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Nachgehakt / 23.05.2018

Ehmanns Fishing - Family Business seit 40 Jahren: Ingo Ehmanns im Interview (Teil 1)

Vor kurzem berichteten wir über das langjährige „Family Business“ im Hause Ehmanns Fishing, das jetzt von Vater Manfred an Sohn Ingo Ehmanns übergeben wurde. Wir wollten mehr über die Geschichte von Ehmanns erfahren und natürlich über die Ziele des neuen Geschäftsführers. Was wird uns in Zukunft von Ehmanns Fishing erwarten - wir haben bei Ingo in einem zweiteiligen Interview nachgehakt:

Carpzilla: Hallo Ingo, schön, dass wir Dich so schnell für ein Interview gewinnen konnten. Für alle Leser, die noch nicht so lange in der Karpfenszene unterwegs sind: Kannst Du uns zunächst ein paar Einblicke in die Historie und den Werdegang der Firma Ehmanns geben?

Ingo Ehmanns: Ich war ja damals nicht dabei, insofern hat das was ich sage einen gewissen Sagencharakter. Mein Vater Manfred ist ein recht guter Angler und er spricht gut Englisch. Jedenfalls haben sich diverse englische Angler aus den Kasernen in Bielefeld und Paderborn bei Gesprächen unter Anglern beschwert, dass man hierzulande kaum an das gute Tackle aus England heran käme. England war ja auch schon vor dem Boilie-Boom dem Festland voraus, weil dort einfach viel mehr geangelt wird.

Carpzilla: Da kam die Idee auf. Und dann ging es direkt los?

Ingo Ehmanns: Noch nicht ganz, so eine Idee muss ja reifen.  Ausschlaggebend war, dass  Manfred damals bei meinem Großvater mütterlicherseits im Eisenwarenladen angestellt war.  Von da aus war er  auf einer Messe bei der auch Angelsachen ausgestellt waren. Dort hat er dann erste Kontakte geknüpft. Wichtig ist ja, dass Manfred  einfach sehr viele nötige Kompetenzen mitbrachte: Er spricht Deutsch und Englisch, er ist als Außendienstler schon im Verkauf tätig gewesen, hat von seinem Schwiegervater etwas Startkapital und Lagerfläche bekommen und kennt sich eben im anglerischen sehr gut aus.

Carpzilla: Das hat nicht jeder! Und dann?

Ingo Ehmanns: Es begann dann neben der normalen Arbeit im Außendienst, dass er auch noch einen Stopp beim örtlichen Angelladen einlegte und die neuen Sachen aus England zeigte. So hat er auch den Boilie in Deutschland mit eingeführt. Der Verkauf lief gut an und überholte dann den Eisenwarenladen. Da ist sehr viel fließender Prozess bei und sehr wenig Urknall. Die Angelgeräte haben die Eisenwaren überholt , nicht von jetzt auf gleich ersetzt.

Carpzilla: Kannst Du unseren Lesern ein paar Einblicke geben, welche Produkte der ambitionierte Karpfen- und Welsangler bei euch findet?

Ingo Ehmanns: Aus Ehmanns Fishing ist ja praktisch Ehmanns Camping geworden. Wir machen Zelte, Liegen, Stühle, Schlafsäcke. Wenn man da Up to Date bleiben will bzw. die Produkte auch verbessern will, ist das schon einiges. Ein Vollprogramm kann man nur mit einer Riesenfirma händeln oder man kauft Stangenware und klatscht nur sein Logo drauf. Aber das macht keinen Spaß.

Dazu verkaufe ich noch Kryston, weil wir die seit ewig im Programm haben und wenn mein EDV-Mensch mal Zeit hat, kommt auch Carpsounder in den Shop. Das sind noch zwei Marken, für die ich meine Hand ins Feuer legen kann, damit mache ich sicherlich nichts falsch. 

 Carpzilla: Ehmanns ist ja nach wie vor ein Familienbetrieb, doch sicher hat sich ja einiges von damals zu heute (auch intern) verändert?

Ingo Ehmanns: Nun ja, nach meinem Biologiestudium war ich mit an Bord. Ich habe praktisch Robotik studiert, man sollte ja glauben, damit ließe sich ein guter Job finden. Aber tatsächlich kann man hauptsächlich unbezahlte Praktika für Sony etc. machen, da hatte ich wenig Interesse dran. Und Manfred war gerade dabei, das eigene Sortiment aufzustellen. Da konnte noch jemand gebraucht werden. Mit mir ist noch jemand jüngeres dazu gekommen, der ein paar Dinge allein deshalb entsprechend anders sieht. Ich bringe andere Vorstellungen in Sachen Technik/Computer/Internet mit ein, habe einen gewissen Plan von Naturwissenschaften und kann auch einfach die großen Zelte besser schleppen als meine Mutter mit ihren inzwischen auch 65 Lenzen.

Carpzilla: Nochmal nachgehakt - Früher wart ihr also eher ein Exklusivvertrieb für ausländische Marken in Deutschland, heute habt ihr ein eigenes Produktsortiment? Wie ist es zu diesem Schritt gekommen?

Ingo Ehmanns: Die Vertriebsstrukturen haben sich geändert. Die englischen Marken machen ihren Vertrieb mehr selber bzw. haben sich andere Partner gesucht. Letztlich lief so was immer nach dem gleichen Muster ab: Niemand kennt die Marke, Manfred steckt viel Arbeit da rein, übersetzt das ganze Programm, er zeigt den Anglern und Läden, wie das Ganze funktioniert. Und wenn es dann etabliert ist und wirklich Geld damit verdient wird, machen Sie den Vertrieb lieber direkt, also ohne uns. Damit kann man in gewissen Rahmen auch leben, aber 2007 haben wir fast alle Vertretungen auf einmal verloren. Da war Manfred Mitte 50 und hatte – vom finanziellen mal abgesehen ,wir sind keine Millionäre – auch einfach noch keine Lust nichts mehr zu machen.

Carpzilla: Und dann hat er einfach eine eigene Range aus dem Boden gestampft?

Ingo Ehmanns: Zu der Zeit war es schon so, dass praktisch alles an Zelten, Liegen Schlafsäcken aus China kam. Das haben wir natürlich mitbekommen, auch wenn einige Angler bis heute glauben wollen, dass Ihre Sachen „Made in UK“ sind. Und wir hatten schon Vorstellungen, was man an den Sachen verbessern kann. Denn wenn schon denn schon. Einfach grüne Zelte verkaufen kann ja jeder (grinst).

Carpzilla: Was habt ihr denn so alles verbessert?

Ingo Ehmanns: Einiges. Wir haben die Klarsichtfenster als erstes von außen angebracht oder die Reißverschlüsse der Heckfenster von innen.  Das spannende daran ist, ja, dass es da nur innen oder außen gibt. Eine Variante ist unpraktisch, haben aber alle zig Jahre so gemacht. Da hat offensichtlich niemand je drüber nachgedacht!  Oder kannst du mir den Vorteil nennen, warum man erst aus dem Zelt heraus und drum herum rennen soll, um das Fenster zu öffnen?

Carpzilla: Stimmt, das ist Quatsch!

Ingo Ehmanns: Jetzt kannst du das Fenster noch im Schlafsack liegend aufmachen, bekommst etwas frische Luft rein und kannst dich nochmal umdrehen und die Augen zu machen. Wenn du erst draußen warst kannst du doch gleich Kaffee aufsetzen, dann ist man doch wach!

Carpzilla: Und was noch so?

Ingo Ehmanns: Wir haben das Heck der Bivvies angehoben, so dass man die Liege besser hinten rein bekommt. Im Anschluss daran konnten wir auch die Liegen höher und damit bequemer und nützlicher machen. Weil unter eine höhere Liege auch mal noch eine Tasche drunter passt und nicht nur die Jacke. Außerdem haben unsere Liegen keine Verstellräder, die Dinger sind Mist. Außerhalb der Angelwelt gibt es die ja auch nirgends.

Durch die Rainborder am ersten Bogen tropft es nicht mehr vom Vordach auf die Front. Die Bodenplane hat den Tension Strap gleich drin, so dass man nicht drüber stolpert. Und sie hat eine eigene Tasche, das schmutzige Ding verstauen wir doch nicht direkt am sauberen Zelt.

Carpzilla: Das ist schon einiges!

Ingo Ehmanns: Dazu kommen noch die einfachen Dinge, die das Material betreffen. Unsere Taschen sind deutlich größer als der Standard, weil  ich die Sachen da problemlos rein bekommen will, ohne 5 Semester Origami studiert zu haben. Die Gummiverbindungen zwischen den Gestängen haben wir durch Metallketten ersetzt, die scheuern sich nicht durch. Und die Gestänge selbst haben wir gleich zu Anfang dicker gemacht. Damals wurde fast alles mit 16 mm Gestänge gebaut, wir haben als Standard 19 mm etabliert. Das ist effektiv rund 40 % mehr Stabilität – r² x Pi...

Carpzilla: Das ist einiges, aber vieles davon haben andere Firmen doch auch?

Ingo Ehmanns: Ja klar, weil das besser so ist. Dazu muss man wissen, dass unsere gesamte Range von der Firma hergestellt wird, die auch für praktisch alle anderen Topfabrikate baut. Und da in China Urheberrechtsschutz nicht in die Kultur passt – es ist eine Ehre kopiert zu werden – bekommt man im Werk auch alles zu sehen, was die Konkurrenz treibt und kann kombinieren. Aber man muss auch verstehen, was man da tut. Jetzt sind wir wieder bei den Klarsichtfenstern von innen, an denen herunter der Regen ins Zelt hinein läuft. Ich habe auch eine Rainborder am Heck gesehen, die hat da doch gar keine Funktion. Solange die großen Firmen gar nicht verstehen, wie ein Zelt funktioniert haben wir definitiv eine Berechtigung am Markt. Wir bedienen den Kunden der sich auskennt und nicht nur Standard oder Markennamen kaufen will.

Hier geht es direkt zu Teil 2 des Nachgehakt-Interviews mit Ingo Ehmanns. Er plaudert weiter über die Tackle-Industrie aus dem Nähkästchen und verrät natürlich auch, was wir unter seiner Leitung in Zukunft von Ehmanns Fishing erwarten dürfen! 

Alle Ehmanns Produkte findet ihr hier:

https://www.ehmanns-fishing.de/

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.