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03.05.2017
Achim Schlüssel: 2 Meter - reicht das?
Der deutsche Fox Consultant Achim Schlüßel zeigt uns seinen Style. Einer seiner wichtigsten Ausrüstungsgegenstände ist ein kleines Boot, nur zwei Meter lang – aber dafür so flexibel, das er nur ganz selten was Größeres braucht. Wer mit so einer kleinen "Schlauche" in See stechen will, sollte aber auch seine Ausrüstung anpassen - Achim erklärt worauf es ankommt:Ungläubige BlickeWie? Mit der Nussschale? Und da soll alles reinpassen? Im Leben nicht!Zum wiederholten Male höre ich diesen Spruch, nachdem mir ein neues Vereinsmitglied das erste Mal am Wasser begegnet und mir dabei zusieht, wie ich meinen Kombi entleere und währenddessen eine Akku-Pumpe die 2 Meter-Schlauche aufpumpt. 20 Hübe pro Kammer mit der Fuß-Pumpe nachgelegt und das FX200 ist prall wie der Hintern von Ice Cube’s Ehegattin Coco. Läuft! Die beiden Pumpen fliegen danach wieder zurück in den Kofferraum.Der Kollege will immer noch nicht so recht glauben, dass ich mein Vorhaben wirklich in die Tat umsetze und sieht mir kopfschüttelnd dabei zu, wie ich die kleine Barrow Bag zuerst im Heck verfrachte. Die Flatliter und der FX Combo Chair bilden das geeignete Fundament, um alle weiteren Habseligkeiten zu einem, ich zitiere: „Haufen biblischen Ausmaßes“ zu konstruieren. Nachdem der Turmbau zu Babel beendet ist und auch mein Hintern im Boot noch ein Plätzchen gefunden hat, rudere ich los. Einen E-Motor habe ich schon lange nicht mehr benutzt. 4 Jahre? 5 Jahre? Das hat verschiedene Gründe. Der wichtigste an diesem Wasser ist: Alle anderen Angler am See benutzen einen E-Motor. Hechtangler inklusive. Sollen Sie. Ich werde Sie bestimmt nicht davon abhalten. Fakt ist, dass Karpfen gut hören können, besser als so manch andere Fischart in unseren heimischen Gewässern. Das solltet Ihr niemals vergessen!Alles dabeiIch winke dem immer noch kopfschüttelnden Opa noch kurz zum Abschied zu und tauche ein in diese andere Welt. Merke, wie die Anspannung des Arbeitstages abfällt und ich mich nun auf andere Dinge konzentrieren kann. Automatisierte Abläufe. Hunderte Male erlebt, oft verändert, angepasst. Ich habe immer versucht, das Tackle noch leichter, kompakter und noch spezifischer auf meine Fischerei abzustimmen. Und eines vorweg: Ich brauche mittlerweile einen Stuhl, auch wenn ich nur eine Nacht unter der Woche fischen gehe.Watthose, Echolot, 10 kg Baits, Grillkohle, Lebensmittel, Getränke und Ersatzklamotten inklusive. Natürlich gibt es auch die Puristen unter uns, die im Sniper-Modus ohne Schirm und Moskitonetz im tiefsten Schilf hocken und glauben, durch diese Art der Fischerei Ihren Fischen mehr Wertigkeit zu verleihen. Macht ja auch manchmal richtig Bock, das gebe ich gerne zu. Aber spätestens, wenn ich dann am nächsten Morgen mit einem von Mückenstichen zerbeulten Gesicht im Büro erscheine, überlegt man sich solche Aktionen vor dem nächsten Mal dann doch ein wenig genauer. Da gehe ich lieber zweimal mehr die 10 Meter vom Kofferraum zur Slipanlage.Wind - immer her damit!Zugegebenermaßen, ich habe Glück an diesem Tag, da ich ausnahmsweise keinen Gegenwind habe, während ich den Kilometer zum Spot rudere. Ab einer gewissen Wind- bzw. Wellenstärke wackelt der Tower nämlich manchmal schon ein wenig beängstigend, aber bis jetzt ist noch immer alles gut gegangen und meine Schiffbruchquote liegt nach wie vor bei null. Lieber rudere ich gegen den Wind und habe gute Bedingungen zum Fischen, als dass ich meine Rigs in spiegelglatter See versenke. Klar, ist das manchmal nervend. Gerade unter der Woche. 20 Minuten rudern, schlimmstenfalls am frühen Morgen nach schlafloser und fischreicher Nacht, den Termin in der Firma um 9:00 Uhr im Nacken sitzend. Ich habe durchaus schon mehrfach diese Keulerei vor Beginn eines Arbeitstages verflucht. Aber mal ehrlich, ich glaube die Vorteile überwiegen. Das punktgenaue Ablegen meiner Montage auf manchmal nur sehr kleinen, krautfreien Spots, ist mit einem E-Motor bei Wind nicht möglich. Oder nur sehr mühsam und mit viel Getöse verbunden, weil mit der Schlauche immer wieder große Kreise über dem Spot gedreht werden müssen, da der Radius eines Wendemanövers im Gegensatz zum Rudern um ein vielfaches größer ausfällt. Womit wir wieder beim Lärm durch sich drehende Schrauben wären…Mobil bleiben - oder doch eher flexibel?Viele Angler verbinden flexibles bzw. mobiles fischen mit wenig Tackle. Damit soll der schnelle Platzwechsel sichergestellt werden. Mal ehrlich – ich habe in den letzten Jahren niemanden getroffen, der 3-mal täglich von Stelle zu Stelle movt. Für mich bedeutet Mobilität in erster Linie, dass ich das gesamte Tackle schnell auf- und abbauen kann, unabhängig von der Menge. Flexibilität hingegen bedeutet für mich, dass meine mitgeführten Ausrüstungsgegenstände verschiedene Arten der Fischerei abdecken. Ich habe einfach keine Lust vor jeder schnellen Nacht am Wasser das Tackle wieder individuell für diese eine Session abzustimmen. Da packe ich lieber alles ein. Das Mitführen „sämtlicher Gerätschaften“ hat einen entscheidenden Vorteil: Ich kann flexibel auf die Umstände am Wasser reagieren. Sei es verschiedenes Endgame, unterschiedliche Bleigewichte zwischen 50 und 280 Gramm (…natürlich mindestens jeweils 4 Stück) oder auch das Mitführen von 4 extra langen Banksticks – man weiß ja nie! Solange alles auf den 2 Metern des Schlaubootes seinen Platz findet – wo ist das Problem? Aktuell fische ich häufig mit einer Rute sehr aktiv, soll heißen, mit dem Chod-Rig viele Stellen in kurzer Zeit.Da wird es mit dem Werfen an meiner heiß geliebten 10ft-Horizon X schwierig. Daher habe ich aktuell auch immer noch eine 12ft Rute mit im Gepäck. Diese Joker-Rute hat mir dieses Jahr bereits einige gute Fische auf völlig neuen Plätzen beschert.Auf der Suche nach PerfektionIch habe nie versucht, mit so wenig Ausrüstung wie irgendwie möglich fischen zu gehen. Natürlich könnte ich die ganze Nacht auf einem Eimer sitzen und die Rute in der Hand halten. Und ich könnte auch die Tasche für die Tasche für die Tasche kaufen. Es ist wie überall im Leben – ein gesundes Mittelmaß ist sehr häufig die beste Lösung. Daher gönne ich mir auch ein gewisses Mindestmaß an Luxus bei meiner Suche nach der Perfektion. Jeder kann und sollte für sich selber entscheiden, wieviel Zeug er mit ans Wasser schleppt. Einen Rat möchte ich Euch aber dennoch mit auf den Weg geben: Schmeißt einfach alles aus eurer Tackle-Box, was Ihr in den letzten 12 Monaten nicht angefasst habt - dann reichen 2 Meter vollkommen aus!Abschließend möchte ich noch ein Zitat niederschreiben, was mich in den letzten Jahren immer begleitet und die Auswahl meines Tackles erheblich beeinflusst hat. So gibt es einen wunderbaren Ausspruch von Antoine de Saint-Exupéry aus dem Jahre 1939, der meine Suche nach Perfektion beim Fischen exakt umschreibt. Er sagte: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."Achim SchlüßelFox Int. GermanyÜbrigens: Achim hat Ende 2014 sein eigenes Buch "Picknick für Fortgeschrittene" veröffentlicht. Es ist längst ein Szene-Klassiker! Ihr bekommt es für 29,95€ im Carpzilla Shop:http://shop.carpzilla.de/buecher/picknick-fuer-fortgeschrittene.html