buch-Premiere haben wir nun Thomas Talaga im großen, zweiteiligen Interview. Thomas verrät darin viele Einzelheiten und Hintergründe zu seinem neuen Werk:

Carpzilla: Hallo Thomas, schön dass wir Dich auch in diesem Herbst so kurz nach der Fertigstellung Deines neuen Buches für ein Interview gewinnen konnten.

Schon im zeitigen Frühjahr 2016 erreichten uns immer mehr Fragen, wann denn WATERCRAFT – Erfolgreich Karpfenangeln - Teil 2 erscheinen würde? Jetzt ist es fast soweit, am Samstag, den 26.11.16 erscheint Teil 2 - das Werk ist komplett. In aller Kürze, was wird uns in Teil 2 erwarten?

Thomas Talaga: Zunächst einmal möchte ich die heutige Chance beim Schopf packen und mich an dieser Stelle bei allen Freunden und Lesern des ersten Teiles ganz herzlich bedanken. Dass ich mit diesem Projekt eine Menge Denkanstöße geben werde, ja dies war mir zuvor bereits bewusst und demnach auch meine volle Absicht. Doch so ein krasses Feedback mit so immens vielen tiefsinnigen Gesprächen und Fachsimpeleien, das hätte ich wahrhaftig nicht erwartet. Vielen lieben Dank dafür!

Planungsgemäß stand ja nur ein einziges Buch auf meiner Aufgabenliste. Allerdings geriet das Ganze dann mit der Ausleuchtung jedes einzelnen Aspektes immer mehr aus den Fugen. Mit einem Einzelwerk war dem zum guten Schluss absolut nicht mehr Herr zu werden. Von daher war die Lösung dieser Problemstellung dann auch ziemlich rasch naheliegend. Es musste halt mindestens noch ein weiterer Teil in die Anfangsplanung miteinfließen. 

Kurz und knapp gesagt, folgt in diesem zweiten Teil all dies, ohne dass ein ganzheitliches Werk über unser schönes Hobby nicht annähernd komplett wäre. Also all das, was vom reinen Umfang nicht mehr in den ersten Teil hineingepasst hat. Mal ganz ernsthaft: Was nutzen mir denn die besten Köder meiner Begierde und die gewiefteste Futterstrategie, wenn am Ende meine ach so tollen Montagen in einem Bereich platziert sind, den die Fische niemals oder nur höchst selten aufsuchen. Eine positive Resonanz kann ich damit jedenfalls kaum erwarten.

Von daher werde ich im zweiten Teil von „Watercraft – Erfolgreich Karpfenangeln“ auf die wichtigsten, noch verbleibenden Themenbereiche eingehen. Hierbei gehe ich sowohl auf das Fundament, sprich die Location, auf die richtigen Rahmenbedingungen (im Kapitel Beisszeit) als auch auf schwierige Gewässer ein. Das Ganze natürlich, wie es schon im ersten Teil der Fall war, mit unzähligen Beispielen aus der Praxis und hinein bis ins kleinste Detail. Von daher alles Schritt für Schritt und für jedermann gut nachvollziehbar und verständlich.

Carpzilla: Mit Teil 2 wird Dein neues Werk vorerst komplett: Zu den Kapiteln aus Teil 1 Köder, Taktik und Montagen kommen nun also die Kapitel Location, Beisszeit, Gewässer mit Tücken und Charakter hinzu. Welches Thema ist Deiner Meinung nach das Wichtigste, um den Karpfen auf die Schliche zu kommen?

Thomas Talaga:

Stichwort: Location!
Manchmal weiß ich bereits aus dem Bauch heraus, dass an dieser oder jener Stelle alle Liebesmüh vergebens sein wird. Doch in den allermeisten Fällen ist es harte Arbeit den Karpfen auf die Schliche zu kommen. Eine gute Beobachtungsgabe allein, lässt sich oftmals schon in erstrebenswerte Ergebnisse ummünzen. Doch dies ist beileibe noch längst nicht alles, was wir mit dem netten Wörtchen „Location“ bezeichnen.

Stichwort: Beisszeit!
Fast schon logisch, die meisten Karpfenangler brechen dann zum Fischen auf, wenn es ihr Zeitkontingent hergibt. Keine Frage, so läuft es auch bei mir ab. Und trotzdem kann ich nicht selten ziemlich genau vorhersagen, ob ich erfolgreich sein werde oder am Ende mit leeren Händen dastehe. Die äußeren Umstände können das Verhalten unserer Karpfen wirklich extrem beeinflussen. Das ganze kann so heftige Ausmaße annehmen, dass ich immer die momentane Wetterlage im Blick habe.

Und meine Erkenntnisse sprechen eine mehr als nur eindeutige Sprache. Völlig egal, ob es meine Futtermenge, die Auswahl meiner Spots oder aber die meiner Köder anbetrifft, die Auswirkungen der äußeren Einflüsse sind einfach immer allgegenwärtig. Vergangene Woche fing ich noch mit meinem Lieblingsköder mitten auf dem Futterplatz - nur eine einzige Woche später wäre ich hier chancenlos! Warum? Ja, die Karpfen haben ihr Verhalten mal eben an die veränderten Bedingungen angepasst. Mit diesem Wissen im Hinterkopf, kann ich natürlich immer noch erfolgreich sein. Dafür sind halt nur die maßgeschneiderten Anpassungen notwendig. Welche? Im zweiten Teil meines Buches, genauer gesagt im Kapitel „Beisszeit“ werde ich Sie ausführlich darüber informieren.

Stichwort: Charakter!
Und ja, der eine richtig große Gigant Ihres Gewässers würde Ihnen sicherlich auch sehr gut zu Gesicht stehen. Genau diesen Plan hatte ein lieber Bekannter auch. Doch leider ging dieser Plan nicht auf. Bis zum heutigen Tag nicht. Als ich damals an diesem Gewässer aufschlug, fing ich diesen Fisch fast schon auf Ansage. Doch damit nicht genug. Ich fing ihn immer wieder in schöner Regelmäßigkeit. Nein, ich bin mir sicher, das hatte nichts mit Glück oder Magie zu tun.

Meine Herangehensweise kam diesem einen, ganz bestimmten Fisch derart entgegen, dass das ganze eher planbar war. Jeder Fisch ist ein Individuum. Von daher gibt es auch Marotten, Vorlieben, bestimmte Verhaltensweisen und, und, und… Mit dem Wissen darum, komme ich mal eben so aus dem Handgelenk geschüttelt Fischen auf die Spur, die nahezu jeder gern mal fangen möchte.

Stichwort: Gewässer mit Tücken!
Ich glaube, jeder Karpfenangler hat dies schon mal erlebt: Man kommt an ein neues Gewässer und ist motiviert bis in die Haarspitzen. Dementsprechend versucht man mit Tatendrang alles nur Erdenkliche zu realisieren, damit es schlussendlich schön und möglichst schnell in der richtigen Spur verläuft. Doch je mehr Eifer man auch hineinlegt, umso weniger will funktionieren. Es gibt halt einfach eine ganze Litanei an Gewässern, die man eher mit Zurückhaltung angehen sollte. Hierzu zähle ich ganz besonders die extrem häufig frequentierten Wasser. Wenn an Gewässern tagein, tagaus ohne Unterlass immerzu gefischt wird, sind die Karpfen quasi immer auf der Flucht.

Sobald irgendein Anzeichen auf ihre „Jäger“ hindeutet, reagieren sie ohne jegliche Zeitverzögerung darauf. Hier ist weniger oftmals deutlich mehr. Der Angler, der an solchen Wassern erfolgreich sein möchte, sollte versuchen sich in die Fische hineinzuversetzen. Wie kommt dies oder jenes wohl unter Wasser an? Das Abwägen des eigenen Tuns, ist hier ein höchst probater und damit erfolgversprechender Schlüssel zum Erfolg. 

Um auf deine Frage zurückzukommen, Volker: Die Wichtigkeit der unterschiedlichen Themengebiete, bzw. deren Wertigkeit, kann je nach Zielsetzung natürlich höchst unterschiedlich ausfallen.   

Carpzilla: Auf dem Cover von Teil 2 sehen wir einen mächtigen Spiegler. Was hat es mit diesem Fisch auf sich – welche Geschichte verbirgt sich hinter ihm?

Thomas Talaga:

Wie kann es anders sein, für mich ist es ein ganz besonderer Fisch. Nicht nur seine Proportionen – er ist deutlich über einen Meter lang – wirken extrem imposant auf mich. Doch dafür muss ich wohl doch ein kleines bisschen weiter ausholen. Ich muss zugeben, meine Zielsetzungen können so manches Mal schon etwas eigen ausfallen. 

Ich kannte den Spiegler bereits. Damit meine ich nicht nur, dass ich von seiner Existenz im Bilde war. Nein, ich durfte ihn bereits mit meinen Keschermaschen einfangen und in meinen Armen halten. Das Ganze ereignete sich einige Monate bevor das letztendliche Titelbild des neuen Buches entstand. Zu diesem Zeitpunkt war dies für mich eine faustdicke Überraschung. Allerdings war mir bewusst, dass der massive Spiegler erst kürzlich sein Laichgeschäft hinter sich gebracht hatte. Die Spuren dieser Prozedur waren einfach unverkennbar. Keine Frage, klar war ich glücklich so einen klasse Fisch überlistet zu haben. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach war er zu diesem Zeitpunkt auf meine Futtergaben weit mehr angewiesen als ansonsten üblich.

Quasi hatte ich mir seine persönliche Schwächephase zu Eigen gemacht. Hmm, kann ich da wirklich stolz drauf sein? Ich war mir da nicht so sicher. In mir reifte mehr und mehr ein ehrgeiziger als auch sicher vielleicht unsinniger Plan: Ich musste ihn unbedingt ein weiteres Mal fangen. Und ihn dieses Mal dann auch wirklich „im vollen Saft stehend“, also im Vollbesitz seiner Kräfte, echt überlisten und nicht nur von seiner Schwäche profitierend „abgreifen“. Ich muss zugeben, alles gestaltete sich schwieriger als gedacht. Der Winter nahte mit Riesenschritten und so wurde mein gesetztes Zeitfenster hierfür leider immer enger und enger. Ich fing zwar klasse Fische, doch der eine bestimmte, „der König dieses Sees“, wollte einfach nicht fallen. So manch‘ einen Kracher fing ich während dieser Periode gar mehrfach, nur halt ihn nicht. Egal was ich auch versuchte, es war einfach nur zum verrückt werden.

Und nun ereilte mich auch noch ein weiteres Problemchen. Mir stand schon sehr bald eine Operation bevor, in deren Folge ich eine längere, angelfreie Zeit miteinplanen musste. Letztendlich verblieb mir nur noch eine einzige Chance mein hochgestecktes Ziel zu realisieren: Der Tag vor der geplanten Operation!

Ja richtig, auch wenn es sich sicherlich sehr verrückt anhört, ich hatte mich kurzerhand dazu entschlossen auch die allerletzte Möglichkeit zum Erreichen meines Zieles zu nutzen. Zeitig im Morgengrauen ging es demnach also noch das vorerst letzte Mal ans Wasser. Nach gut zwei Stunden bekam ich dann tatsächlich einen vehementen Vollrun. Und dreimal dürfen Sie raten, was sich einige Zeit später als mein Gegenüber entpuppte? Was für ein Wahnsinn und ja, es war mein absoluter Traumfisch! Der, der mich schon seit Wochen nicht mehr zur Ruhe kommen ließ.

Und bei diesem Mal konnte von einer Schwächephase wahrlich keine Rede mehr sein. Er stand derart im Leben und konnte schließlich noch dazu mit all den Pölsterchen aufwarten, die er bei unserem ersten Treffen noch so derbe vermissen ließ. So ganz nebenbei durfte ich hierbei auch noch feststellen, dass er in dieser Verfassung wahrhaftig den Titel „König dieses Sees“ tragen durfte. Zeitgleich stand damit für mich auch unumstößlich fest, dieser Traumkarpfen muss einfach auf das Cover des zweiten Buches!

Carpzilla: Gibt es eine Verbindung zu dem großen Schuppi der in Teil 1 das Cover zierte?

Thomas Talaga:

Für einen Außenstehenden wahrscheinlich nicht, denn dieses ungleiche Pärchen stammt noch nicht einmal aus demselben Wasser. Doch für mich allerdings schon! Ich würde es als eine persönliche Verbindung bezeichnen, die diese beiden Ausnahmefische für mich ausmachen.

Den großen Schuppi kannte ich ebenfalls schon, bevor ich ihn letztendlich das erste Mal selber fangen konnte. Zu diesem Zeitpunkt durfte ich wohl die allermeisten Großen dieses Sees schon mindestens einmal Auge in Auge bewundern. Die Ausnahme bildete halt eben dieses krasse Teil von einem Schuppenkarpfen. Und auch die „Schauermärchen“ um sein Gewicht waren sicher nicht von schlechten Eltern. Nur hatten sie einen einzigen Makel: So ganz glauben mochte ich sie nicht so wirklich. Von daher musste ich diesen Fisch unbedingt selber fangen und mich von alledem überzeugen, was so alles an tollen Sachen um diese Kreatur in die Welt gesetzt wurde.

Das Ganze begann mit einer Traumsession wie aus dem sprichwörtlichen Bilderbuch. Bereits zu Beginn der Session, in der allerersten Nacht fing ich einen gigantischen Schuppenkarpfen, den ich allerdings schon zwei Male zuvor einnetzen durfte. Am nächsten Tag folgen darauf dann zur Abwechslung zwei große Spiegler. Auch diese beiden Karpfen kannte ich ebenfalls schon.

Im Normalfall würde sich nun ein ruhiger Abend anschließen. Noch niemals zuvor konnte ich hier einen Fisch kurz vor dem nahenden Tagesende überlisten. Doch dieses Mal war alles komplett anders. Als plötzlich die erste Schnur von der Rolle ablief, dachte ich noch an einen wirklichen Zufallsbiss. Doch kurz bevor der Fisch im Kescher war, lief auch noch die nächste, mächtig kreischende Rollenbremse los. Nach einer zwischenzeitlichen mittleren Überforderung stand ich auf einmal mit zwei krassen Schuppis in einem einzigen Keschernetz da. Was für ein wahnsinnig überwältigendes Gefühl mich allerdings ereilte, als ich letztendlich meinen neuen „Freund“ erkannt hatte, könnt ihr euch sicherlich an einer Hand abzählen. Ich war einfach nur überglücklich.

Denn damit hatte ich nicht nur diesen ganz bestimmten Schuppi gefangen, nein auch all die Mythen, die um diesen Fisch in der Vergangenheit gesponnen wurden, waren nun gleichfalls Schnee von vorgestern…

Schon morgen erwartet euch der 2. Teil des großen Interviews mit Thomas Talaga, Buchautor von WATERCRAFT – Erfolgreich Karpfenangeln 1 und 2. Dann geht es ins Detail: Thomas nimmt dazu Stellung, wie wichtig Faktoren wie Luftdruck, Mondphasen oder der Einfluss des Windes für den Fangerfolg ist. Dazu verrät er, was wirklich wichtig ist, wenn man zur Laichzeit oder im Winter Karpfen fangen will, spricht über die Gastautoren in WATERCRAFT 2 und erzählt, wie es in diesem Jahr bei ihm am Wasser lief!

Thomas‘ neues Buch WATERCRAFT – Erfolgreich Karpfenangeln – Teil 2 erscheint am 26.11.16 in Wallau und zeitgleich online im Carpzilla Shop:

https://shop.carpzilla.de/

Zum zweiten Teil des Interviews geht es hier entlang:
http://www.carpzilla.de/mag/interview/watercraft-2-thomas-talaga-im-grossen-interview-teil-2-8796.html

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