Volkano bricht aus: Roadtrip zu den Panorama-Karpfen
Hallo und herzlich willkommen zur vierten Folge von „Volkano bricht aus“ – der neuen Reihe im Carpzilla MAG. In dieser Rubrik berichtet Carpzilla Redakteur Volker Seuß regelmäßig von seinen Aktivitäten am Wasser. Dabei wird es nicht nur darum gehen, wie und womit Volker seine Fische fängt, sondern auch mit welchem Ziel er sich ans Wasser begibt.
Das Ziel
Eine Reise drei Wochen quer durch den Balkan – für mich klingt das kurz vor Abreise noch immer nicht nach Urlaub - viel mehr nach einem großen Abenteuer. Zwei Tage vor Abfahrt beschließe ich meinem guten alten Golf spontan Goodbye zu sagen und mir einen Van zuzulegen. Damit haben meine Freundin Nina und ich nicht nur einen mobilen Schlafplatz, sondern auch genügend Platz für etwas Angelzeug und die Banane. Zwar soll das Erkunden bei unserem Trip im Vordergrund stehen, aber so ganz ohne Angeln geht es nun mal auch nicht ;-)
Es geht los
München – Österreich –Ungarn – Kroatien
Unsere Reise beginnt an einem Samstag-Nachmittag. Zunächst geht es Richtung Süden, auf einem Münchener Hoffest tanzen wir zu Brass und Reggae bis tief in die Nacht. Die Nacht darauf erreichen wir nach knapp 13 Stunden Fahrt das Exil in Ozora.
Die Woche vergeht wie im Flug. Am letzten Abend treffen ich Chris Jahrbacher und seine Gang. In gut zwei Wochen wollen wir uns wieder treffen, dann aber für eine Angel-Session an einem der großen Naturseen am Fuße der Alpen.
Für uns geht es weiter über die Grenze nach Kroatien. Wir übernachten wild in einem Nationalpark am Rande der Donau. Neben abertausenden Mücken bekommen wir ständig Besuch von Wildschweinen. Als bei Einbruch der Dunkelheit auch noch unweit das Heulen der Wölfe beginnt, verriegelt Nina die Türen lieber von innen.
Wilder Westen in Bosnien
Kroatien – Bosnien – Kroatien – Bosnien - Kroatien
Bereits früh am nächsten Mittag erreichen wir die Bosnische Grenze. Ein Bosnischer Grenzer ohne Schneidezähne im Mund möchte unsere Green-Card sehen. Green was? Eine Versicherungskarte! Für was? Ich müsste eine kaufen, antwortet er mir. Da mein Transporter keine Sitze hat und als LKW angemeldet ist, wächst der fällige Betrag von 30 auf 130 Euro. Ohne mich – ich fahre zurück...
Wir versuchen es am nächsten Grenzübergang – wo natürlich niemand eine „Green Card“ sehen möchte. „Freie Fahrt für freie Bürger“ rufe ich aus dem Fenster, während ich rasch die Grenze hinter mir lasse und die Musik auf volle Lautstärke drehe.
Die Fahrt nach Tuzla gleicht einem Ritt durch den Wilden Westen. Es gibt keine Autobahn, auf der Landstraße fährt alles: Traktoren, Fahrräder, Mofas, 40-Tonner, Touris und Locals, die nur mal kurz von ihrem Haus ein paar Meter weiter wollen.
Die Straße ist gesäumt von Kreuzen. Zunächst vermute ich den ehemaligen Bürgerkrieg als Ursache, doch schon beim ersten waghalsigen Überholmanöver, das uns entgegenkommt, wird mir klar, dass das alles Verkehrstote sind. Krass!
Im Herzen Bosniens besuchen wir den unter europäischen Big-Fish-Anglern einst berühmt berüchtigten Modrac Jezero. Emir Caro berichtete in den Neunzigern einst von diesem 1700 Hektar großen Stausee, in dem ein Spiegler mit 41 Kilo + gefangen wurde!
Bereits im Vorfeld berichtete mir Emir, dass sich seit Kriegsende wenig verändert hätte: Korruption, Raubbau und Umweltsünden bestimmen das Treiben am See. Das spezialisierte Angeln auf große Karpfen gleicht einem Himmelfahrtskommando. Ich nehme die Herausforderung nicht an – vielleicht irgendwann…
Unsere Reise geht weiter in Richtung Sarajevo und Mostar. Unterwegs besichtigen wir den Jablanicko Jezero, einen weiteren riesigen Stausee, rund 1300 Hektar groß, in dem ebenfalls schon Fische über 30 Kilo gefangen worden sind. Anschließend fahren wir entlang der wunderschönen Neretva bis hinunter zur Adria. Im Fluss kommen seltene Arten wie die Adriaforelle, die Weichmaulforelle (Mischung aus Äsche und Bachforelle!) oder die Zebraforelle vor.
Seelenfrieden in Kroatien
In Split bekommen wir die 19-Uhr-Fähre nach Zsolta – einer kleinen, weitgehend vom Massentourismus verschont gebliebenen kroatischen Insel.
Drei Tage später bringt uns die nächste Etappe zurück auf Festland, wo wir zwei Tage an der traumhaften Mreznica verbringen. Einem erfrischenden, glasklaren Bergfluss mit vielen Wasserfällen. Wir slippen die Banane und erkunden den Fluss mit seinen Stromschnellen.
Pionierarbeit in Slowenien
Bevor es endlich nach Österreich zum Karpfenangeln geht, wartet noch Slowenien auf uns. Am bekannten Bleder See empfangen uns tausende Touris. Wir fahren direkt vorbei. Viel mehr reizt uns der höher gelegene und von mächtigen Steilwänden umgebene See von Bohinj. Auch in diesem traumhaften See gibt es Karpfen. Ob diese genau so groß sind, wie die von Bled? Wir wollen es herausfinden! In drei Tagen intensiver Suche fanden wir viele Fische, darunter Äschen, Seeforellen, tausende Döbel aber auch Brassen, Barsch und Hecht – nur die Karpfen nicht. Wer weiß, vielleicht komme ich irgendwann mit ein paar Säcken Mais zurück…
Wir verlassen Slowenien über das Soca-Tal in Richtung Italien. Jeweils 50 Serpentinen mit 18% Steigung und Gefälle lassen den Benz-Kühler kalt, doch die Bremsen beginnen zu glühen.
Panoramakarpfen in Österreich
Am Alpensee in Österreich angekommen, verfliegt die Urlaubsstimmung. Das Karpfenangeln hat mich wieder: Karte ziehen, Bus ausräumen, Tackle schleppen, Boot aufbauen, einladen, umparken, übersetzen, auspacken – umfallen. Doch das schönste kommt erst noch: alles aufbauen, Ruten montieren und Rigs binden. Spätestens jetzt frage ich mich wieder: Warum bin ich nicht Fliegenfischer geworden?
Kurz bevor es dunkel wird, erkunde ich den vor mir liegenden Angelbereich, der weit über 1000 Hektar großen Wasserfläche. Eine steile Kante und eine riesige Pläne mit Tiefen zwischen 6,5 und 8 Metern geben die Spots für meine beiden Ruten vor. Den Bereich vor mir befütterte ich großflächig mit 10 Kilo Boilies. Das Futter soll bis zum nächsten Tag wirken, geangelt wird zunächst weit abseits.
Gegen 7 Uhr bekomme ich einen Lauf. Es ist die Rute weit draußen auf der Pläne. Im Drill rollen gleich mehrere Fische um mich herum. Mein erster Karpfen ist gleich ein ordentlicher 30iger. Geil.
Am Vormittag erkenne ich Chris schon aus der Ferne. Wie ein Hawaiianer paddelt er sein iBoat über die riesige Wasserfläche. Ein Österreicher ohne E-Motor, das gibt’s doch gar nicht?! Er hat die Batterie aber den E-Motors vergessen…
Gemeinsam verteilen wir nachmittags zwei unserer Ruten auf der Futterfläche vom Vorabend. Während dessen rollt ein weiterer Fisch genau in dem Bereich. Wir sind guter Dinge. Schon am Abend läuft wieder meine weite Rute ab. Nach hartem Drill im strömenden Regen liegt ein weiterer Dreißiger im Netz. In der Nacht kommt der nächste Biss auf derselben Rute. Der Drill zieht sich hin: Entweder ist es ein Guter oder ein Glattmann. Leider bestätigt sich das Unheil.
Der Wels bringt Pech – wir bekommen keine weitere Aktion. Mich beschleicht eine böse Vermutung. Vielleicht hätte man direkt auf dem Futter angeln müssen und nicht warten bis die nimmersatten Fische schon wieder weiter gezogen waren. Der Tag vergeht und wir genießen das, was unser Hobby am besten bieten kann: sonnen, baden, kühle Getränke in schönster Natur genießen, fürstlich Essen und einfach Nichts tun.
Auch die letzte Nacht vergeht ohne Run. Erst beim Packen merke ich, dass die Schnur der Joker Rute nicht mehr ins Freiwasser, sondern zum nächsten Seerosenfeld zeigt. Da ich Inline-Bleie verwende, ist der Fisch natürlich nicht mehr dran. Naja, aus Fehlern lernt man – oder auch nicht…
Gemeinsam treten wir am Vormittag die große Überfahrt an und verabschieden uns bei Pizza, Spezi und Almdudler. Es war mir eine Ehre Chris - danke für Alles! Stunden später geraten wir in den großen Heimreiseverkehr und damit in den längsten Stau unseres Lebens. Der Alltag hat uns wieder…
Hard Facts: wo, wie und womit?!
Wo: Meine Spots lagen im Freiwasser immer dort, wo harter Grund auf weichen traf. Wichtig war es mir, möglichst weitflächig zu füttern, so dass die umher patronierenden Karpfen auf unser Futter aufmerksam werden und schließlich auf den Hakenköder stoßen.
Der verlorene Fisch biss mitten auf einem kleinen Plateau in einer nahe gelegenen Bucht. Von Anfang an spielte ich mit dem Gedanken dort zu angeln, tat es aber erst in der letzten Nacht. Selbst Schuld.
Die steile Uferkante brachte trotz rollender Fische und 10 Kilo investierter Boilies keinen Fisch. Warum? Meine Theorie: Ich fing mit der weiter draußen liegenden Rute die heranziehenden Fische ab.
Wie: An großen Stau- oder Naturseen ist vernünftige Ausrüstung wichtig. Boot, Echolot und GPS erleichtern das Auf- und Wiederfinden der Spots ungemein.
Womit:
Endtackle: Durchgebundene Mono-Rigs bestehend aus 6er Terminator-Haken und 140 Gramm Inline-Bleien geangelt mit Schneemann oder Bodenköder
Futter: 20mm Fresh Water Boilies, 24mm Bloodworm Boilies, Tigernüsse in rauen Mengen, Chris setzte auf DeLiver von MTC Baits.
- Pop Ups: Hellraiser Pop Ups – Citrus Blast, NS1+ Pop Ups - Pink
- Bodenköder: Weightless Hookbait Bloodworm