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Nachgehakt / 11.11.2014

Nachgehakt: COG-Bleisystem – Danny Fairbrass im Interview

Das Centre of Gravity-System, kurz COG, hat in den vergangenen Monaten für Furore gesorgt und stellt für viele Anglern eine echte Alternative Lead Clip und Inline-Bleisystem dar. Wir veröffentlichten zum COG-Bleisystem bereits Mitte August eine ausführliche Produktvorstellung auf Carpzilla: 

Doch noch immer gibt es einige Unklarheiten zu diesem interessanten System, bei dem der Fisch sich immer über den Schwerpunkt des Bleis hakt. Verliert man bei jedem Biss ein Blei? Kann das COG in allen Situationen gefischt werden? Wir haben den Entwickler und Korda-Boss Danny Fairbrass zu seinem „Baby“ befragt:

1. Carpzilla: Danny, wir haben das COG schon vor Jahren bei Dir im Einsatz gesehen. Unter anderem auf den Unterwasser-DVDs. Warum hat es so lange gedauert, bis das Produkt auf den Markt kam und wer hatte die Idee?

Danny Fairbrass: Die Idee wurde von einem Blei inspiriert, das schon vor gut 20 Jahren in England gebaut wurde. Eine Art umgebautes Tournament Blei. Auch bei diesem Modell hakte sich der Fisch über den Schwerpunkt, doch das Blei hatte einen gravierenden Nachteil: Es ließ sich unmöglich werfen, bei jedem einzelnen Wurf verwickelte es sich! Vor etwa zehn Jahren bastelten mein Kumpel Danny Turtle und ich eine erste Version des COG bei einer Session in Südafrika. Wir nannten es „The Thing“ (das Ding). Es funktionierte, doch irgendwie war es auch zu kompliziert und geriet in Vergessenheit. Vor vier Jahren dann setzte sich die Idee wieder in meinem Kopf fest. Warum es selbst dann noch so lange dauerte? Ganz einfach, ich war bei Korda der einzige, der an dieses System glaubte! Die anderen Jungs nannte es „the shit COG“ (das kann sich jeder selbst übersetzen ), wenn ich wieder davon anfing. Niemand wollte es anfangs benutzen oder testen. Der zweite Grund ist, dass Ali Hamidi bei einer Testsession dann doch tatsächlich eine Verwicklung im Wurf hatte. Für ihn Anlass genug, das gesamte System zu überdenken und neu aufzubauen... Naja, letztendlich waren es meine Erfolge vor der Unterwasser-Kamera mit dem COG, die für ein Umdenken im Team sorgten.

2. CZ: Worin liegt der größte Vorteil des Centre of Gravity-Systems gegenüber herkömmlichen Inline- oder Lead Clip-Montagen?

DF: Ganz einfach, Centre of Gravity heißt Schwerpunkt. Egal von wo aus der Karpfen den Köder nimmt und in welche Richtung er danach wegschwimmt, er bekommt immer das volle Gewicht des Bleis zu spüren. Dafür sorgt der Wirbel-Mechanismus, der im Schwerpunkt des Bleis fixiert wird. Kein anderes Bleisystem hat diesen Effekt. Nicht mal Inline-Blei wie das quadratische Square Pear mit kompaktem Schwerpunkt kommt an das COG heran. Zudem ist es absolut sicher. Denn hat sich der Wirbel erst aus dem Blei gelöst, haben wir ein ganz normales Lead Clip-System!

4. CZ: Geht das Blei beim COG im Drill zwangsläufig verloren?

DF: Nein, keine Sorge! Die Frage wird mir aber häufig gestellt. Wie gesagt funktioniert das COG – einmal ausgelöst – wie ein Lead Clip-System. Es ist ja auch nichts groß anderes, mal abgesehen von der Leadcore-Verlängerung und dem Halbwirbel daran, der im Blei fixiert wird. Und wie bei einem normalen Lead Clip können wir selbst bestimmen, ob wir das Gewicht verlieren wollen! Wenn wir bei dichtem Kraut fischen oder in Hindernissen können wir den Clip des Lead Clips stutzen und befeuchten, den Tail Rubber nur leicht darauf drücken. Dann geht das Blei verloren. Sonst nicht! Oder eben nur, wenn es wirklich mal zu einem Hänger kommt. Wir können das COG sogar – wie ein Inline-Blei – als semi-fixe Montage fischen. Das kann sehr effektiv sein: Der Fisch hakt sich, der Halbwirbel löst aus dem Blei und dann gleitet das Blei frei auf der Schnur. Der Karpfen kann es nicht als Konter nutzten, um den Haken abzuschütteln! Das solltet ihr mal an stark beangelten Gewässern ausprobieren.

4. CZ: Gibt es beim COG auch Nachteile?

DF: Ja, die gibt es auch. Mit den falschen Vorfachmaterialien kommt es zu Verwicklungen. Ich würde es beispielsweise nicht mit geflochtenen Rigs einsetzen und wenn dann nur mit schweren Geflechten wie Dark Matter Braid. Ohne Risiko auf Verwicklungen fische ich es mit IQ, IQ2, Hybrid Stiff oder auch monofilen Vorfächern aus 20lb Touchdown. Ich und viele der Jungs im Team UK und Europe haben es auf Verwicklungen getestet und hatten mit steifen Materialien gar keine Probleme! Grundsätzlich kann ich empfehlen, dass COG mit größeren, demnach auch schwereren Ködern einzusetzen. Also nach englischen Maßstäben. Das bedeutet Boilies ab 18mm Durchmesser. Das Gewicht verhindert Verwicklungen zusätzlich, da sich Blei und Köder im Wurf besser trennen. Wollt ihr das COG mit kleinen Ködern, zum Beispiel Partikeln, einsetzen, empfehle ich einen zusätzlichen PVA-Stick.

5. Würdest Du das COG denn überall verwenden?

DF: Mittlerweile ist es schon meine absolute Lieblingsmontage! Doch für eine effektive Präsentation des COG-Systems muss der Boden relativ sauber und hart sein. Auf weichem Schlammboden nutze ich es nicht so gerne, was aber vorallem daran liegt, dass ich persönlich auf solchem Untergrund am liebsten mit Helicopter oder Seitenblei-Montagen angle.

5. CZ: Viele Angler würden sich über schwere COG-Bleie freuen, um das System zum Ablegen vom Boot oder an Flüssen und Kanälen zu nutzen. Gerade an Fließgewässern findet es sicher viele Fans. Und wir können uns vorstellen, dass es die Angelei mit Subfloats (Auftriebskörpern) noch effektiver macht. Denn dann wirkt sich die Bewegung des Subfloats nicht mehr auf das Vorfach aus, wie bei normalen Lead Clip-Systemen. 

DF: Definitiv eine gute Idee mit den Floats! Und ja, wir haben in England auch einige Anfragen zu schweren Bleien bekommen, vom Festland hagelt es förmlich Nachfragen. Und denen kommen wir natürlich nach! Bisher sind die COG Bleie in den Formen Flat Pear und Distance Pear in 2.5 bis 3.5oz (99gr) erhältlich – für die meisten Wurfsituationen ideal. Ab Frühjahr 2015 folgen dann aber die schweren Jungs in 4, 5, 6 und 8 Unzen. Damit sind dann die meisten Angelsituationen abgedeckt und ich hoffe, das COG-System bringt viele Angler am Wasser weiter.

CZ: Danny, wir bedanken uns für das Interview und die vielen Hintergrund- und Praxisinformationen zum neuen COG-System von Korda!

Das Interview führte Volker Seuß mit Danny Fairbrass Ende September 2014.

 
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