#Sven Schneider

Folgende Situation: Das Frühjahr neigt sich dem Ende, die Wassertemperaturen steigen und die Fische sammeln sich in ihren Laichgebieten. Wer dann draußen ist und genau dort angelt, der kann wahre Sternstunden erleben. Oder wie Sven Schneider es beschreibt: eine Supernova! Der Proline Teamer und erfahrene Kanalangler hat so eine Phase an der Rinne erwischt und womöglich die Session seines Lebens gefischt. Lest selbst!Supernova – der Inbegriff von FangrauschEinige haben es schon selbst erlebt, andere Angler haben nur davon gehört. Eine sogenannte „Supernova“ beim Karpfenfischen. Was ist das überhaupt? Ich bezeichne eine Situation als „Supernova", wenn nahezu der gesamte Karpfenbestand in einem Gewässer am Fressen ist. Biss auf Biss innerhalb kürzester Zeit über Tage, gar Wochen hinweg. Mehrere Fische in einem Zeitfenster von zwei bis drei Stunden zu fangen kann des Öfteren vorkommen. Bei mir waren es in ungefähr 20 Stunden 25 Läufe. Perfekte Bedingungen im AnmarschAber fangen wir vorne an. Da ich circa zwei Wochen nicht mehr am Wasser war, musste ich mir zunächst einen neuen Überblick an meiner Hausstrecke verschaffen. Dabei achte ich auf die Wassertemperatur und Fischaktivitäten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Temperaturen bereits seit über 10 Tagen konstant über 20 Grad. Somit konnte die Wassertemperatur auf 17-19 Grad ansteigen. Dadurch standen die Chancen gut, dass sich einige Fische bereits in den Laichgebieten sammeln. Zudem konnte ich auch einige Karpfen, darunter auch große Fische, im Schleusenbereich beim Sonne tanken beobachten. Da ich immer gerne einen Plan B in der Hinterhand habe, entschloss ich mich dazu zwei Plätze mit rund 1-2 kg Boilies in süßen Varianten zu füttern. Zum Einsatz kamen Scopex und die neuen Sweet Maggot & Cream Boilies aus dem Hause ProLine in 20mm. Kurz nachdem ich beide Plätze vorbereitet habe und mich gerade auf dem Weg nach Hause befand, kam der Regen. Diese Tatsache ließ mich sehr erwartungsvoll auf das Wochenende blicken.Am richtigen SpotAm Freitag nach der Frühschicht packte ich meine Sachen und startete mit meiner Freundin den Weg zum Wasser. Um 17 Uhr kamen wir am Platz an. Zunächst fiel meine Entscheidung auf den oberen Schleusenbereich. Bereits beim Aufbauen stellte ich fest, dass die Karpfen sehr aktiv sind. Sie rollten, sprangen und schwammen in Gruppen schwammen zusammen in meinem Bereich. Sogar vor unseren Füßen haben wir Karpfen gesehen. Trotz dessen war ich etwas skeptisch, zugleich aber heiß wie Frittenfett. Eine halbe Stunde nach Ankunft lagen dann beide Ruten an ihren Plätzen. Die Erste positionierte ich an der Schleuseneinfahrt und die Zweite legte ich auf den Übergang vom Beton der Schleuse zur Steinpackung ab. Ein gelber Pineapple Fluoro Pop Up und ein Sweet Maggot & Cream Pop Up am Ronnie Rig sollten den Erfolg bringen.Turbo-StartNun stand der gemütliche Teil an. Meine Freundin und ich wollten unseren Feierabend-Kaffee genießen. Denkste! Das Wasser war noch nicht im Kessel, schon lief die erste Rute ab. Nach einem richtig geilen Drill lag der erste Fisch der Session auf der Matte. Gute 14 kg – so kann man doch starten. Wir waren gerade dabei den Fisch zu fotografieren, als ich einen Sound in meinen Ohren vernahm. Der Dauerton meines zweiten AGEone-Bissanzeigers. Frauchen reagierte sofort und verstaute den ersten Fisch in der Schlinge im Wasser. Ich hingegen befand mich im Drill mit Fisch Nummer zwei. Dabei lagen die Ruten keine 30 Minuten im Wasser. Ich war echt sprachlos! Als wir dann den zweiten Fisch im Kescher hatten, gönnten wir diesem eine Pause. Weiter ging es mit den Fotos vom ersten Fisch. Erst danach warf ich eine Rute zurück auf den Spot, schließlich soll keine Zeit verloren gehen. Fisch Nummer zwei war mit 13,5 kg etwas kleiner – dennoch ein guter Kanalfisch.Supernova am KanalNachdem die Bilder im Kasten waren, setzte ich den Fisch zurück. Er war noch nicht aus der Schlinge, da lief schon wieder die eine Rute ab, welche ich fix zwischen der Fotosession gelegt hatte. Nach einem knapp 10-minütigen Drill lag ein fettes Schuppenbrett mit 19,2 kg auf der Matte. Wir schauten uns beide an und fanden in der Situation einfach keine Worte. Innerhalb von 45 Minuten drei richtig gute Fische auf der Matte – sowas erlebt man nicht oft. Was dann noch folgen sollte, war einfach purer Stress. Bis zum nächsten Tag um 13:30 Uhr sollte ich ganze 25 Läufe bekommen, wovon ich 22 Karpfen auf der Matte begrüßen durfte. 15 Fische über 10 kg, davon fünf über 15kg. Für mich ein unglaubliches Resultat.Doppeldrill mit besserer HälfteEin weiterer Höhepunkt der Session war ein Doppellauf. Gemeinsam mit meiner besseren Hälfte stand ich am Kanal, beide im Drill mit einem Karpfen. Ihren ersten Drill hat sie super gemeistert und ihr erster eigens gefangener Karpfen mit ungefähr 8kg konnte sich sehen lassen. Danach war der ganze Zauber, die Supernova, wie durch einen Knopfdruck beendet. Die Normalität kehrte zurück und erst 8 Stunden später kam der nächste Biss.

Diesmal für Euch in dieser Rubrik: Sven Schneider - Teamer bei Proline - erklärt seine Herangehensweise an die Angelei im Kanal, bei welcher er schon einige Jahre an Erfahrung mitbringt. Äußere Gegebenheiten wie das Verbot des Anfütterns und Nachtangelns haben ihn nicht in die Knie gezwungen und so hat er seinen ganz eigenen Style entwickelt. Lest selbst! Wer die Szene regelmäßig verfolgt, dem wird sicher auch nicht entgangen sein, dass Karpfenangeln an Kanälen in den letzten Jahren massiv an Popularität gewonnen hat. Das Web ist voll mit Berichten, Videos und verschiedenen Herangehensweisen. Gerade auch als „Neuling“ ist dies von schier unschätzbarem Wert und nie wurde es einem so einfach gemacht an Informationen zu gelangen wie heute. Ich selbst angle schon seit über 30 Jahren an diesen Gewässertypen und habe ködertechnisch, von der Kartoffel bis zum Boilie, wirklich schon alles ausprobiert. In all den Jahren konnte ich natürlich auch einige Erkenntnisse hinsichtlich der Futterstrategie sammeln und, so hoffe ich zumindest, richtig interpretieren. Eines jedoch wurde mir erst im Laufe der Zeit so richtig bewusst. Um erfolgreich und zudem stressfrei zu angeln, muss man die Bedingungen mit den Bestimmungen auf einen gemeinsamen Nenner bringen und aufeinander anpassen.Was meine ich damit?Ich selbst habe zum Beispiel ein Nachtangelverbot in der Zeit von 0:00-5:00 Uhr, sowie ein Fütterverbot, wobei maßvolles Füttern aber geduldet wird. Man sollte sich eben nicht mit einem Fass Mais und 50 kg Boilies am Wasser erwischen lassen. Mehr Bauchschmerzen hatte ich jedoch beim Nachtangeln. Sicher können einige von euch  nachvollziehen, dass es ziemlich stressig sein kann um Mitternacht einzupacken und gegen 5 Uhr dann wieder am Platz aufzuschlagen. Da bei uns sehr streng kontrolliert wird, war ein Durchangeln für mich keine Option. Immerhin wollte ich ja an meinem Hausgewässer noch öfter angeln gehen. Irgendwann hatte ich die Schnauze von meinen nächtlichen Fahrten gestrichen voll und habe mir Gedanken darüber gemacht, wie ich möglichst einfach aber trotzdem effektiv zum Fisch komme.Zunächst habe ich mich auf nur noch 3 Plätze konzentriert. An diesen Plätzen konnte ich die letzten Jahre konstant Fische fangen und dies schaffte zunächst das allerwichtigste: Vertrauen.  Da ein Langzeitfutterplatz aus Zeit- und Kostengründen nicht in Frage kommen würde, habe ich meine Futterstrategie komplett umgestellt. Ich ließ Partikel sowie auch Pellets komplett weg. Fortan fütterte ich nur noch hochwertige Boilies in Form von NG Squid, Banana N-Butyric und Crayfish aus dem Hause Proline. Ungefähr die Hälfte der Boilies habe ich halbiert und zu Beginn der Sessions mit verschiedenen Liquids z.B. GLM, Banane/Fish oder dem Crayfish Extract benetzt.Für mich stellte sich nun noch die Frage, wie und wann ich am effektivsten zum Fisch komme. Da ich in einer Wechselschicht arbeite, gab es hierfür verschiedenste Möglichkeiten.Wenn ich die Woche über Frühschicht habe, gehe ich natürlich, wie viele andere auch, spätestens freitags nach der Arbeit ans Wasser. Zu Beginn füttere ich mit der Spomb ca. 1-2kg Boilies am gegenüberliegenden Ufer. Gefischt wird bis Punkt 0:00Uhr. Dann geht’s mit dem gesamten Tackle ins Auto zum Schlafen, bis dann um 4 Uhr der Wecker klingelt und ich mich wieder auf den Weg zum Spot mache. Wenn die Ruten dann um 5 Uhr liegen, verteile ich noch ein paar Boilies mit dem Wurfrohr und warte auf den ersehnten Biss. Nicht selten kommt es vor, dass ich dann  in den ersten 30 Minuten einen Biss bekomme. Ist dies der Fall, sollte man kontinuierlich weiterfüttern, um die Fische auch bei Laune zu halten. Die Futtermenge passe ich hier dann ganz klar der Jahreszeit und den Fressverhalten an.Natürlich gehe ich auch unter der Woche nach der Frühschicht ans Wasser, hier sind die Erfolgschancen für gewöhnlich, aufgrund des wesentlich kürzeren Zeitfensters ganz klar geringer, jedoch sicher nicht aussichtlos. Hin und wieder gibt es  auch diese Tage, an denen es einfach läuft und es reichen ein paar Stunden um gleich mehrere Fische auf die Matte zu legen.Auch eine Session vor der Spätschicht kann sehr erfolgversprechend sein. Denn besonders in den warmen Sommermonaten sind die frühen Morgenstunden meiner Meinung nach am besten. Nachts raus ans Wasser, etwas Futter auf die Spots und dann erst mal schlafen. Um 4 Uhr klingelt dann der Wecker und die Montagen werden ausgebracht. Hier gilt bei mir ganz klar die Devise: „Never change a running system“. In all diesen Instantsessions verwende ich zu 99% dieselben zwei Montagen. Zum einen Snowmans mit einem dreiviertel 20mm Sinker und einem halben Pop-up. Wichtig für mich ist hierbei, dass der Köder beinahe schwerelos austariert ist.  Weiterhin verwende ich eine Pop Up Montage. Hierbei favorisiere ich das Multi-Rig, aber auch das Ronnie-Rig kommt bei mir ab und zu zum Einsatz.Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp. Kopiert nicht alles was ihr lest und seht. Probiert aus, macht eure eigenen Erfahrungen und passt euch den Gegebenheiten an.Tight lines und Petri heil,Sven Schneider