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Interview / 25.08.2017

Wie gründet man eine Boilie-Firma? Interview mit Marco Bettin von Baitlounge - Teil 2

Neue Köder-Firmen gibt es reichlich, die meisten verschwinden aber genau so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Doch dieses Phänomen betrifft natürlich längst nicht alle. Einige wenige scheinen direkt von Null auf Hundert durchzustarten und stetig weiter zu wachsen. Was ist ihr Geheimnis, worauf kommt es an, wenn man mit Ködern Erfolg haben will und wann ist der richtige Zeitpunkt aus dem Hobby ein Business zu machen? Wir haben bei Marco Bettin in einem großen, zweiteiligen Interview befragt. Marco ist Betreiber der jungen Köderschmiede Baitlounge, die gerade schwer von sich reden macht!

Nachdem es in Teil 1 des Interviews um die Firmengründung, die Firmen-Philosophie und das Thema Teamangler ging, geht es heute nicht minder spannend weiter! Wir fragen Marco Bettin u.a. welcher Aufwand hinter einer professionell angelegten Boilie-Produktion steckt, wie er Baitlounge neben seinem Hauptjob stemmt, was er von Boilie-Buden hält, die alles fremdproduzieren lassen und natürlich: Was wir in naher Zukunft noch von Baitlounge erwarten dürfen?!

Carpzilla: Zurück zur Firmengründung. Jeder, der schon mal Boilies gerollt hat, weiß welcher Aufwand dahinter steckt. Doch hierbei handelt es sich oft „nur“ um Hobbyproduktionen. Kannst Du uns ein paar Einblicke geben, wie Du aufgestellt bist und wonach sich Deiner Meinung nach eine professionelle Produktion von eine kleinen Garagen-Rollstube unterscheidet?

Marco Bettin: Da die Firma Baitlounge aktuell noch neben meinem Hauptjob läuft, war es mir wichtig in gute Maschinen zu investieren, mit denen ich in kurzer Zeit große Mengen Boilies herstellen kann. Ich habe einen Futtermischer, mit dem ich in 20 Minuten 500 Kilo Mix mischen kann. Neben dem Mischer stehen zwei Hubkneter, in denen wir gleichzeitig je 30 Kilo Mix zu Boilieteig kneten. Der fertig geknetete Teig kommt dann in einen Mado Extruder, die wohl wichtigste Maschine in unserer Halle!

Der Mado presst in kürzester Zeit die Würste aus dem Teig. Die Würste laufen in hoher Geschwindigkeit über ein Förderband in unsere Boiliemaschine, bis zur Lichtschranke, wo sie dann abgeschnitten und in die Walzen geschubst werden. Die fertigen Boilies fallen nun in Dünstgitter, welche unter der Boiliemaschine stehen. Die vollen Gitter werden mit einem Hordenwagen in den Dünster geschoben, in dem die Boilies bei 100 Grad heißem Dampf gedünstet werden.

Die Menge pro Dünstvorgang beträgt ca. 80 Kilo. Mit diesen Maschinen ist es möglich an einem Tag bis zu 2 Tonnen Boilies herzustellen. Diese Boiliestraße ist sicherlich alles andere als eine Hobbyproduktion.

Carpzilla: Krass, da geht ja richtig was voran! Du hast gerade erwähnt, dass Du im hochprofessionellen Stil produzierst, aber das neben Deinem eigentlichen Job. Kannst Du uns verraten, wie Du das derzeit alles unter einen Hut bekommst und wie dein aktueller Tagesablauf aussieht?

Marco Bettin: Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 6 Uhr, gegen 6:30 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Feierabend mache ich meistens gegen 16:30 Uhr. Danach fahre ich kurz nach Hause, hole die Lieferscheine und Paketscheine ab. Gegen 17:30 Uhr bin ich dann in meiner Halle. Dort packe ich Pakete, packe Produkte ab und oft habe ich dabei noch Kunden, die sich ihre Sachen gerne persönlich abholen. Meist bin ich dann gegen 22:30 Uhr zuhause. Dort sitze ich noch lange vor dem PC, beantworte Mails und bereite Berichte etc. vor. Gegen 24 Uhr endet mein Tag im Bett. Aktuell kommen Freundin, Hund und meine Fischerei deutlich zu kurz. Meine Angelei beschränkt sich derzeit auf kurze Nächte ohne große Vorbereitung aber auch das kann sehr erfolgreich sein, wie ich dieses Jahr schon oft erlebt habe.

Carpzilla: Puuuh, das klingt nach verdammt viel Arbeit und einer Menge Elan - Respekt! Kurz vor Ende des Interviews möchten wir noch ein heißes Thema ansprechen. Du gehörst zu den deutschen Boilie-Firmen, die ja wirklich selbst produzieren. Was hältst Du von „Köder-Herstellern“, die einfach in großen holländischen oder belgischen Unternehmen rollen und labeln lassen, aber dies dem Kunden gegenüber verschleiern?

Glaubst Du den Anglern ist es egal, ob ihre Köder mit Herzblut hergestellt werden oder einfach charakterlos per Knopfdruck vom Fließband in die Eimer der verschiedensten Boilie-Klitschen rollen?

Marco Bettin: Für mich stand von Anfang an fest, dass bei mir nur selbst produziertes Verkauft wird. Ich möchte meinen Kunden die beste Qualität bieten, das geht nur wenn ich die volle Kontrolle über die Produktion habe. In den Verkauf schaffen es nur die Produkte, hinter denen ich 100 % stehe und ich auch selbst fische.

Von Firmen die ihre Boilies Fremd produzieren lassen, halte ich wenig. Als ich mit meiner Firma online ging, wurden mir auch Boilies von großen Firmen aus Holland oder Belgien angeboten. Diese Firmen haben sich darauf spezialisiert für kleinere Firmen komplett Sortimente anzubieten.

Ich hätte nur noch mein Label auf die Tüten kleben müssen. Die hohen Investitionen für Maschinen etc. hätte ich mir somit gespart. Die fertigen Tüten hätte ich sogar aus meiner Garage verkaufen können. Einen fertigen Squid Boilie hätte ich für 1,25€ pro Kilo kaufen können! Ich frage mich nur aus was dieser bestehen soll. Aber so etwas stand für mich nie zur Debatte. Ich bin Vollblutkarpfenangler und möchte wissen was ich an den Haken hänge.

Natürlich gibt es Kunden denen es völlig egal ist, wo die Boilies her kommen. Jedoch habe ich in den letzten Wochen viele Kunden gesprochen, die sehr wohl wissen möchten ob wir selbst produzieren und auch gerne etwas mehr für gute Qualität zahlen. Ich biete meinen Kunden gerne an, in meine Halle zu kommen und sich meine Produktion anzuschauen, ich habe nichts zu verheimlichen und kläre gerne auf.

Carpzilla: Zu guter Letzt möchten wir und natürlich auch unsere Leser wissen, was wir in naher Zukunft von Baitlounge noch erwarten dürfen. Sind neue Produkte in der Pipeline, werdet ihr auf den Messen in Wallau, Berlin und vielleicht sogar in Österreich oder Zwolle vertreten sein?  

Marco Bettin: Wir haben einiges geplant. Es wird eine neue Boiliesorte geben, die wir in den letzten Monaten ausgiebig getestet haben.  Auch Liquids und neue Pop Ups wird es noch in diesem Jahr geben. Für die kalten Monate planen wir außerdem einige Stickmixe, aber da wollen wir noch nicht zu viel verraten.

Da unser Kundenstamm auch in Österreich immer größer wird, bauen wir auch dort ein kleines Team auf. Wer uns dort promoten wird, werden wir in den nächsten Tagen veröffentlichen.

Carpzilla: Marco, wir bedanken uns bei Dir für das tolle Interview und wünschen Dir für die nächsten Monate viel Kraft und vor allem weiterhin viel Erfolg mit Baitlounge!

Wer Teil des spannenden Interviews noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen:

http://www.carpzilla.de/mag/interview/wie-gruendet-man-eine-boilie-firma-interview-mit-marco-bettin-von-baitlounge-teil-1

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