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Interview / 21.08.2017

Wie gründet man eine Boilie-Firma? Interview mit Marco Bettin von Baitlounge - Teil 1

Neue Köder-Firmen gibt es reichlich, die meisten verschwinden aber so genau so schnell vom Markt, wie sie zuvor erschienen. Doch dieses Phänomen betrifft natürlich längst nicht alle. Einige wenige scheinen direkt von Null auf Hundert durchzustarten und stetig weiter zu wachsen. Was ist ihr Geheimnis, worauf kommt es an, wenn man mit Ködern Erfolg haben will und wann ist der richtige Zeitpunkt aus dem Hobby ein Business zu machen?

Wir haben bei Marco Bettin nachgefragt, er ist Betreiber der jungen Köderschmiede Baitlounge, die gerade schwer von sich reden macht! Im ersten Teil geht es um die Firmengründung, das Konzept von Baitlounge und das immer spannende Thema Teamangler…

Carpzilla: Hallo Marco, schön. Dass wir Dich für ein Interview zu Deiner Boilie-Firmen-Gründung gewinnen konnten. Baitlounge scheint derzeit ja gerade mächtig durch die Decke zu gehen, wenn ,man sieht wie viele Fänge auf eure Köder gemeldet werden. Wie ist es überhaupt zu der Idee gekommen, die Boilie-Herstellung gewerblich anzugehen?

Marco Bettin: Hallo Volker, vielen Dank für die Einladung! Ganz ehrlich bin ich selbst überrascht, wie schnell die Firma wächst. Die Idee hat sich in den letzten Jahren entwickelt. Wahrscheinlich wegen meinem Vater. Mein Vater hatte in den 80er Jahren einen eigenen Angelladen und war einer der Ersten in Deutschland die englisches Karpfentackle (Bruce & Walker, Century und Tri Cast darunter) nach Deutschland importiert und verkauft haben.

Genau in dieser Zeit wurden ja auch die ersten Boilies gerollt! In meiner Anfangszeit rollte ich ebenfalls meine Boilies stets selbst. Mal aus meinen selbst kreierten Mixen, mal aus Mixen von Freunden oder Bekannten. Mit der Zeit kamen immer mehr Boilie-Firmen auf den Markt und ich probierte auch einige Fertigboilies aus. In der Garage rollte ich aber immer wieder meine eigenen Mixe und musste feststellen, dass diese frischen Köder einfach besser fingen als die gekauften aus der Tüte.

In den letzten Jahren kamen immer mehr Freunde und sogar Freunde von diesen Freunden auf mich zu und wollten meine Mixe haben. War es anfangs nur ein Mix (der heutige Protex Boilie) wurden im Laufe der Zeit neue Mischungen ausprobiert und verbessert. Anfang letzten Jahres stand für mich fest, ein Gewerbe anzumelden. Da ich jedoch alles selbst produzieren wollte, musste ich mich zuerst um einiges kümmern, was nichts mit dem Verkauf des fertigen Boilies zu tun hat. Die Suche nach einer geeigneten Halle gestaltete sich als das größte Problem. Etliche Makler kontaktierte ich, keiner hatte eine bezahlbare Halle im Portfolio.

Durch Zufall wurde eine Halle, ganz in meiner Nähe frei. Es folgten die Gewerbeanmeldung, die Anmeldung beim Veterinäramt, die Suche nach geeigneten Lieferanten und der Kauf der Maschinen. Bis ich alles zusammen hatte war bereits Januar 2017. Ende März starteten wir dann den Verkauf über unseren Onlineshop.

Carpzilla: Bevor wir noch etwas näher auf die Gründung von der Köderfirma Baitlounge eingehen, möchten wir Dir zunächst gratulieren. Innerhalb kürzester Zeit scheinst Du Köder auf den Markt gebracht haben, die a. genau zu vielen Kundenwünschen passen, die b. sich vom bestehenden Markt in Feinheiten abheben und c. die auch noch ausgezeichnet fangen. Was ist das Geheimnis der Baitlounge Köder bzw. Deines Köder-Konzepts?

Marco Bettin: Vielen Dank! Zu a.) Wenn ich mir die letzten Wochen anschaue, produziere ich genau die Art Köder auf die viele gewartet haben. Zu b.) Natürlich kann man den Boilie nicht neu erfinden, aber man kann doch einiges besser machen als die Mitbewerber. Zum Beispiel alles selbst produzieren! Pop Ups, Hookbaits, Mixe und Boilies werden frisch bei uns in der Halle produziert. Zu c.) Ein großes Geheimnis gibt es nicht. Ich lege großen Wert auf frische Zutaten.

Bei mir werden keine Reste aus Großfabriken angekauft und in die Boilies verrollt. Getreidemehle bestehen bei uns aus dem vollen Korn, nicht aus den Überbleibseln der großen Mühlen. Fischmehle werden in LT-Qualität direkt beim Produzenten gekauft. Auch unsere Extrakte kaufen wir ohne Zwischenhändler ein.

Natürlich zahlen wir dafür einen höheren Preis aber nur so kann ich die beste Qualität anbieten. Ich bin überzeugt, dass genau diese Frische den Unterschied ausmacht und mich von anderen Firmen abhebt.

Carpzilla: Thema Teamangler. Gute Köder herzustellen ist sicher eine der wichtigsten Komponenten einer Köderfirma, eine andere, sicher auch nicht unwichtige, ist es ein vernünftiges Team, um sich zu scharren. Auch dabei scheinst Du ein gutes Händchen zu haben.

Angler wie z.B. Christoph Trippe, Michael Martins oder Axel Siebert sind Namen, die nicht nur konstant Fische fangen, sondern auch vernünftige Bilder machen und ihre Erfahrungen zu Papier bringen können. Dennoch waren sie noch nicht bei x Köderbuden. Worauf legst Du Wert bei der Auswahl Deiner Teamangler und was macht für Dich einen guten Teamangler aus?

Marco Bettin: Ja das beliebte Thema Teamangler… Praktisch jeden Tag erreichen mich Anfragen für das Team. Ich beantworte jede Anfrage höflich. Jedoch sage ich allen, die mich fragen ab. Teamangler zu sein bedeutet mehr als Fische in die Kamera zu halten und dafür Boilies vergünstigt oder gar umsonst zu bekommen. Teamangler präsentieren meine Firma nach außen hin. Sei es auf Messen oder am Wasser gegenüber anderen Anglern. Die meisten Leute wollen Teamangler werden aber die wenigsten sind dafür geeignet.

Was ich brauche sind Leute die sich komplett hinter die Firma stellen, die Lust am Berichte oder Blog-Updates schreiben haben und mit einer Kamera umgehen können. Nicht zu unterschätzen ist die Größe der gefangenen Fische heutzutage. Hört sich arrogant an, ist aber leider mittlerweile Realität. Ihr seht es doch auch auf Carpzilla! Ein Post mit einem kleinen Fisch bringt weniger Aufmerksamkeit, wo hingegen ein 20 Kilo Fisch hunderte von Klicks bekommt. Traurig aber wahr.

Mein aktuelles Team besteht hauptsächlich aus Freunden und engen Bekannten, die meine Köder teilweise schon seit Jahren kennen. Darunter sind natürlich auch einige bekannte Gesichter aus verschiedenen Printmedien oder dem Social Media Bereich. Ich setze nicht auf Leute die bereits bei vielen verschiedenen Firmen waren. Wie sollen solche Leute hinter meinen Produkten stehen und diese einem Kunden z.B. auf einer Messe verkaufen können?

Carpzilla: Wie eingangs erwähnt, gibt es immer wieder Boilie-Buden, die kommen aber auch schnell wieder gehen. Wir sind auf Deine Einschätzungen gespannt: Wobei übernehmen sich viele, was wird zu Beginn oft unterschätzt und worauf kommt es im Grunde wirklich an, um zunächst überhaupt bestehen zu können?

Marco Bettin: Ich denke viele vergessen am Anfang die hohen Kosten die gar nichts mit dem eigentlichen Verkauf von Boilies zu tun haben. Auch ich musste am Anfang schlucken, als ich hörte, ich müsse meine Halle zuerst umbauen lassen, bevor ich die Zulassung zum Produzieren bekomme. Miete, Werbung, der Onlineshop und vieles mehr sind Kosten, die erst einmal durch den Verkauf reinkommen müssen. Auch die meist großen Mindestabnahmemengen bei den einzelnen Lieferanten müssen vorfinanziert werden. Um erst einmal starten zu können kommen schnell viele tausende Euros zusammen.

Ich habe aktuell den großen Vorteil, dass ich von der Boilie-Produktion nicht leben muss. Jeden Euro, den ich im Moment verdiene, investiere ich gleich wieder in neue Produkte oder Maschinen. Nur so kann ein solch schnelles Wachstum möglich sein.

FORTSETZUNG FOLGT!

Schon morgen erwartet euch der zweite Teil des großen Interviews. Dann fragen wir Marco Bettin u.a. welcher Aufwand hinter einer professionell angelegten Boilie-Produktion steckt, wie er Baitlounge neben seinem Hauptjob stemmt, was er von Boilie-Buden hält, die alles fremdproduzieren lassen und natürlich: Was wir in naher Zukunft noch von Baitlounge erwarten dürfen?!

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.