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16.11.2020
Peer Bannow: Lang lebe die Freundschaft #1
Heute erwartet euch hier der erste Teil einer packenden Geschichte, die Peer Bannow erleben durfte. Nachdem sein Kumpel Christopher aus dem hohen deutschen Norden ins ferne Österreich gezogen war, stand eine Distanz-Freundschaft auf dem Plan - gemeinsames Fischen war Mangelware. Bei einem Besuch in Österreich wollte Peer aber die guten alten Zeiten direkt am Wasser wieder aufleben lassen. Was die Beiden erlebten, erfahrt ihr hier. Eine unvergessliche Session Am Anfang eines jeden Jahres werden für mich neue Ziele gesetzt und neue Missionen geplant. Doch ich fragte mich was nach meinem Hammerjahr 2019 noch kommen sollte? Zunächst flogen mir natürlich erstmal 1000 Dinge durch den Kopf: Dieses Gewässer, jener Fisch, usw. Doch mein wichtigstes Ziel war es, meinen besten Freund Christopher zu besuchen. Mit diesem hatte ich bereits einige unvergessliche, harte und schlaflose Sessions im hohen Norden erleben dürfen .Er studiert jedoch nun in Österreich, weshalb wir uns 2020 sehr selten sehen würden und auch das Angeln sehr wenig werden sollte. Aber ich wollte ihn gerne mal in seiner neuen Heimat besuchen und rief ihn sofort an um eine gemeinsame Session bei ihm zu planen. Wir einigten uns erstmal auf eine grobe Zeit im Sommer und wollten dann vorher alles genauer bei einer kleinen Session im hohen Norden besprechen. Als Christopher seine Eltern Mitte Juni besuchte, fuhr ich nach der Arbeit schnell zu ihm und wir machten eine kleine und erfolgreiche Stalking-Partie. Im Anschluss an diese ging es dann an die genaue Planung der Österreichsession. Als erstes ging es an die Gewässerwahl. Wir beide einigten uns sehr schnell, dass es kein Paylake werden sollte sondern ein öffentliches Gewässer, welches am besten nicht allzu klein aber auch nicht zu groß sein durfte. Christopher fiel spontan ein Gewässer ein, an dem er bereits 2019 erfolgreich gewesen war und erzählte mir ein wenig von diesem. Ein circa 30ha großer See mit Badebetrieb sollte es also werden.Doch wie komme ich am besten nach Österreich?Für mich stand eines schnell fest: Ich wollte den Night Jet (Zug) nehmen, denn die Hin- und Rückfahrt würden sich nur auf 60 Euro belaufen. Natürlich war mir klar, dass es schwer werden würde, das Tackle für sieben Nächte Angeln, plus eine Nacht ankommen und obendrauf noch eine Wanderung in den Zug zu bekommen, aber den Versuch war es ja wert. Christopher und ich hatten selber schon als unter 18-Jährige einige Sessions mit dem Zug durchgezogen und deshalb wusste ich, dass es klappen könnte. Ich packte also mein ganzes Kleintackle und ein paar Klamotten in einen Rucksack der mit als Handgepäck dienen sollte. Meine restlichen Klamotten, Kamera und 10kg Brockebaits wurden in einem Koffer verstaut. Meine Liege mit Schlafsack wollte ich mir dann, genauso wie die Ruten und Rollen, unter den Arm schnallen.Reise und WiedersehenDie Vorfreude stieg von Tag zu Tag immer mehr und ich konnte es kaum erwarten bis endlich Mittwochabend war und es losgehen sollte. Ich kam am Bahnhof an und warf mir übermotiviert den Rucksack über die Schultern, nahm die Liege in die eine Hand und den Koffer mit den Ruten in die andere und los ging es! Die Blicke der Leute am Bahnhof waren sehr lustig aber das war mir egal. Am Zug angekommen versuchte ich, alles in meinem fast leeren Abteil (Corona sei Dank) zu verstauen. Und schon ging es los auf die 13-stündige Fahrt. Und obwohl sich diese durch die komplette Nacht zog, konnte ich kein Auge zumachen.Angekommen in Österreich freute ich mich mega, Christopher und auch die Berge mal wieder zu sehen. Schnell luden wir mein Tackle in den kleinen Mini One seiner Freundin und fuhren zu ihm in die Wohnung. Dort angekommen packte ich schnell die Badehose und meinen Schnorchel aus, denn wir beide wollten unbedingt an den See und Baden gehen. Ein bisschen Futter durfte natürlich auch nicht fehlen. Das war wohl auch die beste Entscheidung die man bei 30 Grad im Schatten treffen konnte. Nach einer kurzen Fahrt durch die Berge sah ich also das erste Mal den See und Christopher hatte nicht zu viel versprochen. Glasklares, leicht türkisfarbenes Wasser und ein mega Bergpanorama erwarteten uns. Was uns leider auch noch erwartete, waren unzählige Badegäste, die wirklich überall am See verteilt waren. Wir schnappten uns also schnell unsere paar Sachen und los ging es. Bereits im Voraus hatten wir uns zwei Stellen auf Google Maps herausgesucht, an denen wir die Fische gut würden abfangen können. An der ersten angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass bereits zwei Angler dort saßen. Also, nichts wie auf zur zweiten.LocationDiese war zum Glück frei und wir sprangen schnell ins Wasser und schwammen los. Auf den ersten Metern sah alles recht normal aus. Da mal eine Muschel, da mal eine Kante, da mal ein altes Fraßloch, aber alles in allem nichts Besonderes. Als ich aber nach 500 Metern außerhalb des direkten Nahbereichs eine Kante nach unten tauchte, traute ich meinen Augen nicht. Hier reihten sich 40 mal 40cm große Löcher im Boden aneinander und diese waren nicht einmal mit Sediment bedeckt. Dies ließ darauf hindeuten, dass hier vor kurzem noch Karpfen gewesen sein mussten. Schnell war der Spot gefüttert und es ging weiter zu einem 50 Meter entfernten Plateau- wo uns ein ähnliches Bild erwartete. Zwar waren die Löcher hier nicht so zahlreich, aber auch hier waren definitiv vor kurzem Karpfen gewesen. Nachdem wir diesen Spot gefüttert hatten ging es zurück an Land denn wir waren nun schon eine ganze Zeit unterwegs und hatten noch einiges vor.Überglücklich und völlig euphorisch ging es also zu den anderen Anglern. Diese erzählten uns jedoch, dass sie in vier Nächten nur zwei kleinere Karpfen hatten fangen können. Wir redeten noch ein wenig weiter mit ihnen und es stellte sich heraus, dass sich ein großer Teil der Fische in einem Seerosenfeld und Schilfgebiet aufhielt an dem sie angelten. Das schauten wir uns auch nochmal genauer an und die Angler hatten tatsächlich Recht. Außerdem erzählten sie uns auch noch, dass der größte Fisch des Sees wohl auch noch vor zwei Wochen gestorben sei. Mit nun leider leicht gedämpfter Euphorie ging es für uns weiter zum Auto und auf dem Weg kauften wir noch schnell die Angelkarten. Der Verkäufer konnte uns leider bestätigen, dass der größte Fisch gestorben war aber er zeigte uns dafür noch ein paar weitere coole Fische.Wanderung und überraschende WendeZuhause angekommen aßen wir erstmal eine Kleinigkeit und gingen dann sofort weiter zum Wandern. Wir hatten einen flotten Gang drauf und erreichten nach guten 2,5 Stunden Wanderung eine kleine Alm an der es erstmal ein kühles Bier beim Sonnenuntergang gab. Eigentlich sollte es ja erst am nächsten Tag um 10Uhr an den See gehen, aber Christopher fiel auf der Rücktour plötzlich auf , dass die Karte für den See bereits ab 0 Uhr gültig war. Wir beide schauten uns also an und sofort war klar, wo wir um Mitternacht sein würden! Schon fast im Dunkeln kamen wir am Auto an und es ging nach Hause, das Tackle packen. Aber wie soll das Tackle für zwei Personen bitteschön in einen Mini One passen?Müdigkeit vs. PerfektionismusWir beide sind zwar sehr minimalistische Angler, aber dort waren wir mit unserem Latein auch am Ende. Wir entschieden uns nur das Aller-, Allernötigste mitzunehmen und den Rest dann später zu holen. Das Tetris spielen hatte ein wenig gedauert und etwas verspätet ging es dann an den See. So langsam setzte bei mir auch die Müdigkeit an, denn ich hatte seit fast zwei Tagen nicht geschlafen. Aber egal! Am See angekommen beluden wir schnell das von uns gemietete Boot und ruderten gegen 1 Uhr an den Spot. Dort wurde schnell das Zelt aufgebaut und jeder Handgriff saß einfach perfekt; wieder einmal zeigte sich, was für ein gutes und eingespieltes Team wir sind. Schnell war das Setup aufgebaut und die erlaubten vier Ruten beködert. Doch wer fischt nun links am Plateau und wer rechts an der Flachwasserspitze? Das war uns beiden eigentlich völlig egal, da wir als Team angeln gehen. Also entschied ich mich aus dem Bauchgefühl heraus für den rechten Spot. Völlig übermüdet legten wir die Ruten trotzdem perfektionistisch wie immer ab und waren überglücklich, als wir nach einem mega anstrengenden Tag um 4 Uhr endlich in unsere Liegen fallen konnten.Schlaf, süßer SchlafEs dauerte keine zwei Sekunden und ich war im Tiefschlaf, aber der Schlaf sollte nicht lange anhalten. Beim Sonnenaufgang tönte mich auf einmal die Funke meines Delkims mit voller Karacho an und ich war mega aufgeregt, ob ich meinen ersten österreichischen Karpfen erfolgreich landen könnte. Dank Christophers Ruder- und Kescherhilfe ging tatsächlich alles gut und wir freuten uns mega über einen gar nicht so klein geratenen Schuppenkarpfen. Schnell waren ein paar Bilder mit einem wirklich magischen Bergpanorama eingefangen und es ging wieder ins Bett. Der Schlaf hielt jedoch wieder nicht so lange an da wir um 9:30 Uhr in einer gefühlten Sauna aufwachten und Christopher nochmal schnell die restlichen Sachen holen wollte. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, baden zu gehen und die Ruten perfekt auszutauschen. Gut gestimmt und voller Neugier ging es schon bald in die zweite Nacht. Wir hofften das Beste, aber was da kommen sollte hatte sich keiner von uns beiden jemals ausmalen können.Run aus dem NichtsAls erstes aßen wir schön und tranken dazu ein kühles Bier auf die bisher schon mega coole Zeit und das so lange herbeigesehnte Wiedersehen. Ich war happy, denn mein Ziel war es gewesen, einen Fisch zu fangen und das Gewicht war mir hierbei egal gewesen. Von daher war alles was jetzt noch kommen würde, reiner Bonus. Wichtig war mir nur, dass Christopher auch noch zum Zug kommen würde. Nachdem wir das Bier entspannt ausgetrunken hatten und uns gerade schlafen legen wollten, lief meine Linke Rute wie aus dem Nichts plötzlich ab. Wir ruderten schnell über den Fisch und ich merkte erneut, dass es kein ganz kleiner war. Nach ein paar Fluchten gab sich dieser jedoch wieder geschlagen und der nächste 15kg+ Fisch lag in den Maschen des Keschers.Drill auf Biegen und (fast) BrechenSo schnell hatte ich jetzt nicht mit einem Fisch gerechnet! Schnell war dieser abgelichtet und die Rute wieder gelegt, so dass es endlich wieder ins Bett gehen konnte. Doch um 1 Uhr nachts wurden wir schon wieder aus dem Schlaf gerissen. So langsam waren wir komplett fertig, aber es ging trotzdem wieder ins Boot. Als wir über dem Spot waren merkte ich, wie meine Schnur komplett festhing und ich fast nichts mehr machen konnte. Mit maximalem Druck und einer fast durchgebrochenen 3.25lbs Rute konnte ich aber langsam Meter für Meter aus dem Wurzel/Muschel-Hindernis befreien. Ich hatte eine Riesenangst, dass die Schnur reißen würde – so sehr, dass die Müdigkeit auch schon völlig vergessen war. Nach gut 20 Metern Gepumpe spürte ich es: Der Fisch war frei! Ich nahm ihn sehr hart ran und hoffte einfach, dass meine Schnur alles mitmachen würde. Als er das erste Mal an der Oberfläche war, traute ich meinen Augen jedoch nicht und die Angst wurde nur noch stärker, denn es war ein Fully! Ich riss die Bremse wieder auf und drillte ihn nun ganz vorsichtig bis Christopher ihn endlich keschern konnte. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber das war mit Abstand der schönste Fisch, den ich je fangen konnte und dann auch noch der wohl schönste aus dem See. Überglücklich legte ich die Rute neu und packte den Fisch in eine Sling. Ich bin eigentlich kein Freund des Hälterns von Fischen aber bei dem musste ich mal eine Ausnahme machen.Was um Himmels Willlen ist das?Schnell war die Rute wieder mit einem einzelnen Prawn Boilie von Brockebaits geködert und perfekt an den Spot gelegt. Ich schlief mit einem Grinsen im Gesicht wieder ein und wurde mit diesem gegen 3:30Uhr auch schon wieder geweckt. So langsam waren Christopher und ich eher wandelnde Zombies – aber egal; schnell fuhren wir wieder über den Fisch. Doch was war das dieses Mal? Es fühlte sich sehr schwer an und die Schläge des Gegners waren langsam und mächtig. Sollte das also einer des ganz Großen aus dem See sein? Wir malten uns alles aus, aber der Fisch wollte sich uns auf gar keinen Fall widerstandslos ergeben. Im Gegenteil: er machte mit uns einfach, was er wollte. Wenn er dachte, er geht nun in die andere Richtung, zog er uns mit dem Boot einfach hinterher. Das Ganze ging sogar so weit, dass ich die beiden Ruten eines 300 Meter entfernt sitzenden Anglers einsammelte . Dies war mir mega unangenehm und mein Arm machte so langsam auch immer mehr schlapp. Nach über einer Stunde schwamm er dann sogar noch in ein Krautfeld und setzte sich so richtig fest. Langsam glaubte ich gar nicht mehr daran, dass es ein Karpfen war den ich da gehakt hatte und auch nicht mehr daran, dass er in das Netz kommen würde. Nach 75 Minuten hartem Drill und guten 500 Metern Entfernung zum eigentlichen Spot kam er aber endlich an die Oberfläche und wurde gleich beim ersten Kescherversuch eingenetzt. Es war ein Karpfen … und was für einer! Die magische 20kg-Marke sollte ich somit für mich in Österreich auch gebrochen haben. Wir machten schnell ein paar Bilder und setzten ihn sofort wieder zurück da wir den Fisch nach so einem Drill keinem unnötigen Stress aussetzen wollten.