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17.11.2020
Peer Bannow: Lang lebe die Freundschaft #2
Heute gibt's den zweiten Teil der absoluten Ausnahmesession, die Peer Bannow mit seinem Kumpel Christopher in Österreich erleben durfte. Nachdem Letzterer für sein Studium ins Ausland gezogen war, waren gemeinsame Angelabenteuer erstmal auf Eis gelegt - bis zu dieser Tour an einen Natursee, direkt vor Christophers neuer Haustür. Checkt das aus. Und es hört einfach nicht auf…Christopher legte sich schnell wieder schlafen, aber ich musste durchziehen, so dachte ich mir. Also schnell noch ein Rig aus einem 4er Wide Gape X und 0.50er Fluorocarbon binden und wieder raus damit. Dieses Mal gab ich auch richtig grobe Kelle, denn ich wollte einmal Ruhe haben. Die Müdigkeit haute mich mal wieder komplett weg als ich im Bett lag, aber da lief die Rute auch schon wieder ab. Ich hielt das Ganze langsam für einen schlechten Scherz. Christopher stand wieder mit auf und ruderte mich über den Fisch.Mittlerweile tat es mir schon echt leid dass nur mein Spot lief obwohl er nur 50 Meter neben mir angelte. Aber dieses Mal war eh alles ganz anders, denn ich pumpte einfach einen Sack ans Boot den wir dann abschöpften. Aber was für ein Sack war das denn bitte?! Der war definitiv nochmal deutlich schwerer als der Fisch von gerade eben. Als wir ihn an die Waage hängten war es auch amtlich: 25 kg+ Schuppipower waren mein – mein neuer PB! Wir freuten uns wie die Kinder und packten den Fisch ebenfalls in eine Sling, da ich mit meinem Personal Best vernünftige Tagbilder machen wollte. Ich fuhr die Rute wieder raus und so langsam ging auch die Sonne wieder auf.Wir wollen doch nur schlafen… oder zumindest fotografierenNach 30 min Schlaf schrie uns auf einmal ein Siren an. „Endlich“, dachten wir uns und Christopher war an der Reihe. Auch dieser Fisch machte mega Druck und wir hofften, dass einfach alles gut gehen würde. Und das tat es auch! Der Fisch fiel zwar verhältnismäßig klein aus, aber Hauptsache Fisch. Schnell war dieser abgelichtet und wir legten uns endlich mal für drei Stunden schlafen; zumindest so lange, bis wir auf einmal vom gefühlten Weltuntergang geweckt wurden. Ein heftiges Gewitter war über uns hereingebrochen. Aber ein Glück war es nach kurzer Zeit weiter gezogen, so dass Christopher und ich schnell ein paar Wasserbilder von dem Fully und meinem PB anfertigen konnten. So wirklich realisieren konnte man jedoch nicht was da gerade passiert war.Da unsere Essensvorräte komplett aufgebraucht waren, trank Christopher nochmal ein koffeinhaltiges Getränk und machte sich anschließend auf den Weg um kurz was einzukaufen. Ich warf die Liege in den Schatten und hatte mir fest vorgenommen mal ein wenig zu schlafen. Der Plan ging jedoch kaum auf, da kurze Zeit später die linke Rute erneut ablief. Ich sprang schnell auf und drillte den Fisch. Dieser war zwar mit um die 7kg auch wieder kleiner, hatte aber eine mega coole Form. Schnell waren mithilfe eines Statives Bilder geschossen, aber die Großen schienen leider weg zu sein. Zudem schien es tagsüber an dem See eh nicht so krass zu laufen, was mir nach der Nacht auch ganz gelegen kommen sollte. Christopher war auch gerade erst am Auto angekommen als ich ihm von dem Fisch erzählte und er konnte das alles auch kaum fassen, denn bei den anderen Anglern, die er am See traf, ging die letzten zwei Nächte gar nichts. Und das, obwohl die Fische sich immer noch bei denen in den Seerosen aufhielten. Langsam war es wieder um die 30 Grad heiß geworden aber das war mir egal – ich sprang ins Wasser und legte mich danach einfach auf die Liege und schlief ein.Lebendiger HängerAber wieder gab es kein Erbarmen und die Rute lief um 12 Uhr nochmal ab. Ich sprang mit der Rute nochmal ins Wasser damit ich mich einmal abkühlen konnte und einen klaren und wachen Kopf bekommen konnte. Schnell merkte ich, dass die Mono wieder an den Wurzeln und Muscheln festhing und ruderte mich erstmal ohne nennenswerten Druck über das Hindernis. Dort angekommen, konnte ich zum Glück mit ein wenig Druck und Geschick die Schnur lösen. Als diese dann ins Freiwasser zeigte und das Wasserschwein an der anderen Seite unaufhaltsam weiter zog nahm ich die Verfolgung auf. Ich versuchte den Badegästen verständlich zu machen, dass sie vielleicht nicht unbedingt über meine Schnur schwimmen sollten weil ich gerade am Drillen bin und es ging zum Glück alles gut bis ich über dem Fisch war. Dort angekommen merkte ich dann aber, dass dieser einfach auf dem Grund im Freiwasser festhing. Obwohl, nachdem der Fisch mich einfach weitere 100 Meter über den See zog ohne einen Meter hoch zu kommen merkte ich, dass er doch nicht festhing und anscheinend auch kein kleiner sein konnte. Die Sonne knallte die ganze Zeit in meinen Nacken und ich merkte wie dieser gefühlt zu kochen begann. Aber egal, ich wollte diesen Fisch jetzt unbedingt haben und so langsam aber sicher bewegte sich da unten etwas. Durch die Sonne und das klare Wasser sah ich ihn dann auch das erste Mal in vier Meter tiefem Wasser und meine Beine wurden definitiv weich. Durch den Angelkartenverkäufer kannte ich ein Bild des aktuell dicksten Fisches aus dem See und ich brauchte keine Sekunde um zu sagen das genau ER es war! Ein brutaler Schuppenkarpfen, der leider auf jeden Fall noch nicht in den Kescher wollte. Nach unzähligen weiteren Fluchten legte er sich mit seiner vollen Breite an die Oberfläche und gab sich geschlagen. Vorsichtig glitt er mir in den Kescher und ich musste erstmal den ganzen See zusammenschreien. Die Badegäste schauten mich zwar komisch an aber was war das bitteschön für ein verdammt großer Fisch?! Ich musste mich erstmal beruhigen um langsam zurück zu rudern. Zurück im Camp rief ich sofort Christopher an und er glaubte mir absolut nichts mehr. Ich setzte mich neben dem Fisch ins Wasser um ihn nicht unnötig aus dem Wasser zu heben und wartete, bis mein Freund vom Auto zum Camp gelaufen war. Als er den Schuppi sah, traute er seinen Augen auch nicht mehr und wollte unbedingt seine Ruten wieder im Rennen haben. Aber vorher hieß es, schnell ein paar Bilder zu machen … wenn ich den überhaupt gehalten bekommen würde. Normalerweise wiege ich kaum Fische, da das für mich keinen hohen Stellenwert genießt. Hier wollte ich zudem einfach nur eine geile Zeit mit meinem guten Freund verbringen. Aber: Dieser Fisch musste natürlich gewogen werden. Doch da stellte sich ein neues – vorher noch nie dagewesenes Problem ein.Heaton, wir haben ein ProblemDie Waage von Christopher ist eine analoge die bis knapp über 25 kg wiegen kann und als ich den Fisch hochhob, knallte sie mit voller Wucht gegen 26/27 kg und bewegte sich nicht mehr weiter. „Ach du Schande“, dachte ich mir! Eigentlich war es mir auch egal, ob er jetzt 25 ,27 oder 28 kg hat, da es einfach ein mega Fisch war – aber irgendwie wollte man es dann doch wissen. Ich sprang also schnell ins Boot und ruderte zu den anderen Anglern, die zum Glück eine digitale Waage hatten, welche bis 100kg ging. Zurück am Camp, hoben wir beide den Fisch wieder hoch und trauten unseren Augen nicht: Da stand einfach über 30 kg drauf. Wir wogen nochmal und nochmal und das Display blieb am Ende bei 30,27 kg stehen (nasse Sling schon abgezogen). Jetzt stand ich da, völlig baff und konnte gar nichts mehr glauben. Ein Fully, 15 kg +, 20 kg + , 25 kg + und 30,27. Schnell wurden ein paar Bilder gemacht und das Biest mit einem kleinen Kuss in seine Heimat zurückgelassen.ZweitbesetzungDen Rest des Tages verbrachten wir damit, die Ruten präzise zu legen und hinab zu tauchen. Am Abend, als wir gerade Christophers letzte Rute tauchen wollen um die Chancen zu erhöhen, sahen wir, wie auf einmal ein paar Angler auf der anderen Seite des Sees aufbauten. Diese fuhren mit ihrem Boot exakt zu unseren Markern und legten dort ihre Ruten ab. Wir schnappten uns unser Boot und fuhren hinüber um zu erfahren, was hier die genaue Mission war. Leider taten die Neuen so, als würden sie uns nicht hören – und das, bis wir auf einen Meter an ihr Boot herangefahren waren. Auf Englisch versuchten wir ihnen klar zu machen, dass das so nicht gehen würde. Sie verstanden uns perfekt, aber legten trotzdem fünf Meter neben unseren Markern ab; wir waren aber einfach zu müde um jetzt richtig Stress anzufangen. Also fuhren wir zurück und beobachteten, wie sie nun die genau gleichen vier Spots wie wir befischten. Als sie gerade eine Rute auf Christophers anderen Spot legten, lief diese auch ab. Wir dachten zuerst, dass sie die Rute eingesammelt hätten und fuhren ziemlich übermüdet und auch ein wenig geladen zu ihnen. Als Christopher dann jedoch auf einmal Schläge spürte, freuten wir uns diebisch, dass es weiter laufen sollte. Der Fisch kämpfte nicht übermäßig, aber bereits im Wasser sahen wir, dass es ein Two-Tone war. Die Anspannung war bei Christopher deutlich spürbar und wir waren umso glücklicher, als wir den Fisch in den Kescher befördern konnten. Schnell wurden ein paar Bilder gemacht und wir ließen den Abends genüsslich ausklingen. Um 4 Uhr meldete sich dann noch eine von mir umgelegte Rute mit einem circa 4kg schweren Schuppi.Neue Impulse müssen herAm nächsten Tag standen wir endlich mal ausgeschlafen auf und hatten wieder volle Power neue Spots zu suchen und wieder auf die Jagd zu gehen, schließlich wollten wir weiterhin fangen! Ich legte nur eine Rute um und Christopher fand an einer neuen Kante Fraßlöcher wo er natürlich eine Rute genauestens platzierte. In dieser Nacht fingen wir beide wieder je einen kleinen Fisch und Christopher einen zweiten um die 15kg – genau so sollte es sein. Nach dem Stress mit den anderen Anglern und nach drei Nächten auf einer Stelle wollten wir aber nochmal etwas Neues sehen. Also beluden wir das Boot mit unserem ganzen Tackle und Christopher ging einkaufen während ich die neue Stelle bezog. Von dieser konnten wir ganz neue Seeteile befischen und wir waren wirklich zufrieden mit der Spotwahl. Bei weit über 35 Grad in der Sonne neben Badegästen sein Zelt aufzubauen war jedoch alles andere als easy. Als alles stand und wir uns erstmal ins Wasser zum Tauchen zurückzogen, ließ sich das ganze jedoch aushalten. Die neue Bodenstruktur war an der ein- oder anderen Stelle deutlich steiniger und frische Fraßlöcher konnten wir nicht so wirklich finden. Dennoch waren wir hochmotiviert und wurden nach ein paar Stunden auch gleich mit einem circa 5kg schweren Fisch belohnt. Den Rest der Nacht tat sich jedoch leider gar nichts mehr. Wir chillten an diesem Tag das erste Mal so richtig und genossen das gemeinsame Angeln mal wieder. Eine Rute warf ich direkt vor einen Baum; natürlich war hier die Bremse auch zu 100% dicht. Im Laufe des Tages konnte ich somit noch einen kleinen Fisch fangen und am Abend auch noch einen besseren. Bei den anderen Spots war jedoch Totentanz.Der Abschied rückt näherZwei Nächte blieben uns jetzt also noch und wir entschieden uns, das Ganze jetzt auszusitzen. In der vorletzten Nacht passierte jedoch leider nicht mehr so viel. Christopher konnte noch einen und ich ebenfalls einen herrlichen Fisch am Morgen fangen. Den letzten Tag entdeckte ich dann nochmal eine kleine Veränderung in der Bodenstruktur an einer Kante, bei der ich mal eine Rute komplett in den Schlamm legte. Auch Christopher legte seine Ruten auf Sandstellen zwischen Steine und Fraßlöcher in einer Kante.Am Abend aßen wir nochmal genüsslich Pizza und tranken dazu ein Bier, denn wir konnten kaum fassen wie unglaublich schnell die Zeit vergangen war. Die Gespräche wurden mal wieder lange und Christopher kam um 1:30 in der Nacht noch auf die Idee, Sterne zu fotografieren. Genau in dem Moment hörten wir, wie neben seinem Marker ein Fisch buckelte und kurze Zeit später auch bereits der Siren losschrie. Dies war wieder kein ganz kleiner Fisch und ein überragender Abschluss. Überglücklich gingen wir schlafen bis am Morgen bei Sonnenaufgang auf einmal mein Delkim nochmal so richtig trötete. Dieser Fisch nahm mal wieder richtig Fahrt auf und machte nach dem ersten Kontakt gut Druck. Nachdem er meine zweite Rute eingesammelt hatte, konnten wir ihn endlich keschern. Der Abschluss war uns hier gerade mit einem 20kg-Fisch versüßt worden. Im Anschluss packten wir dann auch sofort ein, da wir noch Tetris zu spielen hatten und uns noch ein gemeinsames Essen gönnen wollten. Im Zug angekommen, ging es für mich nach einer Woche, die wie im Flug verging, wieder zurück in den Norden, wo ich mit ein paar guten Freunden auf den 30kg-Fisch anstieß. Bis zum heutigen Tage fällt es mir manchmal schwer zu glauben, was da in diesen Tagen passiert ist.Alles Gute!Peer