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11.11.2018
Benjamin Kessenich: nachgeschärfte Haken - Fluch oder Segen?
Nachgeschärfte Haken sind ein heiß diskutiertes Thema. Fest steht: Die filigranen Spitzen sind längst nicht für jede Situation am Wasser geeignet. Benjamin Kessenich gab den scharfen Greifern nach anfänglichen Startschwierigkeiten eine zweite Chance. Seine Erfahrungen schildert er in dieser Story:Teurer SpaßWas gibt der Markt uns nicht alles für Möglichkeiten. Von Schleifsteinen und Miniaturschraubzwingen, bis hin zu kompletten Sets mit Tarnstiften bzw. Vaseline zum Versiegeln der angeschliffenen Stellen.Zu guter Letzt gibt es noch die wohl kostspieligste Variante: ein Paket nachgeschärfte Haken für knapp 10 Euro. Viel Geld für etwas was man nur einmal verwenden kann, oder? Dennoch zwang mich meine Neugier dazu, dieser eigentlich nicht wirklich neuen Idee des Hakenschärfens eine Chance zu geben. Doch der Reihe nach:StartschwierigkeitenEs ist mittlerweile schon einige Jahre her, als ich das erste Mal mit den kleinen, spitzen Greifern in Kontakt kam. Es war dem Zufall geschuldet, dass Mark Voosen und ich zu jener Zeit die gleichen Gewässer befischten und ich mir somit über Umwege ein Paar seiner nachgeschärften Eisen ergaunern konnte.Seine spätere Firma steckte damals noch in den Kinderschuhen und ich beäugte diese dünndrähtigen Metallteile mit ihrer eigentlich nicht wirklich sichtbaren Spitze doch eher skeptisch.Es lag an mirScharf, beziehungsweise Spitz waren die Haken definitiv, trotzdem war ich nach den ersten Einsätzen am Wasser eher enttäuscht. Dies war keineswegs dem Produkt oder gar der Idee dahinter verschuldet, es lag schlichtweg an meiner plumpen Art der Angelei.Bereits den ersten Wurf auf ein Plateau überlebte der geschärfte Haken nicht. Die Spitze war derart ramponiert, dass blöd gesagt nur noch ein gekrümmtes Stück Metall an meinem Vorfach hin – ein Karpfen konnte damit definitiv nicht gefangen werden.Natürlich gab ich im ersten Moment den Haken die Schuld und nach kürzester Zeit hatte ich tatsächlich das gesamte Päckchen der geschärften Eisen kaputt gemacht. Seien es Fehlwürfe, Beifänge oder Krebsattacken – nach jeder Aktion musste ein neuer Haken her.Neustart mit scharfem EisenEs dauerte gut ein weiteres Jahr bis ich mich wieder dem Thema des Hakenschärfens annahm. Diesmal jedoch wollte ich selbst Hand anlegen und stattete mich mit einem Schleifset aus. Meine damalige Freundin, die ich mittlerweile meine Frau nennen darf, bezeichnete diesen Moment als „der Anfang vom Ende“, denn fortan war es mit der Angelfreien Zone, welche sonst ab der Haustür begann, vorbei. Viele Abende verbrachte ich im warmen Wohnzimmer damit, dass perfekte Nachschleifen zu erlernen und immer weiter zu verbessern.Mittlerweile habe ich aus den Fehlern meines Erstkontakts gelernt, meine Angelei darauf angepasst. Denn eine Anpassung setzt den Einsatz der scharfen Haken voraus. Längst nicht jede Situation am Wasser sind für deren Einsatz geeignet.Im Idealfall legt man die Montagen mit den scharfen Eisen vom Boot ab, da ich jedoch an all meinen Gewässern werfen muss, habe ich mir eine andere Lösung ausgedacht.Schutz für die SpitzeDa jeder Wurf sitzen muss, verwende ich nur noch Distance Sticks. Mit ihnen kann ich garantieren, dass jeder Wurf auf dem Spot landet und die Montage nicht zu kurz oder zu weit fliegt.Auch PVA Flops sind eine ideale Möglichkeit die Hakenspitze zu schützen. Die kleinen, schwimmenden Helfer aus Maisstärke werden auf die Hakenspitze gesteckt und lösen sich mit der Zeit im Wasser auf.Mein neuster TickDie ersten Nächte mit den, diesmal sicher ausgebrachten, Montagen stellten alle Vorstellungen in den Schatten. Seitdem gab es mehrere Momente, in denen ich Leute wie meinen Kumpel Mark Voosen verfluchte und mir gewünscht hätte, nie mit dem Schleifen angefangen zu haben. Keiner, aber wirklich kein noch so frischer Haken aus der Packung ist mir jetzt noch scharf - und mir des Einsatz würdig genug. Es ist die Art und Weise wie ich auf einmal meine Fische hake, nämlich oben im Maul oder gar außerhalb. Aber letztendlich überzeugten mich die Landgänge von Zielfischen die bekannt dafür waren, Hakenköder gekonnt auszusortieren.Nachgeschärfte Haken sind keineswegs ein sinnloser Trend, sondern machen in speziellen Situationen den Unterschied aus. Jeder Angler, der die Zeit und Lust mitbringt seine Haken nachzuschärfen, kann ich das "Do-it-yourself-Set" wirklich ans Herz legen. Es bedarf zwar etwas Übung, doch nach einigen Versuchen kann sich das Ergebnis in Form eines perfekt geschärften Hakens durchaus sehen lassen.Vor einem großen Fehler möchte ich euch jedoch im Vorhinein bewahren: Schleift eure Haken zuhause und NICHT am Wasser – auch wenn Frau und Freundin das kratzende, knirschende Geräusch schnell verachten werden! Jeder einzelne Haken benötigt 100 % Konzentration, wenn man das perfekte Ergebnis erzielen möchte.Probiert es aus, ich wünsche euch scharfe Eisen und krumme Ruten!Euer BenniBenjamin hat bereits einige Storys, mit klasse Bildern, auf Carpzilla.de verfasst - diese findet ihr hier.