Deine Story
|
15.07.2022
Philipp Jeitler: Das perfekte Wochenende
Wie oft plant man eine Session, für welche man Wochen zuvor schon alles 1000-mal durchgeht, um zu "wissen", wie es am besten ablaufen soll. Ich glaube viele wissen was ich damit meine und dann läuft nichts mal ansatzweise so, wie es soll. Darüber könnte ich Bücher schreiben, doch diesmal war es anders, eigentlich schon eher verrückt - lest selbst...Fische finden - wachsame Augen und OhrenMein Dreambaits Kollege Helmut Liedl und ich beschlossen gemeinsam ans Wasser zu fahren. Wir wohnen beide in Österreich und gar nicht so weit voneinander entfernt. Dennoch haben wir es noch nie geschafft, gemeinsam zum Fischen zu fahren. Wie es immer so ist, dauernd kommt etwas dazwischen. Helmut hatte ein Gewässer in der Hand, welches er selbst erst wenige Male beangeln konnte. Somit war es für uns beide eine spannende Geschichte. Denn was uns dort genau erwarten würde, wussten wir nicht.Als ich Freitag früh ankam, war Helmut schon am Wasser und bereits fertig mit dem Auftackeln. Eigentlich bin ich derjenige, der zu Zeiten ans Wasser kommt, zu denen sich andere noch ein paar Mal im Bett umdrehen. Aber anscheinend gibt es auch Ausnahmen. Sehr sympathisch, das konnte nur gut werden. Der aufsteigende Dunst zog über den See, eine großartige Stimmung. Man sah kaum die Wasseroberfläche. Deshalb spitzten wir unsere Lauscher und hörten einfach hin. Helmut begrüßte mich bereits herzlich und wir sogen erstmal die Stimmung auf. Immer wieder hörten wir Fische springen und rollen. Ein gutes Zeichen, die Fische waren aktiv und jedem von uns zauberte es ein Lächeln ins Gesicht. Jetzt mussten wir sie nur noch zum Fressen überreden.Spotsuche und FutterHelmut meinte von Anfang an, dass wir sehr wenig Futter nehmen sollten und eher Fallen stellen. Mit dieser Taktik hatte er die besten Erfahrungen sammeln können an diesem Gewässer. Wir besprachen, dass jeder eine etwas andere Kombination unserer Boilierange angeln wird. Choquita, Vitella und Krill & Oktopus haben wir ausgewählt. Mit Pellets in den verschiedenen Größen, etwas Hanf und dem Gamechanger-Liquid Minamino+ bestückten wir unsere PVA-Bags. Kurzerhand später ließen wir die Boote zu Wasser und machten uns mit Hilfe des Echolots erste Eindrücke über den Gewässergrund. Wir ruderten einige Zeit herum und es stellte sich heraus, dass die Fische im hinteren Teil des Sees waren. Der Untergrund war hauptsächlich mit einer 2-5cm dicken Schlammschicht bedeckt. Nach einiger Zeit konnten wir vier Spots finden, an denen sich kleine Muschelbänke am Grund angesiedelt haben. Wir hätten keinen besseren Spot finden können, schließlich ist es immer eine gute Wahl dort zu angeln, wo auch natürliche Nahrung aufzufinden ist.Wir hatten die Ruhe weg, Spots waren gewählt, die Camps standen. Bei einem schnellen Kaffee tauschten wir uns aus, wie wir unsere Ruten legen würden. Wir beide waren der festen Meinung, dass wir sehr effektive Plätze gefunden hatten. Schließlich sind Fraßspuren an Spots mit natürlicher Nahrung eines der besten Zeichen, die man bekommen kann. Voll im FischMehr als einen PVA-Stick gefüllt mit unserem vorbereiteten Futter und einer kleinen Handvoll Boilies verwendeten wir nicht. Langsam verschwand der Dunst über dem See und die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten und heißesten Seite. Wir beobachteten die Wasseroberfläche und konnten einige Fische sehen, darunter war auch der ein oder andere Koi zu sehen. Solche Besonderheiten sieht man nicht alle Tage, es wäre schon wirklich schön einen von diesen Tieren auf der Speicherkarte zu verewigen. So gegen Mittag als die Temperaturen mittlerweile knapp an der 30 Grad Marke waren, bekam Helmut den ersten Run. Er fuhr mit dem Boot zum Fisch und drillte einige Zeit. Als er ihn im Netz hatte, schoss seine Faust in die Höhe und ich wusste es würde ein besonderer Fisch sein, den er da gerade gefangen hatte. Am Ufer angekommen, sah ich, dass es ein richtiger Ausnahmefisch war. Wir konnten es kaum fassen. Der erste Fisch und schon einer der extravaganten Sorte. Wir lichteten den Fisch im Wasser ab, um ihn so schonend wie möglich zu behandeln. Schließlich war es extrem heiß und die Wassertemperatur war auch über 20 Grad.Willkommener BeifangDass wir schon in den ersten Stunden einen Fisch fangen konnten, bestätigte nur, dass wir definitiv die richtige Futterwahl und die richtigen Spots hatten. Kurz darauf lief auch schon meine Rute ab, also rein ins Boot und ab zum Fisch. Beim Drill merkte ich sofort, dass es kein Karpfen sein konnte. An der Rute sah man endlos erscheinende Schläge und der Fisch zog die Rutenspitze immer wieder in Richtung Wasseroberfläche. Mir erschien der Drill endlos, endlich kam der Fisch zum Vorschein. Ich konnte es kaum fassen, ein Stör! Den Letzten fing ich vor gut zehn Jahren. Früher hätte mir so ein Beifang eher die Nackenhaare aufgestellt, aber diesmal war ich doch erfreut darüber. Solange es bei einem Stör bleiben würde, wäre alles in Ordnung.Es wurde Abend und mit über 30° Celsius waren die Tageshöchstwerte überschritten.L angsam kühlte es ab und am Horizont zogen schon einige Wolken in unsere Richtung. Leises Donnern hörten wir in der Ferne. Also machten wir alles Wetterfest und zogen uns in die Zelte zurück. Der perfekte Moment, um schlafen zu gehen und die Regentropfen sanft am Zelt prasseln zu hören. Ich liebe dieses Geräusch einfach.Traum? Erfüllt!Gegen 06:00 Uhr in der Früh weckte mich meine Funkbox mit einem Dauerton. Ich nahm die Rute, stieg ins Boot und fuhr los. Die Luft war frisch und mein Gemütszustand war noch etwas schlaftrunken. Ich hatte so gut geschlafen, dass ich mich kurzzeitig gar nicht auskannte und etwas orientierungslos war. Zwei, drei Minuten später war ich voll bei der Sache und konzentrierte mich auf den Drill. Der Fisch kam am Spot hoch und ich konnte ihn problemlos einnetzen. Ich musste meine Augen reiben und dachte, ich seh` nicht richtig. Ein schimmerndes Orange-Rot zeigte sich. Das konnte doch nicht wirklich der Koi sein, den wir gesehen haben als wir ankamen.Zurück am Ufer, wartete Helmut bereits auf mich. Wir fingen beide zu lachen an als wir den Fisch sahen. Ja, es war einer von den am Vortag gesehenen Kois. Schnell fotografierten wir den Fisch und ließen ihn zurück. Besser konnte der Tag nicht beginnen. Tagsüber fingen wir abwechselnd Fische, einer schöner als der Andere. Insgesamt waren wir zwei Nächte und Tage an diesem Gewässer. Helmut und ich konnten insgesamt vier Kois und einige Scalys fangen. Während ich das Erlebte in Zeilen verfasse, muss ich immer noch lachen und mir scheint es selbst noch Unglaubwürdig.Man erhofft sich ja immer das Beste, wenn es einen ans Wasser zieht. Oft klappt es nicht und umso schöner ist es, wenn genau so etwas passiert. Da sind alle Blanks und Niederlagen vergessen. Eine unglaublich perfekte Bilderbuch Session, ohne Zwischenfälle oder Problemen. Ein Genuss!Philipp Jeitler