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19.03.2019
Raduz Holub: Spurensuche an der tschechischen Elbe
Die Flussangelei gilt als eine der letzten großen Herausforderungen beim Karpfenangeln. Raduz Holub aus dem tschechischen Carp R Us Team hat sich der Aufgabe gestellt und dabei seinen ganz eigenen Angelstil entwickelt. In seiner Story berichtet uns Raduz von seiner mobilen Flussangelei...Wenn ich sehe, welche Berge von Ausrüstung manche Karpfenangler ans Wasser bugsieren, kann ich häufig nur mit dem Kopf schütteln. Natürlich möchte man am Wasser auf jede Situation vorbereitet sein, doch zu welchem Preis? Ich versuche, mein Tackle mittlerweile so gut es geht zu minimieren. Blicke ich auf die vergangenen Jahre zurück, gelingt es mir mittlerweile, mit immer weniger Ausrüstung loszuziehen. Ein riesen Vorteil, besonders bei kurzen Overnightern, aber lest selbst...Startschuss an der ElbeDie ersten Sonnenstrahlen schienen durch das Blätterdach der Bäume. Ich hatte mein Camp am Ufer der Elbe aufgeschlagen und genoss für einige Augenblicke die ruhige Natur. Durch meinen neuen Job und dem damit verbundenen Umzug hat sich auch meine Angelei komplett verändert. Neben kleinen Kiesgruben und verkrauteten Altarmen zog mich vor allem der große Fluss in seinen Bann. An den neuen Gewässern standen vor allem kurze Overnighter an der Tagesordnung. Die überschüssige Ausrüstung abzulegen und extrem mobil am Wasser zu agieren, motivierte mich für zukünftige Sessions. Denn nur wenn Nächte unter der Woche auch einen Erholungsfaktor mit sich bringen, hält man diese sonst extrem kräftezehrende Vorgehensweise dauerhaft durch. Leichtes Gepäck ist also das A und O.Beobachten ist der Schlüssel zum ErfolgIch wagte einige Versuche an den neuen Gewässern. Dabei ging es mir in erster Linie nicht darum etwas zu fangen, ich wollte die Gewässer beobachten, nach Anzeichen von Fischen Ausschau halten, mir einen ersten Eindruck verschaffen. Frank Pizon, ein französischer Angler und Fotograf, sagte mal: „Jede Beobachtung oder das Angeln selbst, kann uns manchmal den Eindruck vermitteln, dass wir besser verstehen, was passiert.“ In Wahrheit unterscheiden sich unsere Eindrücke am Wasser häufig von der Realität. Aber egal, wie wir unsere Eindrücke interpretieren, sie können unsere Erfolge beim Angeln verbessern. Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich am Ufer der Elbe langsam mein kleines Camp abbaute - blank.Neuer Versuch, neues GlückDie Zeiger meiner Uhr standen bereits auf halb fünf, als ich den Motor meines Autos startete. Ich wollte es noch mal für wenige Stunden an der Elbe versuchen und hatte nur das Nötigste im Gepäck: eine kleine Tasche, zwei Ruten, eine Abhakmatte, Liege samt Schlafsack und meine Kamera. Während der Fahrt schossen mir Bilder von dicken Karpfen, dunkelbraunen Rücken und sich an der Wasseroberfläche öffnende Karpfenmäuler in den Kopf. Sollte ich dieses Mal endlich Erfolg haben? Der Zeitpunkt war gut gewählt, schließlich stand der Herbst vor der Tür. Für die Fische häufig ein deutliches Signal, sich auf den bevorstehenden Winter vorzubereiten.Location, der Schlüssel zum ErfolgDie ersten, gelbroten Blätter trieben bereits den Fluss entlang. Beladen mit meiner Ausrüstung wanderte ich am Ufer der Elbe entlang, den Blick auf das Wasser gerichtet. Immer wieder hörte ich ein leises Schmatzen – definitiv Döbel, doch ein großer Schwall an der Wasseroberfläche ließ mich plötzlich stutzig werden. War hier etwa doch ein Karpfen unterwegs? Ausprobieren! Meine, mit ausgewaschenen Boilies, präparierten Rigs flogen nur Sekunden später in Richtung vermeintlichem Karpfen. Ich hatte bereits mit vielen Ködern experimentiert, aber meistens nur unerwünschte Beifänge gehakt. Mit den ausgewaschenen Boilies bin ich in letzter Zeit richtig gut gefahren, dementsprechend positiv war ich für die Abendstunden gestimmt. Die Dunkelheit legte sich über den Fluss und die Aktion der Fische an der Oberfläche ließ merklich nach. Jetzt konnte es sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, ehe ich den ersten Biss verzeichnen würde.Tatsächlich war erst eine halbe Stunde vergangen, als ein Bissanzeiger zaghafte Geräusche von sich gab. Der Fisch kämpfte träge, zog aber dennoch kontinuierlich Schnur von meiner Rolle. Nach bangen Minuten konnte ich den elf Kilo schweren Schuppenkarpfen endlich über meinen Kescher ziehen. Ein perfekter Moment, die Welt schien für einige Augenblicke stillzustehen.Der mächtige FlussspieglerIch nutzte die frühen Morgenstunden, um meine Rigs wieder in die Fluten zu befördern und den Platz wieder ausreichend mit Futter zu versorgen. Ich war ziemlich müde von der Nacht und freute mich auf Zuhause, als wie aus dem Nichts noch mal eine meiner Ruten ablief. Der Fisch vor mir kämpfte anders wie sein Artgenosse zuvor. Ich hatte große Mühe ihn von der reißenden Hauptströmung fernzuhalten und es dauerte eine ganze Weile, ehe ich das breite Kreuz des Spieglers das erste Mal an der Oberfläche sah. Als der Fisch endlich im Kescher war, durchbrach ein kurzer Freudenschrei die morgendliche Stille. Ein unbeschreiblicher Moment am großen Strom.Versucht es auch mal: leichtes Gepäck, wenig Zeit, aber die Chance auf einen wilden Flusskarpfen. Ich bin mir sicher, diese Angelei wird euch genauso faszinieren wie mich. Bis dahin wünsche ich euch viel Erfolg und einen guten Saisonstart.Raduz HolubDas von Raduz verwendete Carp R Us Endgame findet ihr hier im Online-Shop.