Interview
|
10.04.2020
Im Interview: Andreas Hetzmannseder zum Dreh der Donau-Masterclass
Andreas Hetzmannseder hat mit der „Große Flüsse Masterclass“ an der großen Donau in Österreich ein echtes Brett hingelegt – vor allem, wenn man bedenkt, dass es seine erste Masterclass vor der Kamera ist. Respekt! Nicht nur der Film geht steil, das Fangergebnis des jungen Marketing & Media Editors bei Korda mit mehreren Fischen der 20-Kilo-Klasse und etlichen Runs in wenigen Tagen ist geradezu sensationell! Christopher Paschmanns hat bei seinem Nachfolger im Job genauer zu dieser beeindruckenden Session nachgehakt:Christopher: Lieber Andi, was für ein Film! Bringe uns mal genauer ins Bilde. Wie viele Tage hast du gefischt und wie viele Tage wurde gefilmt? Was genau konntest du in dieser Zeit fangen?Andi: Hallo Christopher und Carpzilla Community! Ich freue mich sehr, hier ein paar Infos zu unserer Team Korda Germany Masterclass 2020 und natürlich auch zur „Große Flüsse Masterclass“ geben zu dürfen. Eins muss ich mal hier vorne weg stellen. Der Dreh am Fluss hat mir und Kameramann Christian Keßler im Vorhinein einige schlaflose Nächte bereitet, denn bei der Angelei am Fluss mussten wir mit sehr vielen Faktoren jonglieren, die wir nur indirekt planen und einschätzen konnten. Ich gehe da im weiteren Verlauf des Interviews genauer darauf ein. Der Dreh für die Masterclass ging auf jeden Fall richtig steil und bleibt mir als eine der besten Fluss-Sessions meiner Laufbahn im Gedächtnis. Ich bin kein Mensch, der Angelergebnisse gerne in Zahlen ausdrückt, aber um das hier kurz zu umreißen. Wir hatten in 4 Drehtagen und ebenso vielen Angelnächten 13 Fische. Darunter zwei Fische Ende 30 Pfund, und drei echte „Powerhouses“, also wilde, kräftige Schuppenkarpfen von über 20 kg aus dem Hauptstrom der großen österreichischen Donau. Hätte mir in meinen Anfängen der Flussangelei mal jemand prophezeit, dass ich in Zukunft eine derart krasse Session an der Donau erleben würde, hätte ich mir das nicht annähernd vorstellen können.Christopher: Beeindruckend! Doch ich kenne dich und deine Angelei lange genug. Besonders für deine Flussfischerei habe ich mich immer fasziniert und dazu auch bereits in meinem Buch ausführlich interviewt. Ich weiß von so mancher Serie, die auf deine und auch die Kappe deines Bruders ging. Was du da vor der Kamera abgeliefert hast, ist jedenfalls alles andere als Normalität am großen Strom! Hattest du besonderes Glück? Oder steckt vielleicht viel mehr Arbeit dahinter, als vor der Kamera zu sehen ist?Andi: Bei der Angelei am Fluss zahlt sich harte Arbeit, wahrscheinlich wie auch an jedem anderen Gewässer, immer aus. Damit meine ich aber nicht nur harte Arbeit in Form von Futtereintrag vor einer Session. Es zahlt sich vor allem aus, den Fluss lesen zu lernen und zu verstehen, wie die Fische wandern. Ich habe in den letzten Jahren zwar auch instant wirklich gute Sessions erlebt, nämlich dann, wenn die Bedingungen im Fluss stimmen und du eine Gruppe Fische wirklich gefunden hast. Bei den Dreharbeiten für die Masterclass wollten wir, in angemessener Filmlänge, so viel Input und Know How zum Flussangeln weitergeben, wie nur irgendwie möglich. Der Anspruch war also ganz klar definiert. Wie ich auch im Abschnitt zu Futter und Vorbereitung im Film gesagt habe, habe ich die Session natürlich so gut es geht vorbereitet, um unsere Fangaussichten positiv zu beeinflussen. Zudem habe ich zwei Wochen von Österreich aus gearbeitet. In direkter Nähe zum Fluss. Genau so, als ob ich für mich privat eine wichtige Herbstkampagne vorbereiten würde. Nachdem ich einige Abende mit dem Fahrrad an den Ufern der Donau unterwegs war, um mir einen aktuellen Eindruck der Lage zu verschaffen, habe ich begonnen, Futter einzubringen. Nachdem diese erste Phase anlief, war mir vor allen Dingen wichtig, dass ich zu den heißen Zeiten am Fluss war. Damit meine ich die Stunden früh morgens und spät abends, wenn die Fische sich durch Rollen bemerkbar machen. Denn genau diese Zeichen sind es, die mir sagen, ob ein Spot produktiv ist und von den Fischen regelmäßig angeschwommen wird, oder eben auch nicht. Blind zu füttern bringt auch am Fluss nicht die gewünschten Ergebnisse. Bereits nach 3 Tagen in meiner Futterkampagne machten sich aber die ersten Fische bemerkbar, erst Barben und Rapfen, später auch Karpfen. Ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache, doch der Pegelstand machte mir mehr und mehr Sorgen. Zum Ende der ersten Woche meiner Vorbereitungszeit waren Regenschauer angesagt und mit einem Tag Verspätung machte sich das auch im Pegelstand bemerkbar. Ich war eingestellt auf dieses Auf und Ab des Pegels und die Kamera-Crew war sich dessen ebenfalls bewusst. Wir wollten nur drehen, wenn die Bedingungen auch wirklich passen. Die Wassermassen gingen den Fluss hinunter und Mitte der zweiten „Vorbereitungswoche“ pendelte sich der Pegel glücklicherweise wieder etwas ein. Auf den letzten Drücker habe ich den Kameramännern dann zwei Tage vor Drehbeginn bescheid gegeben, dass wir das Ding durchziehen, denn der Fluss war wieder fängig. Christopher: Ganz ehrlich Andi, wenn ich mir das erlauben darf: Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich an diesem krassen Film habe. Der Struggle, die Hingabe, der unglaubliche Einsatz, den du für diesen heftigen Erfolg geleistet hast, wird nicht gezeigt! Es sieht regelrecht einfach aus. Erzähle mal bitte mehr vom wahren Anglerleben an der großen Donau!Andi: Ich denke der Struggle am Flussangeln liegt darin, den Fluss mit den Jahren richtig lesen zu lernen. Ich bin an den Ufern der Donau groß geworden und habe im Zuge dessen natürlich auch viele Jahre „Lehrgeld“ abbezahlt, wie man in Österreich so schön sagt. Wenn ich aber an meine ersten eigenen Schritte am Fluss zurückblicke, in denen ich auf alle Fischarten der Donau geangelt habe, kann ich mich an eine nicht unerhebliche Anzahl an Blanks erinnern! ;-) Aber genau diese Entwicklung über die Jahre hat mir bei diesem Dreh auch ganz massiv in die Karten gespielt. Ich wusste schon von Beginn an, dass uns nur ein recht kleines Zeitfenster im Herbst für diesen Dreh zur Verfügung stehen würde, nämlich dann, wenn die kalten Schmelzwässer aus den Alpen im Frühsommer und Sommer die Donau passiert haben und sich Pegelstand und Wassertemperatur in einem fängigen Bereich befinden. In der zweiten Jahreshälfte ist die Angelei an der Donau also bedeutend effektiver, denn die Fische legen dann große Strecken im Hauptstrom zurück und wenn du dann dein Futter und deine Köder effektiv präsentieren kannst, kann das passieren, was während des Drehs passiert ist! Genau jetzt kriege ich wieder so richtig Gänsehaut, wenn ich an diese Session zurückdenke! Christopher: Mit welchen Risiken ist so ein Dreh verbunden? Ich kenne es aus meinen Jahren im Job gut und weiß, wie sich dieser ganz spezielle Druck anfühlt. Jetzt weißt du es sicher auch ganz genau. Beschreibe das doch mal am Beispiel des Donaudrehs.Andi: Viele Leute haben mich im Zuge der Veröffentlichung dieses Films ganz genau auf dieses Thema angesprochen. Oftmals wurde ich gefragt, ob ich denn gar nicht nervös vor diesem Dreh war, weil ich im Film recht gelassen gewirkt habe. Du beschreibst es aber ganz richtig, wohl aufgrund deiner langjährigen Erfahrung mit solchen Mammut-Produktionen wie der Korda-Masterclass. Das Gefühl vor so einem Dreh würde ich nicht als Nervosität beschreiben, viel eher macht sich ein gewisser Druck bemerkbar, dass es jetzt innerhalb eines doch relativ kleinen Zeitraums von wenigen Tagen passieren muss und alles funktioniert. Und das obwohl Unsicherheitsfaktoren wie Pegel, Berufsfischer, andere Karpfenangler, das Wetter, der Luftdruck und vieles weiteres, dir jede Sekunde einen ganz gewaltigen Strich durch die Rechnung machen können. In manchen Dingen steckst du halt einfach nicht drin, du musst sie akzeptieren und das Beste aus der Situation machen. Christopher: Diese Erleichterung, wenn dann tatsächlich zum ersten Mal der Delkim loslegt, ist unbeschreiblich, nicht wahr? Vor allem, wenn dann der erste Fisch sicher in die Maschen gleitet! Wie war die Stimmung im Team, als klar wurde, das Ding geht steil?Andi: Genau dieser Moment, wenn nach sorgfältiger und fokussierter Vorbereitung, der erste Fisch in die Maschen gleitet, war es, der mir meine Lockerheit und Leichtigkeit zurückbrachte. Ich liebe das Angeln und ich zeige auch gerne, wie viel Spaß und Freude mir dieses so einzigartige Hobby bereitet. Die ersten 24h waren mal so richtig bissig und wirklich viel Schlaf war weder für mich, noch für die Jungs an den Kameras drin, aber spätestens nachdem der erste Riese aus dem Fluss gebändigt war, merkte man auch den Jungs an den Kameras an, wie viel Spaß und Kreativität sie in dieses Projekt stecken konnten. Die anfängliche Leichtigkeit sollte uns aber im Laufe des Drehs auch noch einmal auf die Probe stellen. Gegen Ende der Woche wurden wir von Barben überfallen und ich wusste was das bedeutete. Kommen nämlich die Barben an dein Futter, sind die Karpfen weitergezogen. Die Barben konnten ohne die Konkurrenz von Karpfen den Futterplatz lerräumen. Kein Rollen mehr zu sehen, keine Aktion außer wild gewordene Barben. Zudem hatte ich einen Nachmittag lang nichtsahnend zwei ineffektive Latten im Fluss. Die Montagen wurden wahrscheinlich von Krebsen in die Steinpackung gezerrt und waren nicht fängig präsentiert. Zu Beginn der letzten Nacht am Fluss, dem eigentlichen Finale, war also plötzlich die Routine und Leichtigkeit etwas verflogen. Wir haben bis lange in die Nacht hinein gemeinsam gegessen und beraten, wie wir den Film am besten abschließen sollten und wurden tatsächlich um Mitternacht aus unseren Gedanken gerissen. Volllauf. Die Erlösung. Nachdem ich diesen Drill in pechschwarzer Nacht für mich entscheiden konnte und ein ganz besonders großer Schuppi im Netz lag, jubelte eine wild gewordene Crew in die Nacht! Wir waren wieder zurück im Spiel! Wir hatten zwar nur mehr wenige Stunden Zeit, aber die Fische waren wieder zurück und die Karten neu gemischt. Christopher: Flussangeln fasziniert und polarisiert. Die Nachfrage nach so einem Film war immer da. Masterclass als Format ist irre beliebt. Und wenn es kritische Stimmen gab, dann solche wie: Schick die Jungs mal an einen echten Männerfluss! Solche werden jetzt verstummt sein, nach der Session. Was steht als nächstes an? Gibt es ähnlich krasse Projekte für die Zukunft?Andi: Ich liebe wilde Gewässer, vor allem wenn sie fließen. Das heißt aber nicht, dass wir mit dem Projekt Masterclass nur das Ziel „Höher, schneller, weiter“ verfolgen. Wir haben auch in diesem Jahr ganz bewusst viel Wert darauf gelegt, mindestens einen Film für jedermann dabei zu haben. Christoph Freuen und Daniel Brünkmans haben einen echten Top Job bei der Basics Masterclass hingelegt, und bis ins Detail erklärt, wie man mit wirklich einfachen Methoden und einer soliden Vorgehensweise Karpfen fangen kann und das Feedback auf diesen Part hat uns echt überwältigt. Nordlicht Björn Brockmann hat seinen Mann bei einem wilden Trip an einen französischen Flachlandsee gestanden und das obwohl er mit denkbar schwierigen Bedingungen zu kämpfen hatte. Für die Masterclass 2021 haben wir bereits eine Menge ambitionierter Pläne, doch dazu verrate ich an anderer Stelle mehr! Christopher: Vielen Dank für diese spannenden Einblicke hinter die Kulissen Andi und alles Gute für anstehende Projekte, wir bei Carpzilla freuen uns schon drauf!Hier schaut ihr die Große Flüsse Masterclass:Und mehr von Andreas Hetzmannseder findet ihr auf Instagram und natürlich in seinem coolen Blog für Carpzilla+, den er zusammen mit seinem Bruder Felix pflegt:https://www.carpzilla.de/cz-plus/blogs/river-rats