Deine Story
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07.11.2017
Benjamin Kessenich: Wochen der Wahrheit
Naturebaits Teamangler Benjamin Kessenich nimmt in seiner neuen Story die dritte Jahreszeit etwas näher unter die Lupe - aus Karpfenanglersicht natürlich. In seinen treffenden, fesselnden aber auch witzigen Ausführungen, die mal wieder mit super Fotos unterlegt sind, wird sich sicher jeder Leser irgendwo wiederfinden. Viel Freude mit seiner Hommage an den Herbst:Wenn Karpfen zu Bullen werden...Der Herbst ist da und mit Ihm all das, was uns Karpfenangler ausmacht. Kaum verfärben sich die ersten Blätter von einem saftigen Grün, hin zu einem hauchzarten Gelb, schon werden aus Tieren welche vor wenigen Tagen noch den Namen „Karpfen“ trugen, „Herbstbüffeln oder Herbstbullen“.Über die flexible Namensgebung hinaus, schießen mit einem Mal Fische der Marke Eigenbau wie aus dem Nichts vor die Kameras, welchen mitten auf der Flanke ein Blatt durch den Körper zu wachsen scheint.Von null auf hundertJa, ja, der Herbst… Dabei gibt er uns so viel mehr als Saisonnamen oder blättrige Modetrends. Es sind die langersehnten Wochen, die ein schlechtes Angeljahr nochmal retten bzw. ein Gutes vollkommen machen können.Wenn die Zeit gekommen ist, in der ich meine Wärmflasche an das Fußende meines Schlafsacks drücke, um mich nur wenig später selbst dazu zu legen, kommt in mir immer wieder diese ganz spezielle Vorfreude auf.Ein Gefühl, welches ich höchstens noch aus meinen Kindertagen kenne, breitet sich nun jedes Mal in mir aus, wenn ich meine Karre durch den mit Laub bedeckten Weg zum Wasser schiebe.Eigentlich ist doch alles so wie immer und doch ist alles anders. Es sind eben die kleinen Nuancen, die alles so speziell wirken lassen und mich dazu bringen, aus meiner anglerischen Alltagsrutine auszubrechen. Sei es die Farbenpracht der Bäume oder der erste Nachtfrost, der einfach alles mit einem funkelnden Glitzern überzieht. Jeder einzelne Aspekt ist es wert seine Freizeit nun am Wasser zu verbringen.Den Luftdruck ständig im BlickWenn dann auch noch die Fische mitspielen und man seine Angelei den Situationen und dem Luftdruck anpasst, ja dann können einen wirklich magische Momente wiederfahren. Es ist erst wenige Wochen her, als ich auf dem Sofa liegend, meine Wetter App nach dem Luftdruck der nächsten Tage befragte. Stetig abfallender Druck von 1023 hPa bis auf 1002 hPa wurden voraus gesagt.Von wegen RoutineEine leichte Nervosität macht sich in mir breit, wohlwissend des perfekten Luftdrucks, der abnehmenden Mondphase und des gut vorbereiteten Platzes. Es ist schon verrückt, bekommt man doch über die Jahre eine gewisse Art Routine in seine Ablaufprozesse während des Angelns. Nun jedoch stehe ich an den Ufern meines Gewässers, umringt von den tollsten Farben des Herbstes und jegliche Routine ist dahin.Noch bevor ich mein Tackle von der Karre auf den von Laub bedeckten Platz stellen kann, schraubt sich vor mir eine wahre Fressmaschine aus dem Wasser. Der dumpfe, fast schon in Zeitlupe ablaufende Aufschlag lässt mich hektisch nach meinen Ruten greifen…Oder soll ich doch lieber schnell ein paar Dickenmittel über den Platz verteilen, um die Fische zu halten?! Ruten?? Futter?? Ruten?? Futter??Hölle im Paradies...Wieder kommt das kleine Kind in mir durch, welches an Weihnachten unter einen bunt geschmückten Baum zwischen zwei Geschenken wählen muss. Die Hölle im Paradies! Ich endscheide mich für die Ruten und klippe sie schnell auf die endsprechenden Distanzen ein. Das richtige Bauchgefühl wie sich nur Minuten später herausstellen sollte. Nach zwei Halbstarken und einen kleineren koiartigen Schuppi, lag ein gewaltiger Spiegler in den Maschen.Es sollten die erhofften magischen Stunden werden...Die Magie des HerbstesAngeln ist in vielerlei Hinsicht ein Hobby indem der Faktor „Glück“ eine große Rolle spielt. Wenn man jedoch ein wenig auf die Gegebenheiten achtet und ab und an die Möglichkeiten hat seine zeitliche Angelei den Bedingungen endsprechend anzupassen, ja dann kann man gerade jetzt, in den Wochen der Wahrheit, wirklich magische Momente erleben.Benjamin Kessenich